Seit 72 Tagen befinden sich 1,909 Millionen Ungeimpfte im Lockdown. Von den 7,901 Millionen impfbaren Österreichern verfügen zurzeit 75,83 Prozent über ein gültiges Impfzertifikat. Personen, die dieses nicht vorweisen können, dürfen in Österreich (fast) nirgends mehr hin. Der Zutritt zu Gastronomie, Theater, Kino und Handel ist ihnen versagt. Auch der Urlaub ist für Ungeimpfte nur noch im Ausland möglich, wo es bis auf Italien und Deutschland keine ähnlichen Regelungen gibt. Einzig die Besorgungen des alltäglichen Lebens sowie das Nachkommen einer beruflichen Arbeit ist den 24,9 Prozent ungeimpften Österreichern noch erlaubt.

Die Einhaltung von 2G wird überdies kontrolliert – die Polizei wurde mit dem Überprüfen von Impfpässen betraut. Mittlerweile wurde eine halbe Million Kontrollen in Handel, Gastronomie und Hotellerie durchgeführt.

2G sollte nur kurzfristige Lösung sein

Dabei sollten 2G-Regelung und der Lockdown für Ungeimpfte zunächst eigentlich nur ein “Wellenbrecher” für das vierte Corona-Hoch im November sein, wie der damalige Kanzler Schallenberg und Gesundheitsminister Mückstein erklärt haben. Seither haben 1,9 Millionen ungeimpfte Österreicher keinen Zutritt zu Fitnesscentern, Kleidergeschäften oder Kinos – doch im Zuge der Omikron-Welle schossen die Infektionszahlen neuerlich in die Höhe und erreichten am vergangenen Mittwoch ihren vorläufigen Höhepunkt.

Mückstein besteht seit über zwei Monaten strikt auf den Lockdown für Ungeimpfte.APA/HANS PUNZ

Immer mehr Politiker fordern ein Ende von 2G

Abgesehen von der FPÖ protestieren immer mehr Politiker aus den Reihen anderer Parteien gegen den Lockdown für Ungeimpfte. In der SPÖ heizte neuerlich der burgenländische Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil die Diskussion an. Neben einem Überdenken der Impfpflicht verlangt auch er die Aufhebung der Maßnahmen gegen Ungeimpfte.

Auch der NEOS-Abgeordnete Loacker stellte sich im Parlament nicht nur offen gegen das Impfpflichtgesetz, sondern auch gegen den Lockdown für Ungeimpfte. 2G müsse nun überall ein Ende haben, Unternehmer müssten wieder uneingeschränkt ihrer Tätigkeit nachgehen können, erklärte Loacker. Darüber hinaus müsse man “Kindern und Jugendlichen wieder ein normales Leben ermöglichen.”

Gerald Loacker sprach sich entgegen der Parteilinie gegen 2G und Impfpflicht ausAPA/HANS PUNZ

Kritik aus Handel und Tourismus

Neben Zustimmung kommt besonders aus dem Handel und Gastronomie Kritik an 2G.

Der Chef des Handelsverbands, Rainer Will, äußerte vergangene Woche seinen Unmut über die verpflichtenden 2G-Kontrollen. Er forderte, dass “das 2G-Regime umgehend eingestellt wird”, schließlich sei der Handel bekanntermaßen kein Corona-Hotspot. “Wöchentlich entsteht dadurch ein Schaden von 300 Millionen Euro.” Die Umsätze seien “grottenschlecht”, die Entschädigungen ließen vielerorts noch immer auf sich warten.

Ein Tiroler Hotelier stellte sich offen gegen 2G und begrüßte auch Ungeimpfte in seinem Hotel. Der Zuspruch der Gäste war enorm. Viele finden das Ausbleiben der Kontrollen “durchaus angenehm” und wollen das Hotel “jetzt erst recht” unterstützen. Es sei schön, “wieder in einem offenen Umfeld zu sein, und sich nicht dauernd mit dem Virus beschäftigen zu müssen.” Der Hotelier muss jedoch mit Strafen von bis zu 3600 Euro pro ungeimpften Gast rechnen.

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