Nach einem Bericht der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) sind seit der Machtübernahme der militant-islamistischen Taliban in Afghanistan zahlreiche ehemalige Sicherheitskräfte der Regierung verschwunden oder exekutiert worden. Taliban-Kräfte hätten in vier der 34 Provinzen des Landes mehr als 100 ehemalige Soldaten, Polizisten oder Geheimdienstler hingerichtet oder verschwinden lassen, heißt es in dem veröffentlichten Bericht.

Der Report dokumentiert auf 25 Seiten die Tötungen oder das Verschwinden von ehemaligen Angehörigen der Sicherheitskräfte, die sich ergeben hatten oder von den Taliban festgenommen worden seien. Die Untersuchungen von HRW hätten ergeben, dass alleine in den Provinzen Gasni, Helmand, Kandahar und Kundus mehr als 100 ehemalige Angehörige der Sicherheitskräfte getötet oder verschwunden seien.

Die versprochene Amnestie hat es nicht gegeben

Die Führung der Taliban habe ihre Mitglieder angewiesen, Mitglieder von Einheiten, die sich ihnen ergeben hatten, zu registrieren. Sie hätten zudem auf zurückgelassene Beschäftigungsunterlagen der ehemaligen Regierung zugreifen können. Die Daten hätten sie genutzt, um Ex-Sicherheitskräfte zu verhaften oder zu töten, berichtet „NTV“. Die Taliban-Führung hatte bereits viele Monate vor ihrer Machtübernahme eine Generalamnestie für alle Sicherheitskräfte erklärt und diese auch nach dem Fall der Hauptstadt Kabul mehrmals erneut bekräftigt

“Die von den Taliban versprochene Amnestie hat lokale Kommandeure nicht davon abgehalten, ehemalige Sicherheitskräfte zu exekutieren”, sagte Patricia Gossmann, Leiterin der Asien-Abteilung bei HRW. In einer Antwort auf die Ergebnisse des HRW-Berichts hätten die Taliban erklärt, dass sie 755 für Übergriffe verantwortliche Mitglieder entlassen und Militärtribunale für Mord, Folter und rechtswidrige Festnahmen eingerichtet hätten.