Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International erhebt schwere Vorwürfe gegen Selenksjys Streitkräfte. Die Taktik des ukrainischen Militärs habe zivile Menschenleben in Gefahr gebracht.

"Verteidigungsposition bewahrt nicht vor der Achtung des humanitären Völkerrechts"

Durch eine Errichtung von Stützpunkten in ziviler Umgebung hätte die Ukraine diese Orte zu Angriffszielen für die Russen verwandelt. Dadurch seien Zivilisten getötet und die zivile Infrastruktur zerstört worden.

Amnesty International sieht Verstoß gegen KriegsrechtMykhaylo Palinchak/SOPA Images/LightRocket via Getty Images

„Wir haben dokumentiert, dass die ukrainischen Streitkräfte Zivilisten gefährden und gegen das Kriegsrecht verstoßen, wenn sie in bewohnten Gebieten operieren“, sagte Agnès Callamard, Generalsekretärin von Amnesty International. „Die Verteidigungsposition befreit das ukrainische Militär nicht davon, das humanitäre Völkerrecht zu respektieren.“

"Hätte Alternativen gegeben, um Zivilisten nicht zu gefährden"

Zwischen April und Juli haben Mitarbeiter von Amnesty International mehrere Wochen damit verbracht, russische Angriffe in den Regionen Charkiw, Donbass und Mykolajiw zu untersuchen. Die Organisation inspizierte Kriegsschauplätze, befragte Überlebende, Zeugen und Angehörige von Opfern von Anschlägen. Bei diesen Untersuchungen fanden die Forscher Beweise dafür, dass die ukrainischen Streitkräfte in 19 Städten und Dörfern Angriffe aus bewohnten Wohngebieten abfeuerten und sich in zivilen Gebäuden verschanzten. Auch Satellitenbilder wurden ausgewertet, um die Vorfälle zu bestätigen.

Angriffe sollen auch aus Wohngebieten abgefeuert worden seinGaelle Girbes/Getty Images

Die meisten Wohngebiete, in denen sich Soldaten aufhielten, waren kilometerweit von den Frontlinien entfernt. Es hätte praktikablere Alternativen gegeben, die Zivilisten nicht gefährden, kritisiert Amnesty, wie Militärbasen oder dicht bewaldete Gebiete in der Nähe oder andere Strukturen, die von Wohngebieten weiter entfernt sind.