„Ich bin gekommen, habe die Sache in Ordnung gebracht und den Leiter des Sicherheitsdienstes in der Region entlassen, weil er sich von den ersten Tagen des Krieges an nicht um den Schutz der Stadt gekümmert, sondern nur an sich selbst gedacht hat. Aus welchen Motiven? Das werden die Ermittler herausfinden“.

Russland habe seine Zukunft verloren

“Schwarze, ausgebrannte, halb zerstörte Wohnhäuser blicken mit ihren Fenstern nach Osten und Norden – dorthin, von wo die russische Artillerie schoss”, sagte Selenskyj in einer Videobotschaft. Russland habe nicht nur die Schlacht um Charkiw, sondern auch um Kiew und den Norden der Ukraine verloren, konstatierte er. “Es hat seine eigene Zukunft und jede kulturelle Bindung zur freien Welt verloren. Sie sind alle verbrannt.”

„Wir werden Charkiw und allen anderen Städten und Dörfern, über die das Böse hereinbrach, wieder aufbauen“, versprach Selenskyj. Putins Truppen müssten schon lange begriffen haben, dass die Ukrainer das Land bis zum letzten Mann verteidigen werden. “Sie haben keine Chance. Wir werden kämpfen und wir werden in jedem Fall siegen“, so der Präsident.

Russische Armee feiert Erfolge im Osten

Ob diese Durchhalteparolen bei seinen Landsleuten erfolgreich sein werden, ist fraglich. Die ukrainische Armee steckt im Donbass in großen Schwierigkeiten. Massiver Artilleriebeschuss und Luftangriffen halten die Armee in den befestigten Verteidigungsanlagen in Schach. Währenddessen werden die vielen kleineren Verteidigungsposten, die oft von schlecht ausgebildeten Milizsoldaten bemannt sind, überrannt.

Selenskyj machte sich zum ersten Mal seit Beginn des Krieges ein Bild von der Lage im OstenGetty

Schwere Waffen und Strategiewechsel als Ursachen

Die jüngsten militärischen Erfolge der Russen im Donbass lassen sich nach Einschätzung des Militärexperten und Politologen Carlo Masala auf zwei Ursachen zurückführen: Erstens fehle es den Ukrainern an schweren Waffen. Zweitens hätten die Russen ihre Strategie erfolgreich geändert. “Im Gegensatz zum bisherigen Kriegsverlauf gehen sie nicht mehr an breiten Abschnitten der Front vor, sondern ziehen ihre Truppen zusammen, um an kleinen Stücken der Front voranzukommen. Dadurch haben sie derzeit eine personelle Überlegenheit”, sagte der Professor für Internationale Politik an der Universität der Bundeswehr in München.

Ukraine hat Gegenoffensive für Juni angekündigt

Für die Ukraine stelle sich nun die Frage, ob sie bestimmte Gebiete aufgebe, weil ansonsten die Gefahr bestehe, dass dort Truppen eingekesselt würden und dann womöglich in Kriegsgefangenschaft gerieten. Ganz entscheidend für den weiteren Kriegsverlauf sei allerdings, welchen Erfolg die von der Ukraine für Juni angekündigte Gegenoffensive haben werde, sagte Masala.