Am Dienstagvormittag hat Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) den dritten Antisemitismus-Bericht der Öffentlichkeit vorgestellt. Die ersten zwei Berichte, die wie der aktuelle vom Parlament in Auftrag gegeben worden waren, hatte es in den Jahren 2018 und 2020 gegeben.

Wie Sobotka erklärte, ist der Antisemitismus “kein Phänomen der politischen Randgruppen, er kommt aus der Mitte der Gesellschaft”. Und der Nationalratspräsident weiter: “An den Rändern wird er sichtbar, an den rechten Rändern sehen wir das seit Jahren und Jahrzehnten; auf die linken Ränder haben wir lange nicht das Augenmerkt gelegt, jetzt sehen wir es ganz klar als Antiisraelismus und Antizionismus; und in der dritten Form sehen wir es bei jenen Menschen, die aus Migrationsgründen zu uns gekommen sind, weil sie aus Ländern kommen, wo Antisemitismus oder antijüdische Haltungen zu einer Art Staatsräson zählen.”

Damit bezog er sich einerseits auf die Türkei, andererseits auf arabische Länder wie Ägypten Syrien und Irak.

Ein Drittel der Österreicher ist der Thematisierung des Holocaust überdrüssig

Was aus dem Antisemitismus-Bericht konkret hervorgeht:

1) Mehr als ein Drittel der Menschen in Österreich ist der Meinung, Juden würden heute versuchen, Kapital daraus zu schlagen, Opfer während der Nazi-Zeit gewesen zu sein. Bei den türkisch- und arabischsprachigen Befragten mit Migrationshintergrund sind es mehr als die Hälfte.

2) Ein Drittel der Österreicher sei der Thematisierung der Judenverfolgung und des Holocaust überdrüssig. Bei den Menschen mit Migrationsgeschichte sollen das knapp die Hälfte sein.

3) Über ein Drittel der Österreicher ist der Ansicht, dass Juden die internationale Geschäftswelt beherrschen. Bei den Befragten mit Migrationshintergrund ist es die Mehrheit.

4) 40 Prozent der türkisch- und arabischsprachigen Befragten seien der Meinung, dass in den Berichten über Konzentrationslager und Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg “vieles übertrieben dargestellt” werde. Außerdem sind 40 Prozent dieser Gruppe der Ansicht, es sei kein Zufall, dass die Juden in der Geschichte so oft verfolgt worden seien.

5) Fast die Hälfte der türkisch- und arabischsprachigen Befragten meinen, dass im Nahen Osten Frieden herrschen würde, wenn es den Staat Israel nicht gäbe. Darüber hinaus ist mehr als die Mehrheit dieser Befragten der Ansicht, dass der Staat Israel die Palästinenser nicht anders behandle, als das Dritte Reich die Juden im Zweiten Weltkrieg. In Ganz Österreich stimmt dem knapp ein Drittel zu.

Insgesamt geht aus dem Bericht hervor, dass die Befragten unter 25 Jahren weniger antisemitisch sind als die Gesamtbevölkerung.