Eine Milliarde Euro, so nimmt es der staunende Steuerzahler zur Kenntnis, wollen die deutschen Grünen – ihre recht wahrscheinliche Regierungsbeteiligung ab Herbst vorausgesetzt – zur Subventionierung von Lastenrädern ausgeben. Muskel- statt Maschinenkraft – ein beispielhaft zukunftsträchtiger Gedanke! Besonders in einer Zeit, da in China die von den Grünen daheim torpedierte deutsche Erfindung einer Magnetschwebebahn („Transrapid“) verwirklicht wird und in der die „Industrie 4.0“, also eine weitreichende Digitalisierung der Industrieproduktion, ansteht.

Doch was die grünen Khmer Deutschlands können, das können linke Maschinenstürmer im Land der Hämmer schon lange: So träumte die ehemalige Vizebürgermeisterin von Wien und Führerin der Stadtgrünen, Maria Vassilakou, schon im Frühjahr 2017 von einem Ersatz der Diesel-LKW durch Lastenfahrräder. Ihr Ziel war damals eine 100% CO2-freie Hauptstadtlogistik bis zum Jahr 2030. War es nicht ein roter Kanzler (Franz Vranitzky), der meinte: „Wer Visionen hat, braucht einen Arzt“?

Doch nicht nur im Hinblick auf die Eindämmung der Emissionen des bekanntlich tödlichen „Klimagases“ CO2 ist die Idee der Grünen genial. Nein, auch das Problem der Arbeitslosigkeit könnte damit auf einen Schlag gelöst werden. Abertausende, hochattraktive Jobs könnten geschaffen werden, lüde man die Fracht von LKW auf Fahrräder um: Da ein dreiachsiger Laster bis zu 13t befördern kann, könnte die Zahl der Arbeitsplätze in der Transportwirtschaft problemlos mehr als verhundertfacht werden.

Immerhin warnen ja nicht wenige „Zukunftsforscher“, die Wahrsager unserer Tage, unablässig davor, dass künftig Roboter den Menschen die Arbeit wegnehmen und viele Bürger der Industrienationen zur dauerhaften Untätigkeit verdammen werden. Gerade dieser Tage geistern beispielsweise Elon Musks Humanoiden durch die Nachrichten.

Mit dem Steinzeitesel zur Rettung des Planeten

Nichts hat sich seit der industriellen Revolution an der Sorge geändert, nicht mehr gebraucht zu werden – zumindest nicht für eine Erwerbsarbeit. Weltuntergangspropheten haben seither Dauerkonjunktur – zumindest in Kreisen selbsternannter Geistesakrobaten, die noch nie eine Werkhalle von innen gesehen haben.

Die grünen Maschinenstürmer unserer Tage zäumen den Esel, auf dem sie in die Steinzeit zurückzureiten beabsichtigen, allerdings von einer anderen Seite auf, als ihre Vorgänger im 19. Jahrhundert. Sie kaprizieren sich nicht auf die Schaffung neuer Arbeitsplätze, sondern peilen – mit der Verringerung der CO2-Emissionen – nicht weniger an, als die Rettung des Planeten.

Leider haben sich weltfremde Träumer noch nie für praktische Fragen oder für die Konsequenzen ihres Handelns interessiert. Sich den Transport von Zement und anderer schwerer Lasten auf Fahrrädern vorzustellen, gelingt vermutlich nur Typen von Extinction Rebellion & Co.

Der Grüne Geist verweilt noch in einem anderen Jahrhundert

Der Vorstoß der Grünen zeigt exemplarisch, welcher Geist in ihren Reihen weht. Wem oder was wir die stürmische Wohlstandsmehrung der letzten 250 Jahre zu verdanken haben, haben sie nie begriffen. Dass die leistungslosen Einkommen die sie beziehen, jenen Produktiven geschuldet sind, die sie so inbrünstig hassen, erkennen sie auch nicht. Dass jedes Zurück vom Kapitaleinsatz zur Muskelkraft erhöhte Mühen bei verringertem Output bedeutet, sehen sie nicht.

Wie abgehoben und verrückt muss man sein, um den Menschen wieder schwere körperliche Arbeit zuzumuten, wenn diese seit dem 18. Jahrhundert von Maschinen erledigt werden kann? Welchen Segen brachten Erfindungen wie die Dampfmaschine, der Elektro- und der Dieselmotor! Und wer meint, dass in einer Gesellschaft, die auf Stromerzeugung durch kalorische Kraftwerke angewiesen ist und – Windräder hin oder her – auch bleiben wird (Atomkraft kommt ja nicht in Frage – zumindest nicht in Deutschland und Österreich), Elektroautos eine positive Umweltbilanz aufweisen, hat von Physik und Maschinenbau keinen Schimmer.

Besonders erschreckend ist die fehlende Einsicht der Grünen in die Bedeutung des Kapitaleinsatzes für den Lebensstandard. Denn sicher ist: Kapital liefert die Basis jener Produktivität, die erst hohe Arbeitseinkommen ermöglicht. Aber erklären Sie das einem Klüngel obstinater Marxisten!

Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.