Laut dem UN-Hochkommissariat für Menschenrechte werden in der Ukraine jeden Tag im Durchschnitt mehr als zwei Kinder getötet und mehr als vier verletzt – überwiegend durch den Einsatz von Explosivwaffen in Wohngebieten. Ein Gesicht hinter dieser traurigen Zahl ist die kleine Maryna. Das Mädchen (5) wurde bei einem Bombenangriff schwer verletzt – verlor ein Bein.

Keine Informationen aus besetzten Gebieten

In fast 100 Tagen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine sind nach Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj mindestens 689 Kinder zu Schaden gekommen. 243 Kinder seien getötet worden, sagte Selenskyj in seiner Videoansprache vom Mittwochabend in Kiew. Die Staatsanwälte der gefallenen Hafenstadt Mariupol sprechen gar von 261 getöteten Kindern. Mindestens 446 Kinder seien verletzt worden, 139 Kinder würden vermisst. “Und das sind nur die, von denen wir wissen.” Es gebe keine Informationen aus den von russischen Truppen besetzten Gebieten.

Der Krieg tobt weiter

Der Kiewer Präsident erinnerte auch daran, dass weit über 200.000 Kinder aus der Ukraine nach Russland gebracht worden seien. Er sprach von Deportation und einem “niederträchtigen Kriegsverbrechen”. Nach Moskauer Militärangaben vom Mittwoch sind seit Februar knapp 1,6 Millionen Menschen aus den umkämpften Gebieten der Ukraine und den prorussischen Separatistenrepubliken nach Russland gebracht worden. Dazu zählten knapp 260.000 Kinder.

Der Krieg tobt unvermindert weiter. In der Westukraine sind am Mittwochabend mutmaßlich mehrere russische Raketen eingeschlagen. Ziel des Angriffs sei die Verkehrsinfrastruktur im Kreis Stryj gewesen, teilte der Chef der Militärverwaltung im Gebiet Lwiw, Maxym Kosyzkyj, auf Telegram mit. Nach ersten Berichten seien zwei Menschen verletzt worden, Angaben über Tote habe es zunächst nicht gegeben.

Der Krieg in der Ukraine hat nicht zuletzt für die Kinder dramatische Folgen

1. Juni war "Tag der Kinder"

“Der 1. Juni ist in der Ukraine und den Ländern der gesamten Region der internationale Tag zum Schutz von Kindern”, sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell. “Doch anstatt diesen Tag zu feiern, nähern wir uns dem hundertsten Tag eines Krieges, der das Leben von Millionen von Kindern erschüttert. Ohne einen sofortigen Waffenstillstand und einen ausgehandelten Frieden werden die Kinder weiter leiden. Die Folgen dieses Krieges werden gefährdete Kinder auf der ganzen Welt treffen”.