Beispielsweise arbeitet kaum eine Frau bei der Müllabfuhr oder für die Kanalbrigade. An Hochöfen, in Bergwerken unter Tage, als Asphaltbauer und als Dachdecker sucht man Frauen ebenfalls weithin vergebens. Wenn das Klo verstopft, das Auto auf der Bundesstraße liegengeblieben oder die Überlandstromleitung gerissen ist, wer kommt dann zur Hilfe? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit keine Frau. Auch wenn´s darum geht, als uniformierter Kriegsheld für Führer, Volk und Vaterland zu sterben, wird Männern der Vortritt gewährt. Kurzum: So gut wie alle körperlich beschwerlichen, schmutzigen und/oder gefährlichen Tätigkeiten werden von Männern ausgeführt.

Viereinhalb Millionen Treffer bei Google

Wenn es bei der mit ermüdender Regelmäßigkeit geforderten Gleichstellung der Geschlechter um eines mit Sicherheit nicht geht, dann ist es eine Gleichstellung im Hinblick auf eine belastende Berufstätigkeit. Vielmehr geht es ausschließlich ums Geld. Geld, das nach Ansicht antikapitalistischer Propagandisten, perfide unternehmerische Ausbeuter dem schwachen Geschlecht vorenthalten, indem sie sich tückisch gegen die Frauen verbünden. Unglaublich, welch groteske Verschwörungstheorien uns die Gleichmacherfaktion auftischt.

Sagenhafte viereinhalb Millionen Treffer liefert die Suchmaschine Google unter dem Stichwort Gender Pay Gap. Das Thema ist also heiß. Kein Wunder, dass die Politik sich, getrieben von empörten Medienmachern, bemüßigt fühlt, einzuschreiten. Frauenministerin Susanne Raab erklärte am achten März: “Der heutige Weltfrauentag erinnert uns daran, dass der Kampf für Gleichberechtigung weltweit nicht aufhören darf.“ Frauen künftig verstärkt zu gut bezahlten Hochofenarbeitern oder Bergwerkskumpels auszubilden, anstatt sie in schlecht bezahlten Dienstleistungsjobs fronen zu lassen, hatte sie wohl nicht im Sinn. Stattdessen geht es schlicht und ergreifend ums Rosinenpicken: Mehr Vorstandsposten für die holde Weiblichkeit, mehr Managementfunktionen, Beamten- oder Politikerkarrieren, kurzum: Gut bezahlte und dazu möglichst prestigeträchtige Schreibtischjobs, garantiert aber keine Drecksarbeit, bei der man sich die sorgsam manikürten Nägel ruinieren könnte.

Nicht Aufgabe von Regierungen, Menschen zu erziehen

Doch auch wenn es die Feministen und Gleichmacher in allen Parteien um keinen Preis wahrhaben wollen: Ausgerechnet in jenen demokratischen Gesellschaften, die den höchsten Grad an Egalität aufweisen, wie etwa die der skandinavischen Länder, wählen die wenigsten Frauen MINT-Studien (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik), die am ehesten zu gutbezahlten Tätigkeiten verhelfen. Genau dort, wo Frauen den Männern weitestgehend gleichgestellt sind, driftet die Berufswahl stärker auseinander als in so üblen Machogesellschaften, wie wir sie im Land am Strome angeblich haben (siehe hier).

Nur in sozialistischen Plan- und Kommandowirtschaften, wie der selig entschlafenen UdSSR, oder in Korea nördlich des 38. Breitengrades, waren und sind hohe Prozentzahlen von Frauen in typischen Männerberufen zu finden. Dass es das Ziel von Frau Raab und ihren Mitstreiterinnen ist, die Zahl der Bergwerksarbeiterinnen und Traktoristinnen anzuheben, kann – siehe oben – ausgeschlossen werden.

Was auch immer einzelne Minister sich wünschen mögen: Es ist nicht die Aufgabe von Regierungen, zumindest nicht in marktwirtschaftlich organisierten, liberalen Demokratien, Menschen zu erziehen und ihnen ihre beruflichen Karrierepfade vorzuschreiben! Dafür haben die Damen und Herren Politiker kein Mandat.

Motiv der politischen Klasse keineswegs altruistischer Natur

Wenn junge Frauen sich nach wie vor dafür entscheiden, das Friseurhandwerk, anstatt den Beruf des Werkzeugmachers zu erlernen, dann geht das die Regierung nichts an. Wenn sich Maturantinnen eher dazu entschließen, Studienfächer zu belegen, die „etwas mit Menschen“ zu tun haben und Mathematik, Informatik und Technik mehrheitlich den Männern überlassen, dann ist das ihr gutes Recht. Schließlich sind es mündige, wahlberechtigte Bürger, die sich fürs eine oder das andere Entscheiden. Da allerdings Mechatroniker nun einmal mehr verdienen als Einzelhandelsverkäuferinnen, und die Absolventen von MINT-Fächern nach ihrer Graduierung klarerweise besser dotierte Jobs finden als Soziologinnen, Politik- und Kommunikationswissenschaftlerinnen, erübrigt sich auch das Gejammer über die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern. Jede Frau ist ihres Glückes Schmiedin! Niemand drängt Frauen in die „falschen“ Karrieren. Es ist eine Beleidigung der Frauen, wenn Politiker sich anmaßen, sie vor einer falschen Berufswahl zu bewahren.

Das Motiv der politischen Klasse, sich für die Geschlechtergleichstellung einzusetzen, ist übrigens keineswegs altruistischer Natur. Denn mit ihrem Kampf für die materielle Gleichheit, werden einerseits private Arbeitgeber zu Befehlsempfängern der Staatsbürokratie degradiert, und die Frauen andererseits zu abhängigen Klienten, die auf das Wohlwollen der Nomenklatura angewiesen sind. Mit dem Kampf für die Gleichstellung, dehnt die politische Klasse ihre Macht über den Privatsektor aus und schafft zudem eine Menge unproduktiver Verwaltungsjobs.

Anstatt sich um die rosaroten Elefanten im alpenländischen Wohnzimmer zu kümmern, die auf die Namen Islamisierung, Teuerung und drohende Unfinanzierbarkeit des Pensionssystems hören (die Aufzählung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit), befasst die politische Klasse sich lieber mit Orchideenthemen wie dem Gender Pay Gap, den sie ohne Anwendung oder Androhung von Zwangsgewalt auch in 100 Jahren noch nicht geschlossen haben wird.