Seit vielen Jahren warnen liberale Ökonomen und Wirtschaftspublizisten vor den gefährlichen Folgen einer hemmungslosen Geldmengenausweitung. Vergebens. Sie wurden, wie weiland Cassandra, nicht gehört. Jetzt, da die Inflation mittlerweile selbst überzeugten Keynesinanern und sogar Anhängern der „Modern Monetary Policy“ (dabei handelt es sich um eine Art geldpolitischen Voodoo-Zauber) langsam unheimlich wird, ist plötzlich Aktionismus angesagt.

Originelle Ideen zur Inflationsbekämpfung

Natürlich nicht von der durch Madame Lagarde kommandierten, unter dem Namen EZB firmierenden Inflationierungsbehörde, in der man bisher eisern am Nullzins- und Geldwerterosionskurs festhält, aber in den Parlamenten und Ministerien. Es macht sich einfach nicht gut, wenn der Staat zwar pausenlos für Brot und Spiele sorgt, die Leute sich aber die tägliche Autofahrt zur Arbeit oder die Heizung nicht mehr leisten können. Folgerichtig werden im Tagesrhythmus mehr oder weniger originelle Ideen lanciert, auf welche Art und Weise der Geldentwertung am besten Herr zu werden ist.

Denn der Verlust an Kaufkraft trifft Menschen mit schmalen Einkommen besonders hart, und die wurden inzwischen zu vom Wohlfahrtsstaat abhängigen Mündeln. In dieser misslichen Lage konnte der politischen Klasse nichts Besseres passieren, als der Ausbruch eines Krieges in nächster Nähe. Immerhin steht jetzt nicht mehr die jahrzehntelang betriebene, verantwortungslose Geldpolitik und das verheerende Pandemiemanagement durch die Regierung im Fokus, sondern der Krieg in der Ukraine: Putin ist schuld an der Inflation! Wie ungemein praktisch.

Dass sowohl die Pandemie, als auch Wladimir Putins Krieg als Treiber der Warenverknappung und der daraus resultierenden Preisanstiege wirken, ist unbestreitbar. Die grundlegende Ursache der Kaufkrafterosion ist aber dennoch in der Geldpolitik zu verorten, denn der Kaufkraftverfall des Euro hat ja bereits mit dem Tag seiner Einführung vor 20 Jahren begonnen (siehe hier und hier) und nicht erst mit der militärischen Aggression Russlands gegen die Ukraine.

Geldmenge ist explodiert, Waren werden knapp

Dem amerikanischen Ökonomen Thomas Sowell verdanken wir folgende Einsicht: Die erste Lektion der Ökonomie ist die Knappheit. Die erste Lektion der Politik ist die Nichtbeachtung der ersten Lektion der Ökonomie.“ Was das mit der Inflation zu tun hat? Sehr einfach: Steht einem gleichbleibenden, oder sich nur mäßig erhöhendem Angebot an Waren und Dienstleistungen eine stark zunehmende Geldmenge gegenüber (die wurde in den zurückliegenden Jahren beiderseits des Atlantiks um durchschnittlich rund zehn Prozent p. a. erhöht), werden die ersteren – dank steigender Nachfrage – knapp.

Die Preise ziehen folglich auf breiter Front an. Kommt es dann auch noch zu Störungen der Logistik durch Lockdowns oder kriegerische Konflikte, die stets Gift für den Freihandel sind, beschleunigt sich der Preisauftrieb. Dass es sich dabei um einen zwingenden, faktisch naturgesetzlichen Zusammenhang handelt, will die von ihren eigenen Allmachts- und Machbarkeitsphantasien trunkene Politikerkaste aber nicht wahrhaben. Und so werden allerlei abenteuerliche Gegenmaßnahmen gefordert und angekündigt – und die erste Lektion der Ökonomie wird ignoriert. Knappheit ist nicht einfach weg zu administrieren!

Effiziente Produktion liefert Wohlstand

Unerfreuliche Tatsache ist: Der „Peak Wohlstand“ liegt eindeutig hinter uns! Es geht bergab. Diese unbequeme Wahrheit müsste von den Regierenden kommuniziert werden – vorausgesetzt, sie wären an seriöser Politik interessiert.

Der Wohlfahrtsstaat hat die Saat für den Niedergang gelegt, indem er die Familien zerstört, die Tüchtigen bestraft, die Faulen belohnt, Unternehmergeist erstickt, Sparsamkeit lächerlich gemacht und den Großteil der Bürger vom Empfang schuldenfinanzierter Wohltaten abhängig gemacht hat.

Durch eine „gerechte Verteilung“ und das Drucken von Geld, wird auf Dauer keiner satt. Nur eine effiziente Produktion liefert breiten Wohlstand. Dennoch rufen die Sozialisten in allen Parteien schon wieder nach verschärfter Umverteilung – etwa mittels Vermögens- und Erbschaftsteuern, oder einer teilweisen oder am besten totalen Enteignung der „Reichen“ (ein besonders verhasstes Feindbild rotgrüner Neidgenossen ist im Augenblick gerade Elon Musk).

Politiker denken nicht voraus

Dass man Vermögen allerdings nur einmal enteignen und an die Mühseligen und Beladenen verschenken kann, stört sie nicht, da ihr Planungszeithorizont den nächsten Wahlsonntag ja ohnehin nicht überschreitet.

Um das Unheil zu komplettieren, verdient der Fiskus auch noch prächtig an Preissteigerungen und Lohnerhöhungen, wie die Denkfabrik „Agenda Austria“ kürzlich errechnet hat. Lohn-, Einkommens- und Mehrwertsteuern sprudeln wie nie zuvor. Abhängig von der Dynamik der Preisentwicklung, könnten die Steuerzahler demnach um bis zu elf Milliarden Euro an zusätzlichen fiskalischen Lasten umgehängt bekommen.

Da der Staat bekanntlich mit jedem aktiven Eingriff in die Wirtschaft alle (außer seine eigenen Agenten und Symbionten) ärmer macht, ist als einzig sinnvolle Maßnahme zur Stärkung der Massenkaufkraft, in der Tat eine allgemeine Steuersenkung geboten. Für besondere Not leidende Mitbürger (und nur für die!) sind zeitlich befristete Zuschüsse das Mittel der Wahl.

All die jetzt geforderten „inflationsbekämpfenden“ Maßnahmen, die mit Sicherheit zumindest zum Teil auch umgesetzt werden, gehen indes nicht an die Wurzel des Übels. An einer Abkehr von der inflationistischen Geldpolitik führt mittel- und langfristig kein Weg vorbei.