Im russischen TV feiert Putin bereits einen Sieg nach dem anderen. Insofern braucht er auch nicht viel mehr zu tun, um seine Bürger bei der Stange – und damit bei guter Laune – zu halten. Auch ohne allzu große Erfolge auf dem Schlachtfeld benützt er Bilder vom Krieg und deutet sie in seinem Sinne. Die russischen Propaganda ist darin durchaus erfahren.

Um dennoch ein paar herzeigbare Erfolge vorzuweisen, könnte er offiziell die Separatisten-Gebiete Luhansk und Donezk im Donbass annektieren. Russland ist bereits damit beschäftigt, dort alle Spuren der Ukraine zu verwischen. Darüber hinaus hat der Kreml ja die Separatistenregionen wenige Tage vor Beginn der Invasion ohnehin bereits anerkannt.

Parade in Ukrainischer Hafenstadt Mariupol

Es mehren sich auch Hinweise auf eine Siegesparade in der beinahe vollständig zerstörten Hafenstadt Mariupol. Der stellvertretende Leiter der Moskauer Präsidialverwaltung, Sergej Kirijenko, soll dort bereits eingetroffen sein, um die Feierlichkeiten vorzubereiten, berichtet der ukrainische Militärgeheimdienst. Mariupol könnte sogar ein Zentrum der “Feierlichkeiten” werden. Die zentralen Straßen der Stadt sollen bereits “von Trümmern, Leichen und nicht explodierten Sprengkörpern gesäubert” werden. Frauen und Kinder im dortigen Stahlwerk wurden bereits evakuiert. “Den Russen sollen Geschichten über die ‘Freude’ der Einheimischen über das Zusammentreffen mit den Besatzern gezeigt werden”, sagt der Geheimdienst.

Zweitens: neue Provokationen in anderen Ländern

Eine Ausweitung der militärischen Ziele wäre ebenfalls denkbar. Genau das befürchtet die Republik Moldau. Im April hat der russische Generalmajor Rustam Minnekajew unverhohlen Transnistrien als nächstes Ziel genannt. Damit konkretisierte er die Operationsziele in der zweiten militärischen Phase. Demnach werde neben dem Donbass und einer Landverbindung zur Krim auch ein Zugang nach Transnistrien angestrebt.

Putin könnte sich aber auch Ziele noch weiter im Westen vorknöpfen, nicht über militärische Angriffe, aber mit Anschlägen. Da Putin sein eigentliches Ziel — die Zerstörung der Ukraine – bisher nicht erreicht hat, wird er dafür ohnehin den Westen verantwortlich machen, voraussichtlich. Tatsächlich steht er schon seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Jahr 2014 auf dem Standpunkt, in dem großen Nachbarstaat nicht nur gegen ukrainische Einheiten zu kämpfen, sondern gegen subversive Machenschaften der USA, Europas und der NATO.

CIA-Direktor William Burns rechnet mit einer Verdoppelung der russischen KriegsanstrengungenAPA

Auch wenn das vom Kreml bisher dementiert wird, könnte Russlands Präsident eine Generalmobilmachung verkünden und den Krieg ausrufen. Denn wäre auch offiziell nicht länger von einer Militäroperation die Rede. Davon gehen mittlerweile der ukrainische und der britische Geheimdienst aus.

Auch CIA-Chef Bill Burns erwartet, dass Putin seine Anstrengungen im Ukraine-Krieg eher verdoppelt, als sich zurückzuziehen. “Er hat so viel auf die Entscheidung gesetzt, diese Invasion zu starten, dass er im Moment davon überzeugt ist, dass er mit einer Verdoppelung der Mittel immer noch Fortschritte machen kann”, sagte Burns auf einer Veranstaltung der “Financial Times”. Westliche Militärs beobachten bereits Hinweise auf eine generelle Kriegsvorbereitung in Russland, etwa mit Blick auf die Lagerung von Lebensmitteln.

Diese Variante ist – leider – höchst gefährlich: Was sollen die NATO-Staaten dann tun? In einen Krieg mit Russland eintreten und eine Kettenreaktion riskieren – siehe Erster Weltkrieg?

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