„Im persönlichen Umgang ist er ein äußerst freundlicher Mensch, höflich, diszipliniert, hochintelligent, er wirkt stets sympathisch und zielorientiert. Dennoch hatte ich manchmal das Gefühl, dass er nicht authentisch war, gar ein wenig hölzern, eben wie Teflon, fast leblos und einstudiert, was vielleicht auch am starken Kontrast zu meiner eigenen temperamentvollen, offenen Art liegt“, stellt Strache Kurz den „Weltwoche“-Lesern vor.

ÖVP-Minister hatten keinen Spielraum

Alles, was Sebastian Kurz tue, müsse makellos erscheinen, sei perfekt einstudiert. Fehler kämen nicht vor oder würden nicht eingestanden, notfalls wegretuschiert, so der ehemalige Vizekanzler, der konstatiert: „Vielleicht macht ihn gerade das als Persönlichkeit einerseits faszinierend, andererseits aber auch ein wenig beängstigend.“

Die Führungsstruktur des Kanzlers beschreibt Strache als hocheffizient. „Seine Mitarbeiter und Berater arbeiten professionell und effektiv, so wie etwa Finanzminister Gernot Blümel, der als Kurz ́ engster persönlicher Vertrauter gilt …“. HC Strache hatte „oft den Eindruck, dass die ÖVP-Minister kaum persönlichen Entscheidungsspielraum hatten, vielmehr stellte sich deren Arbeit als die Umsetzung von Entscheidungen dar, die auf höherer Ebene getroffen worden waren“.

Gute Kontakte zu "Globalisten"

Kurz pflege laut Strache Kontakt zu "Globalisten", nicht zuletzt zu US-Milliardär George SorosAPA / Bundeskanzleramt

Vor dem Hintergrund seiner ausgezeichneten Kontakte stellt Strache in seinem Kommentar einmal mehr in den Raum, dass hinter Sebastian Kurz noch andere, „mächtige Männer“ die Fäden ziehen könnten. „Schon länger war er im Dunstkreis von George Soros, Klaus Schwab und Bill Gates unterwegs gewesen, was später im Zusammenhang mit der fragwürdigen Corona-Krisenpolitik eine Rolle spielte“, so HC, der im Herbst 2020 bei der Wahl mit seinem „Team HC Strache“ am Einzug in den Wiener Gemeinderat gescheitert war.

Migrationspakt führte in die Krise

Doch Strache findet auch (ein paar) lobende Worte für den Bundeskanzler. „Ich muss Sebastian Kurz allerdings auch Respekt und Anerkennung dafür zollen, dass er die Koalition mit uns gegen starken internationalen Druck eingegangen ist.“ Er wollte, ebenso wie ich, die Situation des Jahres 2000 vermeiden, als Österreich in Europa aufgrund der Koalition zwischen ÖVP und FPÖ wie ein Schurkenstaat behandelt worden war. Erst der UNO-Migrationspakt, dem die ÖVP zustimmen wollte, für mich und uns Freiheitliche aber völlig inakzeptabel war, markierte eine deutliche Zäsur“

Der UN-Migrationspakt entzweite die türkis-blaue Koalition. Strache wollte Österreichs Unterschrift mit aller Macht verhindern und setzte sich auch durch. Für ihn, der "Anfang vom Ende"APA/AFP/CHRISTOF STACHE

Kritik an der Corona-Politik

Der neue Juniorpartner in der Regierungskoalition, die Grünen, habe sich inzwischen als „willfähriger Gehilfe“ erwiesen, analysiert Strache seine „Nachfolger“ in der Koalition mit Kurz. Mit dem mittlerweile einjährigen Corona-Lockdown habe man nicht nur die Wirtschaft und den Arbeitsmarkt gegen die Wand gefahren, sondern auch unserer Jugend Bildung und Zukunft genommen, Menschen in psychische und andere gesundheitliche Probleme gestürzt und uns Grund- und Freiheitsrechte geraubt.

Für Strache wirkte der Kanzler immer "glatt", beinahe "beängstigend"APA / Roland Schlager

"Hochglanzpolierter Kanzler"

„Bundeskanzler Sebastian Kurz ist ein verlässlicher Partner im politischen Gleichklang der Globalisten. Aus ideologischer Überzeugung dürfte er dabei nicht handeln. Alles, was er tut, dient seinem Ego, der hochglanzpolierten Oberfläche des strahlenden Kanzlers“, zieht Strache am Ende seines Kommentars Fazit, den er mit „Österreichischer Vizekanzler a.D.“ zeichnete.