Kurz vor dem Heiligen Abend krachte es nochmals ordentlich, und zwar zwischen Wirtschaft und Politik, oder besser gesagt: zwischen Tourismus-Branche und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne). Von einem Weihnachtsfrieden ist noch nichts zu bemerken. Der Grund: Die verschärften Corona-Regeln, aber vor allem der Zickzack-Kurs des Ministers, der sämtliche Hoteliers zunehmend verzweifeln lässt. So verliert die Branche – und ebenso die Gäste – jegliche Planungssicherheit. Die Folgen seien bereits spürbar.

Erst Feiern zu Silvester angekündigt, dann Sperrstunde ab 22 Uhr

Zur Erinnerung: Noch am Freitag, 17. Dezember, hat Mückstein erklärt: Über die Weihnachtsfeiertage und zu Silvester fällt der Lockdown de facto auch für Ungeimpfte. Sogar Silvesterpartys in Lokalen sollten erlaubt sein und die Corona-Sperrstunde ausnahmsweise aufgehoben werden. Für solche Zusammenkünfte mit zehn Personen – ohne 2G-Nachweis – dürfe man sogar das Haus verlassen um zu feiern.

Seit Mittwoch, 22. Dezember ist alles anders: Nicht nur gilt die Sperrstunde in der Gastronomie weiterhin, sie wird ab 27. Dezember sogar auf 22 Uhr vorverlegt. Wirte, Tourismus und Hoteliers sind entsetzt.

Hoteliers: "Der Schaden ist enorm und er ist schon eingetreten"

Der Zorn richtet sich seither vor allem gegen Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein. Gastro-Obmann Mario Pulker ließ den Arzt Mückstein wissen, er solle sich überlegen, “ob er nicht zu seinem angestammten Amt zurückkehrt”. Und Stefan Ratzenberger, Obmann des Verbandes Österreichischer Nachtgastronomen (VÖNG), forderte überhaupt den sofortigen Rücktritt Mücksteins.

Walter Veit, Vizepräsident der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), wiederum meinte: “Der Schaden ist enorm und er ist auch schon eingetreten.” Er sprach von einer Stornierungswelle, die auf die Branche zurolle.

Mücksteins "Chaos-Verordnungen" zerstören Vertrauen

Besonders wütende Worte richtete dem Minister Seilbahn-Obmann Franz Hörl (ÖVP) aus. Die “Schlangenlinien” des Ministers würden “Schäden” verursachen: “Ob aus Unwissenheit, aus Wirtschaftsfeindlichkeit oder aus Ignoranz ist dabei sekundär. Was bleibt, ist ein Desaster.” Man kritisiere dabei nicht die Maßnahmen an sich, aber: “In weniger als einer Woche hat der zuständige Gesundheitsminister seine eigenen Ankündigungen und Verordnungen so oft geändert, gelockert und schließlich verschärft, dass sich nicht einmal mehr erfahrene Juristen auskennen.” Mücksteins “Chaos-Verordnungen” würden Vertrauen zerstören, “nützen wenig bis gar nichts” und seien “unerträglicher Ausdruck von Unfähigkeit und Ignoranz”, schoss der Zillertaler Hotelier scharf gegen den Minister.

Mehr als ein Dorn im Auge sind Hörl auch die Beschränkungen über die Feiertage: “Wer meint, die Infektionslage mit dem Verbot von Silvesterfeiern in Hotels und Gaststätten zu verbessern, der erreicht das Gegenteil. Man verdrängt die Menschen aus Orten, an denen der 2G-Status kontrolliert wird, in das absolut unkontrollierbare private Umfeld”. In einem Hotel oder der gehobenen Gastronomie die Sperrstunde auf 22.00 Uhr vorzuverlegen, sei “lebensfremd und degradiert unsere Häuser zu Gefängnissen.”

Regierung hat "jeglichen Bezug zur Bevölkerung verloren"

Scharfe Geschütze hatte auch der Tourismusobmann in der Tiroler Wirtschaftskammer und ÖVP-LAbg. Mario Gerber aufgefahren, wobei dieser die Bundesregierung als Gesamtes ins Visier nahm. Gerber zeigte sich “entsetzt”, sprach von einem “quasi Lockdown” für Tourismusbetriebe und von Entscheidungsträgern, die – vor allem wegen der Sperrstunden-Regelung – “jeglichen Bezug zur Bevölkerung verloren” hätten. Auch die mediale Vorgangsweise der türkis-grünen Bundesregierung stieß Gerber sauer auf: “Die Bundesregierung hat zwischenzeitlich nicht mal mehr den Anstand, die Maßnahmen selbst zu verkünden”.

Später schalteten sich die Bundes-Grünen ein: “Es wird dem Tourismus nichts bringen, wenn wir wegen Omikron in einem Gesundheitsnotstand landen. Besser ist es, jetzt die leider notwendigen Maßnahmen gemeinsam und konstruktiv mitzutragen. Das bringt auf lange Sicht auch dem Tourismus im Land etwas”, erklärten Tourismussprecherin Abg. Barbara Neßler und Gesundheitssprecher Abg. Ralph Schallmeiner. Hörl solle an den Feiertagen “in sich gehen, etwas Ruhe finden und sich wieder konstruktiv an der Pandemiebekämpfung beteiligen”.

Nächtigungen deutlich unter Vorkrisen-Niveau

Gemäß Statistik Austria verläuft der Start in die Wintersaison bisher deutlich unter dem Vorkrisenniveau: “Im Vergleich zum Vorjahr, in dem bereits ab 3. November ein Lockdown galt, verzeichneten die heimischen Beherbergungsbetriebe im November 2021 zwar drei Mal so viele Nächtigungen, das sind allerdings um 38 Prozent weniger als im November 2019 vor der Corona-Krise”, berichtete Statistik Austria-Chef Tobias Thomas. Die Hotelbelegungen ausländischer Gäste erreichten 1,82 Millionen (plus 461,7 Prozent zu 2020) und liegen damit um 39,4 Prozent unter November 2019. (APA/Red)