Das haben sich viele anders vorgestellt: Zunächst schworen westliche Länder nach dem Einmarsch in die Ukraine die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland zu kappen, und verhängten Sanktionen, die die russische Wirtschaft lahmlegen sollten.

Doch Russland ist und bleibt einer der weltweit wichtigsten Produzenten von Öl, Gas und Rohstoffen. Es unterhält langjährige und lukrative Handelspartnerschaften. Die Beziehungen kann man nicht so einfach beenden. Das zeigt sich acht Monate später in aller Deutlichkeit.

Handelsvolumen mit mehreren europäischen Ländern gestiegen

Mit einigen Ländern brach das Handelsvolumen tatsächlich ein, wie eine Analyse der „New York Times“ ergab, mit dem Vereinigten Königreich ist es seit der Invasion etwa um 79 % gesunken, mit Schweden um 76 % und mit den Vereinigten Staaten um 35 %. Deutlich anders sieht es schon bei Deutschland aus: Hier ging das Handelsvolumen mit Russland um gerade einmal 3 % zurück.

Doch mit einigen europäischen Staaten stieg das Handelsvolumen sogar, mit den Niederlanden etwa um 32 %, mit Spanien um 57 % und mit Belgien, jenem Land, in dem das EU-Parlament seinen Sitz hat, um sage und schreibe 81 %. Besonders kräftig ist Russlands Handelsplus mit Brasilien (+106 %), mit der Türkei (+198 %) und mit Indien (+310 %). Mit China stieg es immerhin um 64 %.

Wert von Russlands Exporten ist gestiegen

Ein wichtiger Grund ist: Der Wert von Russlands Exporten ist aufgrund der Teuerung der Rohstoffe seither gestiegen. Zwar sanken die Importe nach Russland aus fast allen Staaten – einzig jene aus der Türkei stiegen um 113 %, und jene aus China um 24 % – doch gleichzeitig war das Plus bei Russlands Exporten umso kräftiger.

Für viele Länder ist es unglaublich schwierig, ohne russische Rohstoffe auszukommen. Vor dem Krieg entfielen wertmäßig mehr als zwei Drittel der russischen Exporte auf Erdöl, Erdgas sowie wichtige Metalle und Mineralien. Mit ihnen werden in aller Welt Autos angetrieben, Häuser gewärmt und Fabriken versorgt.

"Es gibt keinen Ersatz für russische Ressourcen"

Das hat zu einer frustrierenden Realität für westliche Beamte geführt. Sie hatten gehofft, Russlands Kriegsanstrengungen durch Bestrafung seiner Wirtschaft zu untergraben. Doch nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine ist der Wert seiner Exporte sogar gestiegen, wie die Analyse der Times zeigt, selbst in vielen Ländern, die eine aktive Rolle im Kampf gegen Russland übernommen haben.

Es ist sehr schwierig, ohne russische Ressourcen zu leben”, sagte Sergey Aleksashenko, der ehemalige stellvertretende Finanzminister Russlands und stellvertretende Vorsitzende der russischen Zentralbank. “Es gibt keinen Ersatz.”

Fazit: China und die Türkei haben ihre Beziehungen zu Russland vertieft, doch selbst jene Länder, die sich eigentlich von Russland frei machen wollen, haben es bisher nicht einmal annähernd geschafft.