Die Preisinflation hält Österreich fest im Griff. Laut einer Schnellschätzung der Statistik Austria, belief sich die Teuerung im Jänner auf 11,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das bleibt nicht ohne Wirkung, zumal die Lohneinkommen dieser Entwicklung noch hinterherhinken. An zum Teil recht rabiaten Konzepten zur Entlastung der Inflationsopfer, mangelt es nicht. Linke sind dabei besonders kreativ und offenbaren eine bemerkenswerte Mischung aus Ignoranz, wirtschaftlichem Unverstand und ideologischer Verblendung. Einer der Schwerpunkte, auf die sich die Genossen konzentrieren, sind die angeblich nicht mehr „leistbaren“ Kosten fürs Wohnen. Ehe aber darauf eingegangen wird, ein paar grundsätzliche Feststellungen.

Die zur Verfügung stehenden Güter sind begrenzt. Die Bedürfnisse der Menschen dagegen nicht. Knappheit ist ein Phänomen, mit dem die Menschheit seit ihrer Vertreibung aus dem Garten Eden leben muss. Außerdem existiert ein empirisch bestens dokumentierter und auch logischer Zusammenhang zwischen dem Angebot eines bestimmten Gutes, der Nachfrage danach und dem sich daraufhin bildendem Preis. Erhöht sich unter sonst gleichen Bedingungen die Nachfrage, steigt der Preis – und umgekehrt. Jedem durchschnittlich begabten Unterstufenschüler sollte das einleuchten.

Wenn die Zahl der Bewohner steigt, muss auch der Wohnraum steigen

Die Zahl der Einwohner Österreichs ist von 2012 bis 2022 von 8,41 auf 8,98 Millionen angestiegen (+ 6,8%). Die Zahl der Privathaushalte hat sich im selben Zeitraum von 3,65 Millionen auf 4,02 Millionen erhöht (+10,14%). Dass sowohl die wachsende Bevölkerung, als auch die Zunahme der Zahl an Privathaushalten der Zuwanderung, respektive der beachtlichen Fertilität vieler Immigranten geschuldet ist, da die Zahl der autochthonen Einwohner ständig zurückgeht, sei nur am Rande erwähnt.

Bedingt durch die Zunahme der Bevölkerung, steigt die Nachfrage nach Wohnraum. Die einzig wirkungsvolle Methode, die Entwicklung der Wohnkosten im Zaum zu halten, liegt auf der Hand: Die Wohnbautätigkeit ist zu intensivieren. Da die öffentliche Hand dank der Ausgabenorgien – der Aufblähung des Wohlfahrtsstaats – seit Anfang der 1970er-Jahre massiv verschuldet ist und daher über keine Mittel für umfangreiche Wohnbauprogramme verfügt, werden sich wohl oder übel private Akteure dieser Aufgabe annehmen müssen.

Kleiner Einschub: Die Staatsschulden in Österreich belaufen sich derzeit auf 355 Milliarden Euro – das sind rund 80.000 Euro pro Kopf der Erwerbstätigen oder 78,3 Prozent vom BIP. An billigen Erklärungen für die rezenten Schuldenexzesse herrscht kein Mangel: Pandemie, Krieg, Energieknappheit, „Klimakatastrophe“ – die Steuerzahler können gespannt sein, was als nächstes kommt.

Sozialisten folgen dem Stimmenmaximierungskalkül

Wie sind private Geldgeber dazu zu motivieren, nicht in Gewerbeimmobilien, sondern in Wohnhäuser zu investieren? Sicher nicht, indem man ihnen mit „Mietpreisdeckeln“ oder anderen (Teil-)Enteignungsphantasien droht, wie es die Sozialisten tun. Die folgen dabei übrigens dem demokratischen Stimmenmaximierungskalkül, wonach es viele Mieter, aber nur wenige Zinshausbesitzer gibt. Also tun sie so, als könnten sie Wasser bergauf fließen lassen und durch klassenkämpferische Maßnahmen den Wohnungssuchenden bei ihren Bemühungen um „leistbaren“ Wohnraum helfen. Dass das genauso wenig funktioniert, wie das Diktat prohibitiver Mindestlöhne oder oktroyierte Diskriminierungsverbote, die willkürlich definierte Personengruppen schützen sollen, kümmert sie nicht. Schließlich kann nicht sein, was nicht sein darf.

Übrigens lohnt es sich, den Wischiwaschi-Begriff „leistbar“ unter die Lupe zu nehmen. Was ist – für wen und unter welchen Bedingungen – „leistbar“? Wer auf eine 100-Quadratmeterwohnung in Wiener Toplage wert legt, wird tief in die Tasche greifen müssen. Wer eine Kleinwohnung in der Großfeldsiedlung bewohnt, nicht. Sogar die meisten „Besserverdiener“ können keine 10-Zimmer-Villa in Grinzing bezahlen: „Unleistbar“. Skandal! Wo bleibt die Arbeiterkammer?

Wie der griechischen Philosoph Epikur schon vor 2400 Jahren feststellte, sind die einfachen Dinge des Lebens auch für kleine Leute stets bezahlbar. Das gilt auch heute noch – und auch fürs Wohnen. Teuer ist immer nur der Luxus. Fazit: Wer keine überzogenen Vorstellungen davon entwickelt, wo und wie er wohnen möchte, wird sich allemal eine Bleibe leisten können.

Wohnkosten seit Jahren konstant ein Fünftel des Haushaltseinkommens

Die „Agenda Austria“ hat sich des Problems „leistbaren Wohnens“ angenommen und kommt zu einem ganz anderen Befund als die daueralarmierten Genossen von der SPÖ und deren siamesischen Zwillingen AK und ÖGB. Demnach bewegen sich die Wohnkosten seit vielen Jahren bei etwa einem Fünftel des verfügbaren Haushaltseinkommens. In Deutschland, der Schweiz, Schweden und in Tschechien liegt der fürs Wohnen aufzuwendende Anteil der Haushaltseinkommen sogar deutlich höher als hierzulande. Die Statistik Austria kommt zu etwas anderen Zahlen.

Die zu Beginn des Jahres schlagend werdenden Lohnerhöhungen werden, so wie die Entlastungsmaßnahmen und Unterstützungszahlungen seitens der Bundesregierung, zu einer Entspannung der Situation beitragen. Da ein erheblicher Teil der Wohnkosten auf die Haushaltsenergie entfällt, ist diesbezüglich allerdings erst dann mit einer nachhaltigen Entlastung zu rechnen, wenn den Ursachen der Energieverteuerung (z. B. die verunglückte „Energiewende“ und die selbstbeschädigenden Sanktionsmaßnahmen der Regierungen gegen den wichtigsten Energielieferanten Europas) zurückgenommen werden. Das ist aber in beiden Fällen aus ideologischen Gründen nicht zu erwarten.

Wie formulierte es Ronald Reagan 1981, anlässlich seiner Angelobung als 40. Präsident der USA: „Der Staat ist nicht die Lösung für unser Problem, der Staat ist das Problem.“ Für Euroland bleibt zu ergänzen: Das gilt auch für die EU!