Ai Weiwei (64) befasst sich zu Beginn mit der rücksichtslosen Zerstörung von Kulturerbe. Der Sohn eines ursprünglich renommiertendann aber in Ungnade gefallenen regimekritischen Dichters, muss als Kind mit seinem als „Rechten“ verunglimpften Vater, in einem Erdloch hausen

Berühmt wurde der Künstler, der am 28. August 1957 in Peking geboren wurde, mit der Aktion „Zerschmettern einer antiken Vase“ (Urne aus der Han-Dynastie, 206 v. Chr. – 220 n. Chr.), diese Aktion ließ er photographisch festhalten. „Wer bestimmt, was kostbar ist? Ist ein Gegenstand nur deshalb wertvoll, weil er eine bestimmte Zeit überdauert hat? Selbst wenn er zur Zeit seiner Herstellung ein Massenartikel war?“ Weiters wird dem Besucher der lebenslange politische Widerstand des Weiweis vor Augen geführt. In seinen Memoiren schreibt Ai Weiwei, dass „Diktaturen die Kunst fürchten sollten“. Für seine Kritik an autoritären Systemen landete der Künstler bereits zwei Mal im Gefängnis und lebt auch heute nicht mehr in China, da er dort aufgrund seiner Staatskritik gefährdet wäre.

Wir sehen das umfangreiche Schaffen des Künstlers. Die legendäre Selfie-Serie bespielsweise, in der Ai Weiwei den Machtzentralen dieser Welt den Mittelfinger zeigt. Diese wird durch eben diese Neonleuchtschrift „Fuck“ und einer Tapete mit Stinkefingern geradezu in eine Art „Logo“ umparodiert. Er führt uns den Horror vor Augen, den wir bei Rettungswesten-Installationen und übergroßen Flüchtlingsbooten empfinden und entsetzt uns mit kleinen Puppen in Schaukästen, die seine eigene Inhaftierung nachspielen. Auch eine Art Pop-Musik-Movie, die Ai Weiwei beim Duschen zeigt, stellt die Szenen aus seiner Haft auf eine doch skurril anmutende Art und Weise nach. Ai WeiWei arbeitet immer mit einer ordentlichen Portion Selbstironie.

„Heutzutage sehen sich immer mehr Menschen gezwungen, ihre angestammte Heimat zu verlassen, und zwar aus allen möglichen Gründen – Krieg, religiöse Diskriminierung, politische Verfolgung, Zerstörung der Umwelt, Hunger, Armut. Wird es uns jemals gelingen, diese Geißeln aus der Welt zu schaffen? Kann eine Zivilisation, die auf dem Unglück anderer aufgebaut ist, ewig weiter bestehen? Und wer kann sicher sein, nicht selbst eines Tages seine Heimat verlassen zu müssen und an einer fremden Küste abgesetzt zu werden, nur um dort auf Diskriminierung zu stoßen und gezwungen zu sein, um Mitleid zu betteln?“

– Ai Weiwei

Die gewaltige Stimme der Gegenwartskunst zu sehen und diese zu hören ist unumgänglich, die Retroperspektive mehr als geglückt. Ein Besuch lohnt sich!

“AI WEIWEI – IN SEARCH OF HUMANITY” IN DER ALBERTINA MODERN

Die Albertina modern ist ein Museum für Gegenwartskunst, das als zweiter Standort der Wiener Albertina im Mai 2020 im Künstlerhaus Wien eröffnet wurde. Mit über 60.000 Werken von 5.000 Künstlern zählt sie zu den großen Museen für die Kunst der Gegenwart.

Die Ausstellung “Ai Weiwei – In Search of Humanity” ist noch bis 4. September 2022 zu sehen – täglich von 10 bis 18 Uhr!

https://www.albertina.at/albertina-modern/