Griechenland hat einen 40 Kilometer langen Zaun an seiner Grenze zur Türkei in den vergangenen Tagen fertiggestellt, wie die griechische Regierung nun bekannt gab. Darüber hinaus wurde ein automatisiertes Hightech-Überwachungssystem geschaffen, um mögliche Asylbewerber davon abzuhalten, nach der Übernahme Afghanistans durch die Taliban nach Europa zu gelangen. Die Grenztruppen seien darüber hinaus in Alarmbereitschaft, um sicherzustellen, dass Griechenland nicht wie bereits 2015 zum Einfallstor für Europa wird.

"Unsere Grenzen werden sicher und unantastbar bleiben"

Die Afghanistan-Krise habe “Möglichkeiten für Migrantenströme geschaffen”, sagte der griechische Minister für Bürgerschutz Michalis Chrisochoidis. “Wir können nicht passiv auf die möglichen Auswirkungen warten.” Und: “Unsere Grenzen werden sicher und unantastbar bleiben.” Zuvor hatte Chrisochoidis gemeinsam mit dem Verteidigungsminister und dem Chef der Streitkräfte die Grenzregion zur Türkei am Fluss Evros besichtigt.

Griechenland wird von Migranten sowohl über den Land- als auch den Seeweg erreicht. Premierminister Kyriakos Mitsotakis und der türkische Präsident Tayyip Erdogan tauschten sich am Freitag telefonisch über Afghanistan aus. Erdogan sagte, Afghanistan und der Iran – eine Schlüsselroute für Afghanen in die Türkei – sollten unterstützt werden, ansonsten sei eine neue Migrationswelle “unvermeidlich”.

Griechenland hat bereits den Grenzschutz verschärft

Griechenland hat seine Migrationspolitik in den vergangenen Monaten verschärft. Es hat seine Migrantenlager eingezäunt und EU-weite Ausschreibungen veröffentlicht für den Bau zweier geschlossener Einrichtungen auf den Inseln Samos und Lesbos in der Nähe der Türkei.

Auch die Seegrenzen zwischen der türkischen Ägäisküste und den griechischen Inseln werden überwacht. Das Land hat in der jüngsten Vergangenheit Menschen daran gehindert, in seine Gewässer einzudringen und aus der Türkei zu den griechischen Inseln überzusetzen. Athen bestreitet, dass dies illegale Rückführungen (Pushbacks) sind. Griechenland und die Türkei, NATO-Verbündete und historische Rivalen, sind seit langem wegen der Migrationsproblematik und konkurrierender territorialer Ansprüche im östlichen Mittelmeer zerstritten.

850.000 Migranten gelangten 2015 nach Griechenland

Auf dem Höhepunkt der Flüchtlingskrise vor sechs Jahren in der Ägäis waren binnen eines Jahres mehr als 850.000 Migranten aus der Türkei nach Griechenland und damit in die EU gekommen. Der Großteil dieser Menschen reiste dann nach Deutschland weiter. Seit Jahresbeginn und bis zum 15. August sind nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) gut 4700 Migranten aus der Türkei nach Griechenland gekommen. 45 Prozent stammen aus Afghanistan.