Alle im Hinblick auf den Charakter der derzeitigen Inflationskrise von EU-Granden, Spitzen der EZB und Mainstream-Ökonomen aufgestellten Behauptungen, haben sich als falsch erwiesen: Keine Rede von einem „vorübergehenden Phänomen“ und von einer „kurzen Dauer“ der Teuerungswelle. Die Preisinflation ist gekommen, um zu bleiben. Wenn demnächst die massiv gestiegenen Großhandelspreise an die Konsumenten weitergereicht werden, wird es erst so richtig zur Sache gehen.

Die EZB entscheidet über Wohl und Wehe – nicht nur von Regierungen, sondern auch von Menschen

Wie schon Ludwig Erhard, der Architekt des „Deutschen Wirtschaftswunders“ festgestellt hat, ist Inflation niemals ein Naturereignis, sondern sie ist menschengemacht – sie ist Politik. Möglich wird Inflation aber nur dann, wenn die Währung in beliebiger Menge aus dem Nichts geschaffen werden kann. Zwar ist auch ein Warengeld nicht gegen seine Inflationierung immun – etwa durch Münzverschlechterung –, aber dafür wesentlich weniger anfällig als eine Fiat-Währung.

Anlässlich einer Veranstaltung des Edelmetallexperten Thomas Bachheimer und der Goldvorsorge Wien referierte Thorsten Polleit, Chefökonom des Goldhandelshauses Degussa und Honorarprofessor der Universität Bayreuth, zum Thema „Fiat-Geld“. Eingangs konstatierte er die gewaltige Macht der Zentralbankräte, die mittlerweile nicht mehr nur über Wohl und Wehe von Regierungen, sondern auch darüber entscheiden, ob die Menschen ihre Ersparnisse behalten oder verlieren und wer günstige Kredite erhält und wer nicht. Damit betreibt die EZB Wirtschaftspolitik, was nicht ihrem Mandat entspricht, das allein auf den Erhalt der Kaufkraftstabilität beschränkt ist.

Hayek: Staaten werden nie vertrauenswürdiger, solange wir nur ihr Geld zur Verfügung haben

Dass die Forderung nach einem Zentralbankmonopol mit Staatskapital erstmals 1848 von den Herren Karl Marx und Friedrich Engels im Manifest der Kommunistischen Partei erhoben wurde, sei nur am Rande erwähnt. In einer liberalen Marktwirtschaft bildet eine Zentralbank jedenfalls einen Fremdkörper.

Bereits 1912 hatte der Ökonom Ludwig Mises in seiner Habilitationsschrift geäußert, dass Fiat-Geld die Marktwirtschaft zerstört. Der Wirtschaftsnobelpreisträger F. A. Hayek stellt in den 1970er Jahren fest: „Es besteht weniger Grund denn je für die Hoffnung, daß Staaten vertrauenswürdiger werden, solange das Volk keine andere Wahl hat, als dasjenige Geld zu verwenden, das der Staat ihm zur Verfügung stellt.“ Polleit folgert: „Der Staat (ich füge hinzu: wie wir ihn heute kennen) zerstört mit seinem Fiat-Geld die freie Marktwirtschaft und damit die freie Gesellschaft. Und damit zerstört er letztlich auch das produktive und friedvolle Miteinander der Menschen, national wie international.“

Die künstlich gesenkten Zinsen verleiten zu leichtfertiger Verschuldung

Empirisch gesichert ist: Jedes Fiat-Geld ist inflationär, da seine Produktion keine natürliche Grenze kennt und seine Menge aufgrund politischer Erwägungen unablässig erhöht wird (Geldmengenentwicklung im Euroraum). Es begünstigt wenige auf Kosten von vielen und führt zu einer materiellen Umverteilung von unten nach oben (Cantillon-Effekt). Dass die politisch motivierte Ausweitung der Geldmenge stets für eine künstlich angeschobene Konjunktur verantwortlich ist, der regelmäßig eine Rezession folgt (Boom-Bust-Zyklen), ist eine gut dokumentierte Tatsache.

Die durch die Geldvermehrung künstlich abgesenkten Zinsen, verleiten zur leichtfertigen Verschuldung. Die Höhe der Schulden steigt folglich schneller als die Zunahme der Einkommen. Zum Jahresende 2021 belief sich die globale Verschuldung auf 303 Billionen US-Dollar – 351 Prozent des Welt-Bruttoweltproduktes. Es ist nicht übertrieben, von einer globalen Überschuldung zu sprechen.

Fiat-Geld beeinflusst auch die Moralvorstellungen der Menschen

Dass der Staat sich mit Fiat-Geld mästet und sein Wachstum antreibt, ist ebenfalls empirisch erwiesen. Je höher die Staatsquote, desto dichter die staatlichen Regulierungen und umso rigider die Eingriffe in das Privatleben der Bürger. Jedes Wachstum des Staats führt zum Abbau bürgerlicher Freiheit.

Dass Fiat-Geld auch Moral- und Wertvorstellungen der Menschen beeinflusst – und zwar in Richtung einer erhöhten Zeitpräferenz („ich will alles – und das sofort“) – und zur Vernachlässigung der individuellen Zukunftsvorsorge führt, ist unübersehbar.

Dass keine Regierung jemals freiwillig auf ein so mächtiges Instrument wie ihr Geldmonopol verzichten wird, ist klar. Dieses gefährlichste aller Monopole muss ihr also entrissen werden. Ein wirksames Instrument dafür, könnte die Blockchaintechnologie bilden. Darauf basierende, private Zahlungs- und Wertaufbewahrungsmittel wie Bitcoin, bieten einen Schutz vor der korrupten staatlichen Geldpolitik. Die hysterische Polemik der Polit- und Zentralbanknomenklatura gegen nichtstaatliche Kryprowährungen, ist genau dadurch motiviert. Natürlich bieten indes auch traditionelle Wertspeicher (Edelmetalle), einen Schutz vor der Kaufkrafterosion des Fiat-Geldes.

Der Wettbewerb um die besten Ideen gib7 Grund zur Hoffnung

Ein freier Geldmarkt, auf dem verschiedene Währungen miteinander um die Publikumsgunst konkurrieren, ist die Lösung, die von F.A. Hayek bereits in den 1960er-Jahren vorgeschlagen wurde.

Wie aber soll eine derartige Veränderung zustande kommen, wenn die Geldmonopolisten nicht freiwillig weichen? Thorsten Polleit rät zum Optimismus: „Nur weil wir die Lösung nicht erblicken können, heißt das noch nicht, dass es sie nicht doch geben wird. Unterschätzen sie die Macht der Ideen nicht. Die gesellschaftliche Entwicklung wird in letzter Konsequenz von Ideen getrieben. Gute Ideen (wie z. B. Freiheit, Eigentum, freie Märkte) können schlechte Ideen (wie z. B. Zwang, Interventionismus, Fiat-Geld und Sozialismus) ersetzen – wenn sie ausgesprochen, vermittelt, verbreitet und wieder und wieder wiederholt werden. Der Wandel der Ideen ist möglich.“