Andreas Tögel: Der Staat ist stets im Krieg
Der Staat ist immer im Krieg – wenn nicht gegen einen Außenfeind, dann eben gegen die eigenen Bürger, sagt eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Dem französischen Ökonomen Frédéric Bastiat (1801 – 1850) verdanken wir folgende Erkenntnis: „Wenn nicht Waren Grenzen überqueren, dann werden es Soldaten tun.“
Wir werden auf schmerzliche Weise erleben, dass das Zitat in beiden Richtungen zu lesen ist: Derzeit überschreiten Soldaten Grenzen, also werden es die Waren nicht tun. Die westliche Staatengemeinschaft hat bekanntlich Wirtschaftssanktionen gegen Russland verhängt, die nicht nur die Russen, sondern auch Europa (die USA eher nicht) schädigen werden. Man denke an die vielen Betriebe, die sich auf Geschäfte mit dem östliche Riesenreich spezialisiert haben und die nun ohnmächtig zusehen müssen, wie die Politik ihr Geschäftsmodell ruiniert.
Wieder zeigt sich: Macht korrumpiert
Das gegenwärtige Drama in der Ukraine und die daraufhin ergriffenen Maßnahmen der militärisch impotenten EU, führen wieder einmal deutlich vor Augen, dass Macht korrumpiert und niemals zu etwas Gutem führt. Wie hat es der Schweizer Kulturhistoriker Jacob Burckhardt ausgedrückt: „Macht ist böse“.
Stellen Sie sich vor, zwei Dörfer liegen miteinander im Streit (worum, ist egal), worauf der Bürgermeister einer der beiden Gemeinden gegen den Streitgegner ein Wirtschaftsembargo verhängt und den Bürgern und Unternehmern verbietet, Gemeindegrenzen überschreitende Transaktionen zu tätigen. Absurd, nicht wahr? Wie käme denn ein von den Steuern seiner Gemeindemitglieder lebender Funktionär dazu, diesen zu verbieten, ihren Geschäften nachzugehen?
Die Axt wird an den Wohlstand der Nationen angelegt
Unterscheiden sich die Sanktionen der EU von denen des Gemeindevorstehers? Richten sich die Strafmaßnahmen gezielt und ausschließlich gegen den oder die Urheber der Aggression, oder richten sie sich auch und vor allem gegen daran vollkommen unbeteiligte Menschen? Letzteres ist der Fall. Wer den grenzüberschreitenden Handel durch Einsatz politischer Zwangsmaßnahmen zum Erliegen bringt, legt die Axt an den Wohlstand der Nationen – nicht nur derjenigen, die das Ziel der Sanktionen sein soll, sondern auch an das der eigenen. Verschärft wird die Sache im aktuellen Fall noch dadurch, dass Strafmaßnahmen gegen einen Staat ergriffen werden, von dessen Energieträgerlieferungen Europa in erheblichem Ausmaß abhängig ist. Das ist der sprichwörtliche Schuss ins eigene Knie.
Während der Potsdamer Konferenz im Jahr 1945 fragte Josef Stalin, auf die Kritik angesprochen, die der Papst an der Annexion Ostpolens durch die Sowjets geäußert hatte: „Wie viele Divisionen hat der Papst?“ Das ist exakt die Frage, die auch Wladimir Putin stellen könnte. Die Antwort war 1945, den Papst betreffend, dieselbe, wie heute im Fall der EU: Keine.
Justin Trudeaus totalitäre Politik ist aus dem Blick geraten
Autodestruktive Sanktionen werden einen entschlossenen Warlord nicht daran hindern, Beute zu machen. Er schafft Fakten und die europäischen Eunuchen dürfen ihm dabei hilflos zusehen. Historische Vergleiche hinken zwar immer, aber der Ukraine passiert soeben das gleiche, wie Polen anno 1939. Von den europäischen Westmächten vollmundig abgegebenen Sicherheits- und Beistandsgarantien, folg(t)en keinerlei militärische Taten. Die Ukraine steht – allen gratismutigen Solidaritätsadressen zum Trotz – alleine da und auf verlorenem Posten.
