Die Bilder aus Berlin blendeten damals die Weltöffentlichkeit: Nazi-Deutschland machte im Jahr 1936 aus den Olympischen Spielen das perfekte Propaganda-Ereignis. Nun sollen die Olympischen Spiele exakt 100 Jahre später neuerlich in Berlin ausgetragen werden. Das ist der Plan der schwarz-roten Landesregierung in Berlin. Vom Jahrestag lässt sich die deutsche Politik zurzeit nicht irritieren.

1. August 1936: Der Fackelträger läuft durch die Straßen auf dem Weg zum Olympiastadion in Berlin.Allsport Hulton/Archiv/Getty
Der letzte olympische Läufer erreicht den Lustgarten in Berlin. Das olympische Feuer wurde von einer Staffel aus über 3000 Läufern vom Olymp in Griechenland getragen.Fox Photos/Getty Images

SPD und CDU wollen 1936 ein Zeichen der Diversität setzen

Bei den Koalitionsverhandlungen sei über den Plan sehr positiv gesprochen worden, berichtet ein Verhandler laut „The Pioneer“. SPD und CDU seien sich einig. Mit dem Deutschen Olympischen Sportbund habe man bereits Kontakt aufgenommen, damit dieser die Bewerbung einreicht.

Auch im Koalitionsvertrag ist das Vorhaben festgehalten. Die Spiele könnten als Zeichen für Weltoffenheit und Diversität den Ereignissen von 1936 als positives neues Bild Deutschlands entgegengesetzt werden, heißt es im Senat.

Adolf Hitler bei der Eröffnung der 11. Olympischen Spiele in Berlin am 1. August 1936The Print Collector/Print Collector/Getty Images)

Hoffnung auf ein neues Image für Berlin

In Schweigen hüllt sich dazu zurzeit der Zentralrat der Juden. Man wolle die Debatte abwarten, erklärt er. Der frühere Chef des Deutschen Olympischen Sportbundes, der Grünen-Politiker und Ex-Minister Michael Vesper, begrüßt eine Bewerbung Berlins: „Natürlich hat Berlin 2036 als wuchtiger Kontrapunkt zu Berlin 1936 seinen besonderen Reiz, und es ist daher sehr zu begrüßen, dass die neue Berliner Koalition dieses Thema so offensiv in ihrem Koalitionsvertrag aufgreift.“

Die Sache hat allerdings einen Haken: Als weltoffen präsentierte sich Nazi-Deutschland bereits 1936. Schwarze und Weiße tummelten sich damals unter den Zuschauern und wurden als Medaillengewinner beklatscht. Über die tatsächliche Lebensrealität im Dritten Reich täuschte das hinweg. Es waren bereits zahlreiche antisemitische Gesetze beschlossen worden.

Ein friedliches Bild: Die beiden US-Goldmedaillengewinner Jesse Owens und Helen Stephens ruhen zwischen den Wettkämpfen aus.Photo12/UIG/Getty Images

Zumindest ein Hindernis wird Berlin allerdings noch überwinden müssen. Zurzeit fehlen nämlich noch einige Sportstätten. Eigentlich will das Internationale Olympisches Komitee (IOC) die Spiele ausschließlich an Orte vergeben, in denen die Spielstätten bereits zu 100 Prozent vorhanden sind.