Wer die Ungerechtigkeiten für Österreichs Arbeitnehmer kritisiert, sollte auch selbst eine saubere Weste haben: Jetzt deckte der eXXpress mit der Veröffentlichung der Zahlen aus dem neuen Rechnungsabschluss der SPÖ-nahen Arbeiterkammer (AK) auf, dass die Verwaltungsdirektorin der regionalen AK-Filiale Wien 19.300 Euro Monatsgehalt (brutto) bezieht.

Sowohl AK-Wien-Direktorin Silvia Hruška-Frank als auch AK-Präsidentin Renate Anderl schweigen dazu – ebenso soll der Spekulations-Skandal ausgesessen werden, dass die AK allein im Vorjahr 5,3 Millionen Euro an Zwangsmitgliedsbeiträgen mit Wertpapier-Deals an der Börse vernichtet hat. Auch dabei fiel der höchste Verlust in der Wiener Arbeiterkammer-Zweigstelle an: 2,8 Millionen Euro wurden in 365 Tagen verspekuliert.

Bringt mit ihrem Schweigen zu den aktuellen AK-Fällen auch den SPÖ-Bundesparteichef unter Druck: AK-Präsidentin Renate Anderl.

AK-Skandale von Rechberger, Zacharias, Rotschädl, ...

Dass die Arbeiterkammer besonders sensibel auf den Umgang mit Mitgliedsbeiträgen achten sollte, müsste eigentlich schon aus den Erfahrungen von drei weiteren unfassbaren Gagen-Skandalen absolut selbstverständlich sein. So sorgten schon ab 1990, 1994 und 2010 AK-Spitzenfunktionäre für zahlreiche Schlagzeilen:

So wollte der SPÖ-Nationalrat und steirische AK-Manager Alois Rechberger  selbst nach seiner Verurteilung zu acht Monaten bedingter Haft wegen Veruntreuung im Jahr 1990 noch die Zusatzpension von seiner Tätigkeit bei der Arbeiterkammer einklagen. Die 80.000 Schilling (5813 Euro, inflations-bereinigt sogar 10.569 Euro) würden ihm trotzdem zustehen. Rechberger blitzte ab, sein Fall verhalf damals Jörg Haider zu einem massiven Zuwachs der FPÖ-Wählerschaft.

1994 flog dann auf, dass der steirische AK-Direktor Kurt Zacharias 181.000 Schilling brutto als Monatsgehalt kassiert, das wären 13.153 Euro, inflations-bereinigt sogar 23.914 Euro. Auch seine Gage wurde zum viel diskutierten innenpolitischen Thema.

2010 wurde dann bekannt, dass der steirische Arbeiterkammer-Präsident Walter Rotschädl sich sein Gehalt als Honorar als freier Dienstnehmer auszahlen ließ – um damit steuerliche Vorteile zu lukrieren. Der Monatsbezug, mit dem angeblich mehrere Personen bezahlt worden wären: 18.143 Euro. Das BZÖ thematisierte damals diese eher ungewöhnliche Gagen-Konstruktion, Rotschädl trat aber erst 2013 zurück.

Wollte dann auch noch seine Zusatzpension gerichtlich durchsetzen: AK-Funktionär Alois Rechberger.

AK-Turbulenzen wären für die SPÖ im Wahlkampf nicht hilfreich

Rechberger, Zacharias, Rotschädl – und jetzt in Wien Silvia Hruška-Frank: Wie lange wird SPÖ-Bundesparteivorsitzender Andreas Babler bei dieser nicht vorhandenen Krisenkommunikation der Führungsspitze der demokratiepolitisch enorm wichtigen Arbeiterkammer zusehen? Für die SPÖ besteht jedenfalls dringend Handlungsbedarf: Die Zeichen mehren sich, dass die ÖVP einen früheren Wahltermin als Herbst 2024 anstrebt – eine in einen weiteren Nehmer-Skandal verwickelte Arbeiterkammer und eine Millionen verspekulierende AK-Spitze dürften nicht wirklich hilfreich im SPÖ-Wahlkampf sein.

War mit dem AK-Gagenskandal am Taferl bei der TV-Konfrontation: Jörg Haider
Die Auflistung der von der AK verspekulierten Summen.

Finden Sie, dass ein Gehalt von 19.300 Euro für die Direktorin der AK Wien gerechtfertigt ist?