Bedingt durch die russische Aggression gegen die Ukraine, ist etwas anderes völlig aus dem Blick geraten: Die nicht anders als totalitär zu bezeichnende Politik des kanadischen Premierministers Justin Trudeau – seines Zeichens bekennender Marxist (Bewunderer der Politik Rotchinas und Fidel Castros) und Liebling der Linksintellektuellen beiderseits des Atlantiks. Nachdem ihm die gewaltfreien Proteste Abertausender Lastwagenfahrer und anderer arbeitender Menschen gegen seine Pandemiemaßnahmen lästig wurden, verhängte er den Ausnahmezustand und ging so weit, jedem, der als Unterstützer der Protestbewegung identifiziert wurde, die Konten sperren zu lassen. Unbescholtene Bürger, die nicht etwa kriminelle Gewalttaten verübten, sondern die nur ihrem Unmut mit dem Coronaregime Trudeaus Ausdruck verliehen, haben nun keinen Zugriff mehr auf ihr ehrlich verdientes Geld und können weder ihre Miete bezahlen, noch ihr Auto betanken. Das ist ohne Beispiel in der (einst) freien Welt.
Abschaffung des Bargelds brandgefährlich
So dramatisch die Sache für die Betroffenen natürlich ist, so hat sie für alle anderen doch auch ihr Gutes: Niemals wurde den Menschen deutlicher vor Augen geführt, was die Einführung einer digitalen Währung und die Abschaffung des Bargeldes bedeuten würde: Wer das Regime kritisiert, wird sich dann nicht einmal mehr eine Wurstsemmel kaufen können. Das gilt zu verhindern! Verzichten Sie auf den Einsatz von Kreditkarten! Zahlen sie mit Bargeld.
Kommentare
Die Erkenntnisse “Wenn nicht Waren Grenzen überqueren, dann werden es Soldaten tun!”, “Macht ist Böse”, “Wieviel Divisionen hat der Papst?” und schlußendlich “europäische Eunuchen” zeichnen perfekt das traurige Bild in der heutigen EU – auch sind, wie immer, der lemmingartige EU-Europäer mit dem moralisch erhobenen Zeigefinger, empört!
Das nun das berechtigte Asyl für die Ukrainer von ganz normalen Migranten zur umrechtlichen Einreise benutzt wird, ist nur ein weiteres Dilemma der EU und zeigt ihre Unfähigkeit ein weiteres Mal auf.
Wenn jetzt auch noch China Wirbel macht und Taiwan angreift und ins Reich eingliedert, wie einst Tibet,
dann werden Sanktionen gegen die Chinesen unser schönes Österreich endgültig und gänzlich lahmlegen.
Ich meine jetzt weniger Exporte ins Reich der Mitte, sondern Hochtechnologie, die wir aus China beziehen und ohne die bei uns nix mehr weiter geht …
Ein sehr interessanter Artikel, den ich in sehr Vielem zustimme, aber einiges sehe ich doch etwas anderes. Dem Angriff auf Polen 1939 folgte die Kriegserklärung Großbritanniens und Frankreichs an Deutschland, also doch die stärkstmögliche Reaktion. Aufgrund des russischen Atomwaffenarsenals sendet der Westen nur Waffen, aber keine Truppen in die Ukraine. Die alle, auch die Falschen, treffenden Wirtschaftssanktionen sind leider das einzige verbleibende Mittel.
Im Vertrag über die Arbeitsweise der EU ist festgelegt, dass das auf Euro lautende Bargeld im Eurosystemraum das einzig gesetzliche Zahlungsmittel ist. Wobei zu berücksichtigen ist, dass das Wort “Zahlungsmittel” mit Bedacht gewählt wurde.
Wird das Bargeld abgeschafft, gibt es kein gesetzliches Zahlungsmittel mehr in der EU.
Danke Herr Tögel! In Zeiten wie diesen, ist ihr Artikel Balsam.
Danke Herr Tögel! Vielen Dank.
In Zeiten wie diesen sind ihre Worte Balsam.
Sehr gut zusammen gefasst und informativ! Danke!
Daß Trudeau Marxist ist, wußte ich bis dato nicht. Danke für die Aufklärung – jetzt wird mir einiges klar!
Wie stets: ausgezeichnet geschrieben.
Allerdings: Unsere Bürger sind zu bequem geworden ohne Kreditkarte zu zahlen, zu bequem für ihre Freiheit einzustehen. – Dann haben sie die Freiheit halt auch nicht verdient!
Gerade in Corona-Zeiten hat man für das bargeldlose Bezahlen geworben (wegen “Ansteckungsgefahr”), dass dahinter die von Tögel aufgezeigte andere Gefahr lauert, hat man verschwiegen!
Selberdenken ist durchaus erlaubt. Noch.