Durch das Verschieben von elektiven Operationen und Leistungen habe man die Intensivkapazitäten aufstocken können, erklärte Hörmann, Leiter der Klinischen Abteilung für Anästhesie und Intensivmedizin am Universitätsklinikum St. Pölten. “Die enorme Belastung wird leider noch einige Wochen andauern”, betonte LHStv. Stephan Pernkopf (ÖVP). “Die Infektionszahlen wirken sich circa zehn Tage später auf der Normalstation und noch einmal vier Tage später auf der Intensivstation aus”, erklärte Hörmann. Während Patienten normalerweise im Durchschnitt drei bis fünf Tage intensivmedizinisch behandelt werden müssen, seien es im Vergleich dazu bei Covid-Erkrankten zwischen zwei und vier Wochen, “sofern sie es überleben”. “Einige sind 100 Tage und mehr auf der Intensivstation”, berichtete der Mediziner in einem Pressegespräch in St. Pölten.

“Psychisch belastend” sei auch die “hohe Mortalität, die mittlerweile auch junge, gesunde Patienten betrifft, die mit Covid auf die Intensivstation kommen”, schilderte Hörmann. Während in der Welle im Frühjahr rund ein Drittel der Erkrankten gestorben sei, dürfte es nun Richtung 40 Prozent gehen, sagte der Mediziner: Das werde in der öffentlichen Diskussion “komplett auf die Seite geschoben und negiert”. Fest stehe jedenfalls: “Die Belastung auf den Intensivstation ist sicher nicht vorbei, wenn die Infektionszahlen runtergehen und der Lockdown vorbei ist.” Hörmann hofft diesbezüglich auf ein “Plateau” in dieser Woche, wie schnell der Abfall sei, hänge von den Krankheitsverläufen ab.

Als “dramatisch” bezeichnete Silvia Bockhorn, Pflege-Leiterin der Intensivstation am Universitätsklinikum Krems, die Lage: “Derzeit arbeiten wir seit Monaten mit Höhen und Tiefen wirklich am Limit. Es ist jeden Tag eine Gratwanderung: Wie viel Personal ist vorhanden, damit ich die Patienten auch gut betreuen kann? Welche Patienten können operiert werden, und sind dafür auch Intensivbetten vorhanden?” Das Arbeiten auf Intensivstationen sei “sehr belastend”, “wie Holzhacken in einer 90-Grad-Sauna”.

Am Montag wurden nach Angaben der LGA 110 Corona-Intensivpatienten in Niederösterreich behandelt, vier weniger als am Sonntag. Gleichzeitig wurden zehn Todesfälle binnen 24 Stunden gemeldet. 91 Intensivbetten waren frei. Auf Normalstationen befanden sich 439 an Covid Erkrankte.

Auch Genesene brauchen Impfung

Gemeinsam wurde an die Bevölkerung appelliert, impfen zu gehen. “Wir haben das Mittel in der Hand, um die Pandemie zu beenden”, betonte Karl Zwiauer, Mitglied des Nationalen Impfgremiums. Der Schutz sei so gut wie “bei kaum einer anderen Impfung”. Der dritte Stich sei “ganz wesentlich” für eine Grundimmunisierung, verwies Zwiauer auf Daten etwa aus Israel. “Die Immunantwort auf die dritte Impfung ist so gut, dass man davon ausgehen kann, dass man wahrscheinlich – wenn nicht wieder eine neue Variante dazukommt, die das Immunsystem vollkommen umgeht – mindestens neun Monate Schutz besteht”, sagte der Mediziner. Der dritte Stich sei vor allem für Ältere und Risikopersonen wichtig. Eine Erkrankung sei “keine Garantie, nicht nochmals zu erkranken”, betonte er. Auch Genesene bräuchten die Impfung.

Was die neue Variante Omikron angeht, lassen sich laut den Medizinern aufgrund fehlender Daten noch keine Aussagen treffen. “Wir wissen nicht, wie die Auswirkungen von Omikron sein werden. In zwei Wochen wissen wir, wie die Fakten sind”, sagte Zwiauer.

Bei der dritten Dosis sei Niederösterreich derzeit “führend”, sagte Pernkopf. Vergangene Woche haben den Angaben zufolge 120.000 Menschen in Niederösterreich eine Injektion gegen Corona erhalten. 25.000 Stiche pro Tag sind laut Pernkopf mehr als der Hochphase im Frühjahr. Auch in Regionen mit bisher niedriger Impfquote steige nun die Bereitschaft. “Wir müssen Ängste und Aggressionen abbauen, wir müssen einladen statt ausgrenzen, aber Freiheit braucht Solidarität”, sprach sich der Landesrat für die geplante Impfpflicht aus.

Hörmann äußerte den Wunsch, “dass die Impfdiskussion endlich weg von der Ideologisierung kommt”. “Keinerlei Verständnis” zeigten Pernkopf und Klamminger für Demonstrationen vor Kliniken wie am Wochenende in Baden. Man solle das Personal in Ruhe arbeiten lassen, betonten die beiden. An die 40 bis 50 Impfgegner haben am Samstag u.a. mit Megafon vor dem Krank