Die Klubobleute von ÖVP, SPÖ, Grüne und NEOS haben am Mittwoch in einer Pressekonferenz gemeinsam einen Impfaufruf an die Österreicher gerichtet. SP-Chefin Pamela Rendi-Wagner erinnerte an Impfungen, die eine Erfolgsgeschichte darstellten, ob gegen Mumps, Masern oder die beinahe Ausrottung der Kinderlähmung. Fazit: “Impfen rettet Leben, das haben die vergangenen Jahrzehnte bewiesen.” Grünen-Klubobfrau Sigrid Maurer erinnerte daran, dass alle etwas von der Impfung hätten, nämlich den Schutz der Lieben und die Rückkehr in ein normales Leben, für das eine höhere Impfquote nötig sei.

Wöginger (ÖVP): Fast alle Intensivpatienten nicht vollimmunisiert

Auch VP-Fraktionschef August Wöginger unterstrich: Es gehe einzig darum, die Impfquote zu erhöhen und damit mehr Gesundheit zu gewährleisten, aber auch eine gute Entwicklung des Standorts. 89 Prozent der Patienten auf Intensivstationen sei zurzeit nicht vollständig immunisiert.

Tatsächlich schreitet das Impfen in Österreich momentan nur schleppend voran, gerade einmal 63 Prozent der Bürger haben mindestens einen Stich erhalten. Das sind deutlich weniger als in Portugal (88 Prozent), Spanien (80 Prozent), Dänemark (76 Prozent), Irland (75 Prozent), Italien und Frakreich (je 74 Prozent) oder auch Deutschland (67 Prozent).

Herbert Kickl (FPÖ): Opposition geht Regierung auf den Leim

Eine Partei scherte bei der Pressekonferenz aber aus: die FPÖ, die vor einer Spaltung der Gesellschaft warnte und eine Bevormundung der Bürger sieht. Klubobmann Herbert Kickl nannte die Vier-Parteien-Aktion “ein unverantwortliches Experiment der schwarz-grünen Bundesregierung, dem nun auch die so genannte Opposition auf dem Leim gegangen” sei. Er sieht primär einen weiteren Schritt in Richtung Gleichschaltung der Bevölkerung. Darüber hinaus entdeckt Kickl seine Vorliebe für Diversität: “Freiwilligkeit, Freiheit und Vielfältigkeit sind Eckpfeiler unserer Demokratie. Die Bürger sind mündig genug, um ihre eigenen Entscheidungen zu treffen. Genau diese Fähigkeit will die Vier-Parteien-Allianz den Menschen aber nehmen.”

Claudia Plakolm (ÖVP): FPÖ verbreitet Fake News

Die Junge Volkspartei hat zur selben Zeit vor dem Parlament in einer Aktion die FPÖ kritisiert. Sie stellte eine “geheime Impfstelle” für die FPÖ auf. ÖVP-Nationalratsabgeordnete Claudia Plakolm sieht den Versuch der  Spaltung primär bei der FPÖ: “Monatelang hat uns die FPÖ weisgemacht, dass die Impfung ohnehin nicht schützt. Herbert Kickl hat wirre Verschwörungstheorien verbreitet, bewusst verunsichert und gespaltet. Dass die FPÖ gerne auf Polarisierung anstatt Verantwortung setzt, ist nichts Neues.”

Plakolm kritisiert die Haltung der FPÖ vor allem vor dem Hintergrund, dass sich sämtliche FPÖ-Promis in der Zwischenzeit schon geimpft haben, darunter Ex-Parteichef Norbert Hofer, Ex-Staatssekretär Hubert Fuchs, der EU-Abgeordnete Harald Vilimsky oder FPÖ-Wien Chef Dominik Nepp. “Ohne schlechtes Gewissen Menschen und vor allem die eigene Wählerschaft anzulügen, ist politischen Verantwortungsträgern unwürdig. Ihr ratet allen anderen von der Impfung ab, habt euch aber selbst – ohne zu zögern –impfen lassen. Diese Doppelmoral gefährdet all jene, die euch vertrauen und diese Fake News lesen und auch weiterverbreiten.”