Überzeugte Marktwirtschaftler wie Erhard, die wissen, welcher Voraussetzungen es bedarf, um einer Volkswirtschaft zu dauerhafter Prosperität zu verhelfen, sind heute ausgestorben – zumindest, soweit es die politische Klasse betrifft. Jeder heute aktive Politiker, die Parteifarbe spielt dabei keine Rolle, hat zwar jede Menge Ideen, wie man die „soziale“ Umverteilung weiter ausbauen könnte, aber leider nicht die Spur einer Vorstellung davon, wie der umzuverteilende Wohlstand zu produzieren ist. Die Androhung verschärfter Entrechtungs- und Enteignungsprogramme wirkt sich jedenfalls nicht gerade beflügelnd auf unternehmerische Ambitionen aus. Ohne die geht es aber nun einmal nicht – auch wenn viele Linke es nicht wahrhaben wollen.

Wer selbst nichts zu produzieren imstande ist – jedenfalls nichts, wonach eine kaufkräftige Nachfrage besteht –, neigt dazu, sich Geld gewaltsam anzueignen. Der deutsche Soziologe Franz Oppenheimer konstatiert in seinem 1908 erschienenen Buch „Der Staat“, dass es nur zwei Möglichkeiten gibt, Einkommen zu erzielen: Wirtschaftliche Mittel, die, wie Produktion und Handel, auf freiwilliger Übereinkunft und Kooperation basieren, und politische Mittel, die auf Zwang und Gewalt beruhen: Steuern und Abgaben.

Das seit mehr als hundert Jahren unentwegt fortschreitende Staatswachstum bringt es mit sich, dass der Anteil der ihre Einkommen mit politischen Mitteln erzielenden Personen stetig zunimmt, während jener der in den Betrieben wertschöpfend Tätigen zurückgeht. Die Einkommensteuerentwicklung illustriert es: Lag der Spitzentarif zur Zeit ihrer Einführung anno 1896 bei fünf Prozent, halten wir heute bei 55 Prozent – also beim Elffachen. Bei einer Staatsquote von rund 50 Prozent lassen sich viele Drohnen ernähren – vom Fahrrad- Gleichstellungs- und Antidiskriminierungsbeauftragen bis zum Genderwissenschaftler, etc. – allesamt Zeitgenossen, die keinerlei Beitrag zur Wohlstandsentwicklung leisten. Das sind, nebenbei bemerkt, übrigens zugleich diejenigen, die den Produktiven unentwegt neue Vorschriften machen, wie und was sie zu tun und zu lassen haben.

Wenn´s dem Esel zu wohl ist, geht er aufs Eis, sagt der Volksmund: Eben fordert die Gewerkschaft der Privatangestellten, eine Organisation, die den permanenten Klassenkampf auf ihre tiefrote Fahne geschrieben hat, sechs Wochen Jahresurlaub bei vollem Lohnausgleich. Das hat schon was – ausgerechnet in einer Phase, da die Unternehmen, pandemiebedingt, mit einem massiven Konjunktureinbruch zu kämpfen haben und nach dem Auslaufen der Stützungszahlungen, sowie dem Ende der Zahlungsstundungen von Finanzämtern und Sozialversicherungen, mit einer veritable Pleitewelle zu rechnen ist.

Klassenfeinde in den eigenen Reihen

Wer erhebt diese ebenso weltfremde wie dreiste Forderung? Die Chefin der GPA, Barbara Teiber. Sie hat, wie die meisten Ihrer sozialistischen Mitstreiter, niemals einen privaten Wirtschaftsbetrieb von innen gesehen, sondern war stets in geschützten Werkstätten beschäftigt. Um es mit Oppenheimer zu sagen: Nie hat sie ihr Einkommen erwirtschaftet. Stets hat sie es mit politischen Mitteln erzielt.

Für die Interessen der Arbeitnehmer wäre ein „Erfolg“ von Genossin Teiber in Sachen Urlaubsverlängerung zweifellos schädlich. Denn wer die Arbeitszeit – ohne Rücksicht auf die Produktivitätsentwicklung – grundlos verteuert, produziert Arbeitslosigkeit. Fazit: Wer solche Interessenvertreter hat, braucht keinen Klassenfeind mehr.

Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.