Nicht weniger als 22 Prozent, also knapp 32 Millionen Menschen, sollen Russland verlassen wollen. Doppelt so viele wie noch 2017. Besonders brisant: unter den 18- bis 24-jährigen Russen wollen heute sogar 48 Prozent emigrieren. Doch bei den meisten bleibt das mit der Ausreise ein Traum: Konkrete Schritte für eine Ausreise – Vorbereitung der Dokumente, gezieltes Erlernen der entsprechenden Sprache, Aufbau von Kontakten zum Zielland – unternimmt nämlich nur ein kleiner Prozentsatz, berichtet „Welt“.

Bedenklich ist es dennoch: Denn zu der verbreiteten „Kofferstimmung“, von der man in Russland spricht, so als hätten schon alle ihre Sachen gepackt, komme das Faktum, dass heute die tatsächlichen Emigranten vor allem jüngere, gebildetere und begüterte Menschen seien. „Statistisch bedeutsam und charakteristisch gerade an der russischen Emigration ist, dass es sich um einen Braindrain handelt“, schreibt Jussi Lassila vom Finnish Institute of International Affairs (FIIA) mit Verweis auf die Statistik des Jahres 2017, als „etwa 58.000 Personen mit höherer Bildung das Land verlassen haben“ – der Großteil zwischen 30 und 34 Jahre alt.

Die innovativsten Leute sind weg

Und gerade dieser Braindrain ist das große Problem: „Wenn die Zahlen nur einigermaßen stimmen, so hat Russland ein gravierendes Problem. Denn es hat binnen eines Jahrzehnts ein Prozent der ökonomisch aktiven Bevölkerung und außerdem die unternehmerischsten und innovativsten Leute verloren“, sagt Sergej Guriev, Professor an der Pariser Hochschule Sciences Po.