Die Cofag, Finanzierungsagentur des Bundes, soll heimischen Unternehmen inmitten der Corona-Krise unter die Arme greifen. Schließlich gilt es ja einen Absturz der Wirtschaft zu verhindern. Klarerweise zählen auch Unternehmer aus dem Kunst- und Kulturbereich zu den Empfängern. Dank der EU-Datenbank wissen wir auch, wer in den Genuss der Corona-Hilfen gekommen ist. Zwar befinden sich die Wiener Philharmoniker und die Wiener Symphoniker nicht darunter, wohl aber ein weltbekannter “Einzel-Unternehmer”, nämlich Star-Dirigent Andrés Orozco-Estrada, wie der Standard entdeckt hat.

Begründung für 211.000 Euro steht aus

Wer das Berufsleben heutiger Star-Dirigenten kennt, wird wenig überrascht sein. Inwiefern aber 211.000 Euro an Corona-Hilfen nötig waren, um das wirtschaftliche Überleben von Orozco-Estrada sicherzustellen, ist bis dato nicht geklärt. Die Cofag unterstreicht schließlich selbst auf ihrer Homepage, worin ihre Aufgabe besteht: Überweisung von finanziellen Hilfen an heimische Unternehmen „zur Erhaltung der Zahlungsfähigkeit und zur Überbrückung von Liquiditätsschwierigkeiten“.

Unzählige Künstler und Kultureinrichtungen wurden von der Corona-Pandemie massiv in Mitleidenschaft gezogen, die Corona-Maßnahmen bedeuteten für die meisten ein Total Reset. Inwiefern aber Orozco-Estrada für sein wirtschaftliches Überleben jene 211.000 Euro benötigt hat, ist bis jetzt unklar.

Einzelunternehmer haben Anspruch auf Umsatzersatz

Bekannt ist nur so viel: Auch Einzelunternehmer haben Anspruch auf Umsatzersatz. Handelt es sich dabei um Unternehmer aus dem Bereich darstellende Kunst, so müssten diese Veranstalter sein, um den ‚Lockdown-Umsatzersatz I‘ beantragen zu können. Die Cofag überprüft dann, wie sie erklärt, regelmäßig die Veranstaltereigenschaft der Unternehmer nach der Gewährung der Hilfen. Auf die Frage, was Orozco-Estrada veranstaltet hat, entgegnet dessen Agentur nur: Die Steuerberaterin des Dirigenten habe den Antrag auf Staatshilfe nach Absprache mit diesem gestellt. Punkt.

Zwei Orchester tauchen ebenfalls in der Liste auf: An das Wiener Residenzorchester flossen fast 303.000 Euro, und an das Wiener Mozart Orchester gingen 100.000 Euro. Auch hier bleiben Fragen offen: Kurzarbeit gab es auch für gesperrte Kulturbetriebe, Kosten für nicht statt gefundene Konzerte sind in Lockdown-Zeiten entfallen.

Auch Ex-Kanzler und Ex-Finanzminister sind Empfänger

Wie der eXXpress bereits berichtet hat, befinden sich auch andere Namen auf der Liste jener Unternehmen, die mehr als 100.000 Euro an Hilfsgeldern erhalten haben, die überraschen, darunter Ex-Finanzminister Hannes Androsch und die Unternehmensberatungs-GmbH von Ex-SPÖ-Kanzler Christian Kern (beide SPÖ). Auch das Wiener Theater des Schauspielers Michael Niarvarani bekam Unterstützung, und zwar fast eine halbe Million: 465.286 Euro wurden auf das Konto des Kabarett Simplicissimus überwiesen.