Während Burgenlands Landeskaiser Hans Peter Doskozil den Pragmatiker gibt, und als Vertreter des rechten Flügels der SPÖ gehandelt wird, gelten die amtierende Frontfrau, Pamela Rendi-Wagner, insbesondere aber der Provinzstadtpolitiker Andreas Babler, als Linksausleger.

Auch künftig wird ein "Studierter" den Ton angeben

Sollte der Letztgenannte das Rennen machen, was nicht wenige Beobachter für wahrscheinlich halten, wird sich die politische Großwetterlage in der bislang von sozialpartnerschaftlichem Konsens geprägten Alpenrepublik, mutmaßlich um einiges verfinstern. Unter seinem Vorsitz würden die Weichen wohl auf Klassenkampf gestellt. Nicht nur David Egger, seines Zeichens SPÖ-Spitzenkandidat für die bevorstehende Landtagswahl in Salzburg, der soeben eine Monatsnettogage von 2.000,- Euro für jedermann gefordert hat, sondern auch Babler, lebt seinen Traum: Er propagiert eine 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich! Auch staatliche Jobgarantien, Kindergrundsicherung und andere kostenintensive Schmankerln aus dem rosaroten Playbook, passen ins Bild des Mannes, der wieder „Politik von unten“ zu machen verspricht.

Wer auch immer den Dreikampf gewinnt: In der 1888 vom Mediziner Viktor Adler gegründeten Arbeiterpartei, wird auch künftig ein „Studierter“ den Ton angeben: Alle drei potentiellen Arbeiterführer, können akademische Weihen vorweisen. Seit ihrer Gründung stand niemals ein Arbeiter an der Spitze der Partei! Wer den Charlie-Chaplin-Streifen „Der Große Diktator“ gesehen hat, sieht sich an die Szene erinnert, in der Chaplin den Propagandaminister Gorbitsch räsonieren läßt: „Ein Volk von Blonden, geführt von einem brünetten Diktator“. Die Partei der werktätigen Massen – geführt von (formal) gebildeten Bürokraten. Das entbehrt nicht der Ironie. Tatsächlich haben linke Intellektuelle wie Karl Marx oder notorische Proleten im Nadelstreif, noch nie etwas anderes als Verachtung für die Arbeiterschaft empfunden.

Babler hat zumindest eine Ahnung davon, was es bedeutet, zu arbeiten

Anders als seine beiden Mitbewerber, die keinen Tag ihres Erwerbslebens außerhalb staatlich geschützter Werkstätten zugebracht haben, die also die freie Wildbahn der Arbeitswelt nur aus literarischen Erzählungen kennen, hat Babler zumindest eine Ahnung davon, was es bedeutet, zu arbeiten. Nämlich richtig zu arbeiten – unter Marktbedingungen, und nicht, ohne sich dabei die Finger schmutzig zu machen. Immerhin.

Das ändert aber nichts an seiner für alle roten Hardliner typischen Entschlossenheit, sich ihre Utopie keinesfalls von nicht ins Bild passenden ökonomischen Gesetzmäßigkeiten und hässlichen Fakten ruinieren zu lassen. Dass viele Betriebe gerade größte Probleme damit haben, zugleich mit rekordverdächtig hohen Lohnabschlüssen und explosionsartig gestiegenen Energiepreisen fertig zu werden, ficht in den Spuren von Marx und Engels wandelnde Klassenkämpfer nicht an. Lieber Firmenpleiten und Arbeitslose riskieren, als Unternehmer ohne den Segen des Politbüros etwas unternehmen zu lassen. In ihrer Vorstellungswelt ist es ja ein Unding, dass jemand anderes als der Staat über Produktionsmittel gebietet. Aber wenn es blöderweise doch so ist, und sich auf die Schnelle daran auch nichts ändern lässt, soll der ausbeuterische Klassenfeind wenigstens dazu gezwungen werden, die von der Partei diktierten Löhne und Arbeitszeiten hinzunehmen.

Dass Dienstgeber keinen Einfluss auf den Nettoanteil am Bruttogehalt haben, weil der von Sonderausgaben, Alleinverdienerabsetzbeträgen und anderen Einnahmenarten abhängt, ficht die Kämpen für die „soziale Gerechtigkeit“ nicht an. Auch dass ein hoheitlich oktroyierter Mindestlohn in einer Marktwirtschaft einen Fremdkörper darstellt, interessiert sie nicht. Werden die von den Segnungen der Planwirtschaft überzeugten Genossen demnächst den Betrieben auch Mindestgewinne vorschreiben?

Wir leben nicht auf einer einsamen Insel

Die bei Beherrschung der Grundrechenarten erkennbare Tatsache, dass die Wertschöpfung vieler Arbeitskräfte nicht ausreicht, um ein Nettogehalt von 2.000,- Euro (das für den Dienstgeber beachtliche 3.600,- an Lohnaufwand bedeutet), zu rechtfertigen, wird ausgeblendet. Was wird ein Haarschnitt oder ein Schnitzel wohl kosten, wenn jeder Angestellte mit einfachen Tätigkeitsbereichen die Arbeitgeber mehr als 50.000,- Euro pro Jahr kostet?

Nicht alles, was ein Kind auf seinen Wunschzettel ans Christkind schreibt, wird realisiert. Noch weniger das, was in Fragen der Ökonomie unterernährte, ideologisch verblendete Genossen in Wahlzeiten in Mikrofone plärren. Wie formulierte es der Philosoph Friedrich Hegel: „Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen – umso schlimmer für die Tatsachen.“ Das scheint das Credo von Zeitgenossen wie Herrn Babler zu sein.

Interessant, dass die Vertreter einer ihr internationalistisches Selbstverständnis so sehr betonenden Partei, plötzlich zu Nationalisten mutieren, wenn sie glauben, Löhne, Arbeitszeiten und Sozialleistungen verordnen zu können, ohne einen Blick über die Grenzen zu werfen. Wenn sie es tun, dann nicht, ohne der Gesellschaft dafür einen hohen Preis in Form von abnehmender Wettbewerbsfähigkeit, Firmenzusammenbrüchen und -Abwanderungen aufzubürden. Genau diese Erfahrung machen soeben unsere deutschen Nachbarn, wo eine radikal linke Regierung den Industriestandort – gegen den erklärten Willen einer überwältigenden Wählermehrheit – mit ihrer „Energiewende“ an die Wand fährt.

Fazit: Wir leben nicht auf einer einsamen Insel. Und Wasser fließt nun einmal bergab und nicht bergauf. Männer wie Andreas Babler sind davon indes nicht zu überzeugen.