Der Chef der österreichischen Ärztekammer war Dienstagmorgen bei eXXpress-TV zu Gast und beantwortete die kritischen Fragen von Moderatorin Tanja Pfaffeneder. Immer wieder betonte er die Wichtigkeit der Impfung und warnte vor “Fake News.”

Klassischer Impfstoff wirkt auch für aktuelle Mutation

Auf die Frage, wieso man für den dritten Stich noch immer den klassischen und keinen auf die Mutation angepassten Impfstoff bekomme, sagte Szekerez: „Mit drei klassischen Impfungen ist der Schutz vor der Omikronvariante noch immer sehr gut.“ Der Schutz sei „wesentlich besser als nach der Zweiten – das haben wir lernen müssen.“ Dass die Abstände zwischen den Impfungen zukünftig immer kürzer werden, konnte der Ärztekammerchef nicht ausschließen. „Ich hoffe nicht, dass man sich den 4. Stich holen musss. Ich kann es aber nicht ausschließen.“

Medikamente nur für Risikopatienten

eXXpress-Moderatorin Tanja Paffender fragte ganz genau nach: “Wieso setzt man so auf die Impfung, wenn es doch mittlerweile auch Corona-Medikamente gibt?” Szekeres bestätigte: “Ja, es gibt sehr gute Medikamente, die kurz vor der Markteinführung stehen. Die sollen dann Menschen, die positiv getestet sind, einnehmen.” Momentan gäbe es aber noch nicht genug davon am Markt, das, was man habe, würde man für Risikopatienten benötigen – die Impfung sei hier “der einzige wirkliche, dauerhafte Schutz.”

"Ein paar Tage Fieber ist normal"

Im Bezug auf die Bedenken vieler Österreicher, die sich aufgrund der Nebenwirkungen nicht impfen lassen wollen, sagte Szekeres, dass diese sehr selten vorkämen. Man müsse unterscheiden zwischen Impfreaktionen und Impfnebenwirkungen. Erstere seien beispielsweise, wenn man in den Tagen nach der Impfung Fieber habe. Das sei eine „natürliche Reaktion des Körpers auf die Impfung.“ Impfnebenwirkungen seien beispielsweise Herumuskelentzündungen. Diese seien jedoch sehr selten. Auch würden angebliche Nebenwirkungen oft unabhängig von der Impfung eintreten und stünden damit nicht unbedingt in Zusammenhang. „Wenn ich 6 Millionen impfe, werden Menschen unabhängig von der Impfung einen Schlaganfall erleiden.“

Ärzte, die nicht impfen wollen, "müssen mit Untersuchung rechnen"

Auf die Frage, ob impfkritische Ärzte mundtot gemacht werden würden, entgegnete der ÖAK-Chef: “Das stimmt natürlich nicht. Das, was man nicht darf, ist, unwissenschaftliche Informationen zu verbreiten und Patienten zu gefährden.” Wenn ein Arzt prinzipiell von der Impfung abrate, könne das Konsequenzen haben. “Dann gibt es Untersuchungen. Man muss sich an die Wissenschaft halten.” Szekeres warnte außerdem vor Fake-News. Diese könne ein einzelner Mensch nicht auf den Wahrheitsgehalt überprüfen, das sei gefährlich. Die Menschen sollen in Kontakt zu ihren Ärzten treten und sich von diesen ausgiebig beraten lassen. Er kritisierte außerdem Herbert Kickl, dieser “verunsichert mit seinen Aussagen viele Menschen.”

2G zum Schutz von Ungeimpften

Viele Österreicher stellen sich die Frage, wieso ungeimpfte gesunde Menschen nun nicht einmal mehr Weihnachtsgeschenke kaufen dürften. Szekeres beteuerte, man wolle mit 2G Ungeimpfte vor einer Infektion schützen. Diese hätten eine viel größere Wahrscheinlichkeit, krank zu werden. „Man will aber natrülich auch Druck ausüben, sich impfen zu gehen, weil das ist das einzige probate Mittel aus der Pandemie.“

Szekeres: "Will nicht, dass junge Menschen eingeschränktes Leben haben"

Auf die Frage, wieso junge Menschen sich impfen lassen sollten, wies Szekeres auf Long-Covid hin. „Diese chronischen Erkrankungen gibt es auch. Und das Leben dieser jungen Menschen ist dann sehr schwer.“ Er wolle nicht, dass die Jungen ein eingeschränktes Leben hätten, deswegen sollen sie sich impfen lassen. Er könne zwar nicht sagen, wieviele Jugendlichen chronische Verläufe hätten, diese könnten den Virus aber in Familien tragen und ältere Menschen anstecken. Das Impfen unterbreche die infektionskette, „Kinder vertragen die Impfung außerdem sehr gut.“ Auch Schwangeren, die von der Impfpflicht für die Dauer der Schwangerschaft ausgenommen sind, empfehle er die Impfung trotzdem, auch “off-label”. Am besten sei es, „sich zu impfen, wenn man einen Kinderwunsch hat. Dann ist man während der Schwangerschaft geschützt.“ Er gestand jedoch ein, dass es noch keine guten Studien zur Impfung von Schwangeren gebe.

Kommt Impfpflicht wirklich?

Wenn Österreich eine Impfquote von über 80 Prozent erreiche, könnte es sein, dass “die Impfpflicht gar nicht exekutiert werden muss” – daran glaube er selbst nicht wirklich, ausschließen könne man das bis Februar aber nicht. „Alles kann sein. Meine Hoffnung ist, dass das Virus sich so verändert, dass die Pandemie langsam zu Ende geht. Man muss Optimist bleiben.“ Er appellierte wiederholt an die Bevölkerung, sich schnellstmöglich impfen und Postern zu lassen. “Mit der dritten Impfung kann man halbwegs beruhigt in die Weihnachtsfeiertage gehen.”

Denken Sie, man wird sich auch den vierten und fünften Stich holen müssen?