Evangelikale, die sich auf Endzeittheorien konzentrieren, sehen die Invasion der Ukraine als Teil von Gottes Plan. Dazu gehört etwa der Radiomoderator Michael Brown aus Charlotte, North Carolina: „Hier ist er, der Endkampf“, erklärt er mit Blick auf Russland. In Kombination mit dem moralischen Abstieg Amerikas und der Marginalisierung der christlichen Kirchen lässt die Ukraine-Invasion Erwartungen auf ein baldiges Ende der Welt wieder steigen.

Allerdings meinten einige bereits vor 35 Jahren in Russlands damaligem Staatspräsident Michail Gorbatschow den Antichrist zu sehen, und zwar wegen seines Feuermals auf der Stirn. Nun hat Wladimir Putin diese Rolle übernommen.

Der Index steigt immer weiter

Wie sehr man sich dem bevorstehenden Ende der Welt nun tatsächlich nähert, kann man am „Rapture Index“ ablesen. Er wurde neulich auf 187 von 200 Punkten erhöht – ein Rekordwert. Zuvor hatten bereits Klimawandel, Coronavirus und das Ansteigen der Ölpreise den Index-Wert in die Höhe gehen lassen. Damit übertrifft der Index auch den bisherigen Spitzenwert nach den Terroranschlägen vom 11. September: Damals stand er bei  „nur“ 182.

Der Index befindet sich auf Rapture Ready, einer evangelikalen Website. Ihr zufolge findet die Entrückung in naher Zukunft statt. Die Website verfolgt aktuelle Ereignisse, die nach Meinung des Website-Gründers Todd Strandberg in der Bibel prophezeit werden. Mit ihnen wird berechnet, inwiefern der Armageddon schon näher rückt. Weltereignisse und Trends werden hier zu Indikatoren für den Zeitpunkt der “Entrückung” am Ende. sein könnten.

Anfang März erklärte Greg Laurie, Pastor der kalifornischen Megakirche, der zum inneren Kreis der Pastorenberater von Präsident Donald Trump gehörte, seinen Anhängern, er sehe eine „prophetische Bedeutung“ in dem, was in der Ukraine passiert. Und der Gründer des Christian Broadcasting Network, Pat Robertson, behauptete, der russische Präsident Wladimir Putin sei „von Gott gezwungen“ worden, die Ukraine anzugreifen.

47 Prozent der weißen Evangelikalen sehen in Russland einen Feind der Vereinigten Staaten, und weitere 33 Prozent halten das Land zumindest für „unfreundlich“. 68 Prozent sprachen sich für Sanktionen aus und 51 Prozent gaben an, sie würden diese selbst dann unterstützen, wenn die Energiepreise weiter steigen.