Zweimal innerhalb weniger Wochen haben Männer in Langstreckenflügen von Air India auf Frauen uriniert. Der erste Zwischenfall ereignete sich am 26. November auf einem Flug von New York nach Delhi. Ein offenbar stark angetrunkener indischer Manager der US-Großbank Wells Fargo urinierte in der Business-Class auf eine 72-jährige Mitreisende. Ihre Kleidung, ihre Tasche und Schuhe wurden getroffen.

Die Passagierin beschwerte sich schriftlich, weil von der Crew auf dem Flug ihrer Ansicht nach keine angemessene Reaktion auf den Vorfall erfolgte. So konnte der Manager ungehindert aussteigen und untertauchen. An diesem Samstag wurde der Banker Shankar M. dann von der Polizei festgenommen, berichtet die Nachrichtenagentur AFP.

Air India hat mit großer Verspätung reagiert

Nach Berichten in indischen Medien kam es am 6. Dezember zu einem ähnlichen weiteren Vorfall. Ein angeblich betrunkener Passagier soll auf einem Flug von Paris nach Delhi auf die Decke einer Passagierin gepinkelt haben. Diesmal meldete der Pilot den Zwischenfall an den Zielflughafen. Der Mann wurde nach der Landung von Sicherheitskräften zunächst festgenommen. Er durfte nach einer Einigung mit der Passagierin später wieder gehen. 

Besonders der erste Vorfall entwickelt sich für den Ruf der Airline inzwischen zum Problem. Vor allem deshalb, weil die Spitze der Fluggesellschaft mit großer Verspätung reagierte. Air India gehört seit 2014 dem Luftfahrtbündnis „Star Alliance“ an, Mitglied ist dort auch die Austrian Airlines. Passagieren wird ein breites Flugnetz mit der Möglichkeit zum Meilensammeln geboten – die Airlines verfolgen nach Angaben der Allianz hohe Sicherheits- und Servicestandards.

Einer der beiden "Flug-Urinierer", Shankar M., vor einem Gerichtsgebäude in DelhiQuelle: AP/Dinesh Joshi

Air India nicht mehr staatlich

Vor einem Jahr kaufte der indische Mischkonzern Tata die traditionsreiche und größte Fluggesellschaft des Landes. Alles soll besser werden. Mehr als 400 Millionen Dollar sollen für die Ausstattung der Flugzeuge, den Service und Komfort ausgegeben werden, hieß es im Dezember.

Per Kurznachrichtendienst Twitter veröffentlichte Air India jetzt ein kritisches kurzes Statement von Natarajan Chandrasekaran, dem Verwaltungsratschef der Eigentümerholding Tata Son. Es handele sich für ihn und seine Kollegen bei Air India um eine beunruhigende Angelegenheit, teilt er mit. Die Fluggesellschaft hätte schneller reagieren müssen. Es sei versäumt worden, die Situation so zu behandeln, wie es hätte sein müssen.