Im September hat sich die Stimmung in den Chefetagen nochmals deutlich verschlechtert. Das ergibt der Ifo-Geschäftsklimaindex, für den das Münchner Ifo-Institut jeden Monat rund 9000 Führungskräfte in ganz Deutschland befragt. Im Vergleich zum Vormonat fällt der Index um 4,3 Punkte auf 84,3 Zähler. Dieser starke Rückgang hat sogar Wirtschaftsexperten überrascht. Das ist der tiefste Stand seit Mai 2020, als die Politik gerade mit Lockdowns auf die Corona-Pandemie reagierte.

Der Pessimismus steigt

Materialmangel und Inflation belasten die deutsche Wirtschaft, zudem sind die Erwartungen der Chefetagen durch die drohende Gasknappheit deutlich getrübt. In Deutschland – wie auch in Österreich – ist kein klarer Kurs der Regierung im Kampf gegen Inflation und Energieknappheit erkennbar. Die weiteren Folgen des Ukraine-Kriegs schweben wie ein Damoklesschwert über der Wirtschaft. „Die deutsche Wirtschaft rutscht in eine Rezession“, sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest. „Der Pessimismus mit Blick auf die kommenden Monate hat deutlich zugenommen.“ Die Befragten äußerten sich zu Geschäftslage und Aussichten noch skeptischer als zuletzt.

Ein Wirtschaftseinbruch bedeutet Wohlstandsverlust, und das hat konkrete Folgen – für jeden.Carl Court/Getty Images

„Wir sehen ein dickes Minus auf allen Fronten“, sagte Ifo-Konjunkturexperte Klaus Wohlrabe im Reuters-Interview. „Vor allem die energieintensiven Branchen blicken äußerst pessimistisch auf den Winter.“ Die Industrie schaue mit großer Sorge auf das nächste halbe Jahr, erläuterte Ifo-Chef Fuest. Die Stimmung habe sich in nahezu allen Branchen verschlechtert.

Kaufkraft und Produktion brechen ein

Der gesamte Ifo-Index signalisiere mehr denn je eine Krise im Winterhalbjahr, sagt Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Der Energiepreisschock lasse die Kaufkraft der Konsumenten einbrechen und mache die Produktion vieler Unternehmen unrentabel.

Das Ifo-Geschäftsklima basiert auf zirka 9.000 monatlichen Meldungen von Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes, des Bauhauptgewerbes, des Großhandels und des Einzelhandels. Die Unternehmen werden gebeten, ihre gegenwärtige Geschäftslage zu beurteilen und ihre Erwartungen für die kommenden sechs Monate mitzuteilen. Sie können ihre Lage mit „gut“, „befriedigend“ oder „schlecht“ und ihre Geschäftserwartungen für das bevorstehende halbe Jahr als „günstiger“, „gleich bleibend“ oder „ungünstiger“ kennzeichnen.