Am 15. August 1971 trat US-Präsident Nixon vor die Mikrophone und erklärte in beiläufigem Tonfall das Ende des bis zu diesem Tag bestehenden Rechts fremder Notenbanken, ihre Dollarbestände in Gold umzutauschen. Der zu diesem Zeitpunkt festgelegte Kurs belief sich auf 35 Dollar je Feinunze (am 20. 8. 2021 lag der Preis bei 1.787 Dollar).

Erstaunlicherweise blieben nennenswerten Reaktionen seitens des Auslands auf diese de-facto-Enteignungsaktion aus, die der deutsche Ökonom und Chefvolkswirt der Degussa, Thorsten Polleit, als „Das Verbrechen von 1971“ bezeichnet.

Im historischen Kontext betrachtet, stand die Maßnahme in direktem Zusammenhang mit den militärischen Abenteuern Washingtons (zuerst in Korea, danach in Vietnam) die Unsummen verschlangen und die mit der Notenpresse finanziert wurden. Damit einher ging ein Vertrauensverlust in die Weltleitwährung Dollar, die seit der 1944 in Bretton Woods abgehaltenen internationalen Währungskonferenz, die Basis eines Systems fester Wechselkurse bildete.

Der französische Staatspräsident Charles De Gaulle hatte schon in einer im Jahr 1965 gehaltenen Rede angekündigt, die Dollarreserven seines Landes in Gold einwechseln zu wollen – was in der Folge auch tatsächlich geschah. Da aber bereits zu diesem Zeitpunkt die im Ausland zirkulierenden Dollarmenge den Wert der amerikanischen Goldreserven überstieg, bedeutete das einige Jahre später von Nixon erklärte Ende des Einlösungsversprechens eine Flucht nach vorne, um das Schlimmste zu verhindern.

Was den meisten Zeitgenossen nur ein Schulterzucken wert ist, ist indes von größter Bedeutung. Denn auch wenn das Bretton-Woods-System keineswegs einem Goldstandard entsprach, so war doch über die auf dem Dollar gegründete „Pyramide“ der übrigen Weltwährungen eine Restbindung an ein nicht beliebig vermehrbares Gut – nämlich das Gold – gegeben.

Gold ist Geld – alles andere ist Kredit (J. P. Morgan)

Der altösterreichische Ökonom Ludwig von Mises, erklärt in seiner 1912 veröffentlichten Habilitationsschrift „Die Theorie des Geldes und der Umlaufsmittel“, mit seinem „Regressionstheorem“, wie Geld entsteht und dass es sich in jedem Fall um ein allseits begehrtes, leicht tauschbares (liquides) Gut, eine Ware, handelt. Es ist ein Phänomen der jüngsten Neuzeit, dass inhärent wertlose, bunt bedruckte Zettel zu Geld avancieren.

Der Goldbestand beläuft sich derzeit weltweit auf ca. 174.000 Tonnen, was einem Würfel mit rund 21 m Seitenlänge entspricht. Das übersteigt die jährlich geförderte Menge um das etwa 65-fache. Diese hohe „Stock-to-flow-Ratio“prädestiniert das gelbe Metall, zusammen mit seinen Eigenschaften selten, beständig, leicht prüf- und teilbar zu sein, dazu, als Geld verwendet zu werden. Dass die Lagerstätten begrenzt sind und seine Förderung mit erheblichen Kosten verbunden ist, limitiert die verfügbare Menge.

Wenn wir gegenwärtig zunehmende Kaufkraftverluste der Papiergeldwährungen erleben, so ist das dem Umstand geschuldet, dass diese jederzeit so gut wie kostenlos und in jedem politisch gewünschtem Maße vermehrt werden können. Betrachtet man die weltweite Entwicklung der Geldmenge, so hat diese seit dem Jahr 1971 sprunghaft zugenommen – weil in dem seither bestehenden, reinen Fiatgeldsystem eben jedes Korrektiv fehlt.

Papiergeld kehrt früher oder später zu seinem inneren Wert zurück – Null (Voltaire)

Dass der Propagandist der Staatsverschuldung schlechthin, John Maynard Keynes, wie schon andere vor ihm, den Goldstandard als „barbarisches Relikt“ bezeichnete, kann nicht verwundern. Ein Warengeldsystem hindert den politisch-finanzindustriellen Komplex nämlich wirkungsvoll daran, die Geldmenge über jedes vernünftige Maß hinaus von der Realwirtschaft zu entkoppeln und ausschließlich ihren eigenen Interessen dienstbar zu machen. Daher lieben Politiker und Banker das Fiatgeld. Otto Normalverbraucher dagegen leidet unter der von Regierungen und Banken betriebenen Geldinflation, die eine allgemeine Teuerung nach sich zieht. Die würde bei einem Währungssystem mit (Gold-) gedeckten Währungen nicht eintreten.

Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.