Eine der Ursachen dieses Trends ist demographischer Natur: Die geburtenstarken Kohorten der „Babyboomer“ treten ihren Ruhestand an und können von den jüngeren Jahrgängen zahlenmäßig nicht ersetzt werden. Das führt dazu, dass in der Industrie Produktionseinbußen eintreten und die Kapazitäten von Gastronomie- und Beherbergungsbetrieben nicht vollständig genutzt werden können. Und das obwohl per Jänner 2023 immerhin 317.000 Arbeitslose beim AMS vorgemerkt waren.

An Vorschlägen zur Behebung des Arbeitskräftemangels fehlt es nicht. „Sollen die Unternehmer doch höhere Löhne zahlen“, ist einer davon. Dass höhere Löhne größere Beschäftigungsanreize bieten, ist keine Frage. Allerdings müssen die Betriebe auch in der Lage sein, diese höheren Löhne – nebst gestiegenen Energiekosten – in ihren Preisen unterzubringen. Speziell in der Gastronomie ist das nicht so einfach. Nicht wenige Gastonomen leben von einer treuen Stammkundschaft, die preisgünstige Mittagsmenüs konsumiert – oft sind es Pensionisten. Kostet das Essen anstatt wie bisher 11 aber plötzlich 14 oder 15 Euro, wird ein Teil dieser Kundschaft ausbleiben. Der restliche Umsatz reicht dann häufig nicht mehr aus und der Betrieb schließt. Vor vergleichbaren Problemen stehen natürlich auch andere Branchen.

Viele Immigranten leben auch Jahre nach Einreise noch immer von Sozialtransfers

„Wir müssen die Zuwanderung von Migranten fördern, dann ist das Problem gelöst“ ist auch eine oft gehörte Empfehlung. Nun, an Migranten herrscht im Land am Strome ja kein Mangel – und trotzdem finden viele Betriebe keine Fachkräfte. Wenn man die Migration in die klassischen Einwanderungsländer USA, Kanada, Australien und Neuseeland mit jener in Europa vergleicht, wird auch klar, warum: Die europäischen Sozialstaaten üben nämlich eine geradezu magische Anziehungskraft auf die „falschen“ Migranten aus. Dem Wirtschaftsnobelpreisträger Milton Friedman verdanken wir die Einsicht: „Man kann entweder offene Grenzen haben oder einen Sozialstaat, aber unmöglich beides zugleich“. Zuwanderer, die wegen der vom ersten Tag an großzügig gewährten Sozialleistungen kommen, haben kein Interesse daran, sich wirtschaftlich zu betätigen. Folgerichtig leben viele Immigranten auch Jahre nach ihrer Einreise noch immer von Sozialtransfers. Nicht nur deshalb, weil sie nicht arbeiten wollen, sondern auch, weil sie keinerlei Qualifikation mitbringen. Die Nachfrage heimischer Betriebe nach Analphabeten und/oder Leuten mit einem IQ von unter 90, ist nun einmal begrenzt.

Wem daran liegt, der heimischen Wirtschaft geeignete Arbeitskräfte aus dem Ausland zuzuführen, hat entsprechende Zuwanderungskriterien zu definieren – so wie das etwa in Australien und Neuseeland der Fall ist. Wer dort keine nachgefragte Schlüsselqualifikation nachweisen kann, und zudem nicht jung und kerngesund ist, hat keine Chance auf eine Erlaubnis zum dauerhaften Aufenthalt.

Junge, gut ausgebildete Migranten wandern in die englischsprachige Neue Welt aus

So entscheidend es für das heimische Sozialsystem auch ist, die Zuwanderung in die Arbeitslosigkeit zu unterbinden, so wenig wird damit der Arbeitskräftemangel behoben. Während es dank des luxuriösen Sozialstaates, für Ungelernte aus aller Herren Länder hochattraktiv ist, nach Österreich zu kommen, fehlt es an Anreizen für leistungsbereite und –fähige Migranten. Was könnte einen gut ausgebildeten Inder oder Iraner nach Österreich locken? Der Umstand, dass er eine verhältnismäßig exotische Fremdsprache erlernen muss, während er über zumindest rudimentäre Englischkenntnisse bereits verfügt? Oder die traurige Aussicht darauf, mindestens die Hälfte seines Einkommens dem Fiskus überantworten zu müssen, weil der ihn zwingt, den Sozialkitsch des überteuerten Wohlfahrtsstaats mitzufinanzieren?

Die Illusion, eine nennenswerte Zahl von Arbeitskräften von außerhalb der EU rekrutieren zu können, sollte begraben werden. Denn junge, gut ausgebildete und leistungsbereite Migranten wandern bevorzugt in die englischsprachige Neue Welt aus. Nicht nur der Sprache wegen, sondern hauptsächlich deshalb, weil sie dort einen größeren Teil der Früchte ihrer Arbeit behalten dürfen, als im kontinentaleuropäischen Sozialbiotop.

Japan zeigt, dass es auch ohne Zuwanderung geht

Japan zeigt übrigens, dass es auch ohne Zuwanderung geht: Durch Produktivitätssteigerung und Ausdehnung der Lebensarbeitszeit nämlich. Japanische Männer treten ihren Ruhestand erst mit über 70 Jahren an.

Eine rigorose Schlankheitskur für die europäischen Gouvernantenstaaten würde – neben dem Arbeitskräftemangel – auch anderen Problemen entgegenwirken. Denn die falsch gesetzten Anreize ziehen ja nicht nur ungeeignete Migranten an, sondern verderben auch die Mentalität der autochthonen Bürger. Solange der Staat jede wirtschaftliche Leistung bestraft und gleichzeitig den Müßiggang belohnt; wenn infolge ideologisch motivierter Gleichmacherei die Bildung vernachlässigt und das Anspruchsdenken gefördert wird; wenn es attraktiver ist, ein Orchideenstudium zu absolvieren, um dann im Staatsdienst der Frühpension entgegenzufiebern, anstatt ein MINT-Fach zu belegen um in der Privatwirtschaft produktiv zu werden; solange diese Missstände bestehen, wird Euroland im internationalen Wettbewerb an Boden verlieren.

Ignoranz und ideologische Verblendung gedeihen allerdings nicht nur hierzulande, wie die Proteste zeigen, die in Frankreich gegen eine geplante Pensionsreform erfolgen. Wer angesichts der Tatsache, dass die Gesellschaft altert, nicht einsieht, dass die Lebensarbeitszeit ausgedehnt werden muss, damit ausreichend viele Werktätige zur Verfügung stehen, um die Pensionszahlungen zu stemmen, hat nichts begriffen. Dass sich in Frankreich auch die Jungen an den aktuellen Protesten beteiligen, ist deprimierend. Denn sie sind es ja, die die Rechnung für unterbleibende Reformen bezahlen müssen.