Szenen wie aus einem Film spielten sich am Donnerstag in Berlin ab, doch war es schreckliche Realität, dass ein einziger Mann es schaffte, die deutsche Bundeshauptstadt ganze zwölf Stunden lang in Angst und Schrecken zu versetzen: Von Vormittag bis spätnachts tauchte er ohne ersichtliche Route und ohne konkretes Ziel an unterschiedlichsten Stellen in den Stadtteilen Wedding und Pankow auf und verübte mit einer Machete eine unheimliche Serie von Raubüberfällen und tätlichen Angriffen. Zwei Männer wurden von ihm sogar schwer verletzt, landeten auf der Intensivstation. Und auch vor der Exekutive macht der – wie sich herausstellte polizeibekannte – 38-jährige Thailänder nicht Halt: Er raubte einen Polizisten aus und bedrohte vier weitere Menschen. Sein Motiv: Ein völliges Rätsel.

12 Stunden Macheten-Amok in Berlin

Der Macheten-Wahnsinn von Berlin begann schon am Vormittag, allerdings mit Messer und “Geweih”: Der Zug fuhr gerade in den Bahnof Vinetastraße ein, als um 10.53 Uhr ein Fahrgast (55) urplötzlich von einem ihm gegenüber sitzenden Mann mit einem Messer attackiert wurde. Der Täter stach gleich dreimal auf das völlig perplexe Opfer ein, traf dessen Kopf und schlitzte ihm die Wange auf bevor der Messermann über den Bahnhof flüchtete. Sein erstes Opfer musste indessen mit schweren Verletzungen in die Intensivstation eines Krankenhauses gebracht werden.

Ganz Berlin in Angst und Schrecken vor dem "Geweih"

Der Täter war unscheinbar, schnell, klein und wendig: Gesicherte Videoaufnahmen des ersten Tatorts zeigen – genauso wie mehrere, sich deckende Zeugenaussagen – einen etwa 1,70 Meter großen Asiaten mit Seitenscheitel, Rucksack und einer grünlichen Jacke mit Geweih auf dem Rücken.

Zum nächsten Zwischenfall kam es dann erst gegen 16.45 Uhr in der Reinickendorfer Straße: Der Mann bedrohte einen Polizisten außer Dienst mit einem Messer, verlangte Geld. Der Beamte gab es dem Räuber, dessen Beschreibung exakt auf die des Thais mit dem Geweih am Rücken passte – daraufhin bildete die Polizei sogleich auch eine Ermittlungsgruppe (BAO) mit dem Namen “Geweih”.

Missglückter Versuch ein Auto zu kapern

Als nächstes schlug der gefährliche “Geweih”-Mann ein-einviertel Stunden später in der Sprengelstraße zu: Um 18 Uhr wollte der Besitzer eines schwarzen Mercedes (41) gerade losfahren, als seine Beifahrertür aufgerissen wurde. Der Thai wollte offensichtlich das Auto des Mercedes-Fahrers kapern, doch dieser weigerte sich, dem Mann sein Gefährt kampflos zu überlassen. Daraufhin stach der unberechenbare Täter einmal mehr mit dem Messer zu: Es kam zu einem Gerangel, bei dem der Autofahrer stark blutende Verletzungen in Nacken und am Auge erlitt und ebenfalls ins Krankenhaus gebracht werden musste.

Macheten-Tour mitten in der Nacht endete schließlich in Festnahme

Die nächsten Attacken folgten direkt aufeinander: Spätabends, um 22.25 Uhr alarmierten drei junge Männer (21, 22, 25) in der Gerichtsstraße die Polizei mit der Aussage, dass sie gerade mit einer Machete bedroht würden. Nur eine Viertelstunde später folgte auch schon der nächste Notruf: Ein Passant in der Wildenowstraße alarmierte die Beamten, weil ein Mann mit Machete auf der Straße herumlief!

Dann, endlich, ging es Schlag auf Schlag: Nur drei Minuten nach dem letzten Notruf, um 22.43 Uhr, konnten Polizeifahnder den Macheten-Mann in der Kiautschoustraße dingfest machen – aber nicht ohne heftige vorhergehende Gegenwehr des offensichtlich nicht ganz zurechnungsfähigen Mannes. Auf Anweisung eines Richters wurde der 38-jährige Thailänder in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Ungeachtet der Einweisung laufen nun Ermittlungen wegen gefährlicher Körperverletzung, räuberischer Erpressung und Bedrohung weiter gegen ihn.