Emma-Herausgeberin Alice Schwarzer hat sich noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. Ihren Aufruf gegen weitere Waffenlieferungen an die Ukraine und für Friedensverhandlungen mit Moskau, den sie gemeinsam mit der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht initiierte, haben Hunderttausende Menschen unterschrieben. In einem großen Interview mit der “Welt am Sonntag” forderte sie Ukraine-Präsident Wolodomir Selenskyj nun erneut zum Einlenken auf und kritisierte einmal mehr weitere Waffenlieferungen: “Waffen retten kein Leben, wie es die deutsche Außenministerin neulich so nett gesagt hat, sie töten es. Das Leben des Feindes, wie das eigene”, sagte sie.

Über Selenskyj: Derart aufhetzende Sprache geht grundsätzlich nicht!"

Auf seine fordernde Art angesprochen, bekommt Selenskyj die volle Breitseite von Schwarzer. Die Welt: “Uns mag Selenskyjs Wortwahl missfallen, aber wir sollten nicht außer Acht lassen, dass hier ein in seiner Existenz bedrohter Präsident eine andere Rhetorik anstimmen muss, als uns gefällt.” Dazu Alice Schwarzer: “Muss er das? Eine derart aufhetzende Sprache geht grundsätzlich nicht! Sollte die Ukraine jetzt auch noch die Krim angreifen – Putins dunkelrote Linie – möchte ich nicht wissen, wie die russische Antwort lauten wird. Dann wird unvermeidlich der ganze Westen definitiv mittendrin sein im Weltkrieg.”

Knackpunkt Krim: Schwarzer will Volksabstimmung unter Uno-Kontrolle

Der Lösungsvorschlag von Schwarzer für den Konflikt: “Russland muss sich auf Grenzen vom Tag des Kriegsausbruchs zurückziehen. Der russisch orientierte Donbass erhält einen Sonderstatus. Die Krim sollte 10, 15 Jahre als Sonderverwaltungsgebiet aufseiten der Russen verbleiben. Danach sollte eine von der Uno kontrollierte Volksabstimmung über die Frage erfolgen, zu welchem Land die Bewohner der Halbinsel gehören wollen.

Die Ukraine sollte ihre Neutralität erklären, sie dürfte also nicht Mitglied der Nato werden. Und dafür müsste sie Sicherheitsgarantien des Westens erhalten”, so Schwarzer.