Wer im Internetlexikon Wikipedia das Stichwort Pfusch aufruft, wird über die zweifache Bedeutung dieses Begriffs aufgeklärt: Mangelhaft ausgeführte Arbeit (um die es hier nicht geht) einerseits und Schwarzarbeit andererseits. Demnach ist Schwarzarbeit „die Ausführung von Dienst- oder Werkleistungen unter Verstoß gegen Steuerrecht, unter Verstoß gegen Sozialversicherungsrecht, unter Umgehung von Mitteilungspflichten gegenüber den Behörden und Sozialträgern…“

Dem Fiskus entgehen dadurch Milliardenbeträge an Tributen – Tendenz steigend. Die galoppierende, vom Staat und der Zentralbank zu verantwortende Inflation, kräftig anziehende Lebenshaltungskosten und dank extrem hoher Lohnnebenkosten horrende Handwerkstarife, motivieren immer mehr Österreicher dazu, auf die Ausstellung von Rechnungen zu verzichten und Professionisten unbürokratisch und steuerschonend bar zu bezahlen. Einfache Gleichung: Je höher die Arbeitskostenbelastung durch den Fiskus, desto Pfusch.

Der österreichische Staat hat seine Steuereinnahmen seit geraumer Zeit kontinuierlich gesteigert und es trotzdem fertiggebracht, gewaltige Defizite zu „erwirtschaften“ – ebenfalls mit steigender Tendenz und gegen die klaren Vorgaben der Maastrichtkriterien (die Staatsschulden in der maximalen Höhe von 60 Prozent des BIP gestatten). Jeder private, derart nachlässig gebarende Wirtschaftreibende, sähe sich dafür umgehend wegen fahrlässiger Krida verurteilt und würde gesiebte Luft atmen. Aber wie George Orwell so treffend feststellte: manche Tiere sind gleicher als andere. Für Vater Staat und seine Handlanger gelten eben andere Regeln als für die Untertanen.

Schattenwirtschaft wird gegenüber dem Vorjahr wachsen

Für eingefleischte Etatisten, also jene Zeitgenossen, die von Steuern leben, ist jede Art von Abgabenverkürzung natürlich ein Skandal, ein perfider Anschlag auf das „Gemeinwohl“. Für gepeinigten Steuerzahler indes, die erkennen, wie liederlich der Staat mit ihrem sauer verdienten Geld umgeht, und die jedes Jahr größere Zahlen unproduktiver Existenzen durchfüttern müssen, ist der „Pfusch“ dagegen ein leicht nachvollziehbarer Akt der Notwehr gegen den allzu begehrlichen Fiskus. Da der Staat ja selbst mit Einnahmen oberhalb der 100-Milliarden-Grenze keine schwarze Null zu schreiben imstande ist, weichen viele frustrierte Mitbürger zunehmend in den Bereich der Schattenwirtschaft aus. Der gut situierte Otto Normalverbraucher, der selber eine Nettogage von 15 Euro pro Stunde bezieht, hat wenig Verständnis dafür, dass er für eine Handwerker- oder Servicetechnikerstunde das Vier- bis Achtfache, also 60 – 120 Euro bezahlen soll , wie die „Presse“ zusammenfasst. In vielen Fällen kann er solche Tarife einfach nicht mehr stemmen. Der Linzer Ökonom Friedrich Schneider spricht folgerichtig von einer „Steuerrebellion des kleinen Mannes“ – und er liegt damit goldrichtig.

Um rund 10 Prozent, so die Schätzung, wird die Schattenwirtschaft im Land am Strome heuer gegenüber dem Vorjahr wachsen – das entspricht einem Wert von rund 32 Mrd. Euro.

Für den in der Privatwirtschaft tätigen Steuerknecht ist diese Entwicklung allerdings in keiner Weise besorgniserregend – ganz im Gegenteil. Im nutzt eine hohe Staats- und Steuerquote schließlich nichts. Auf die Gefahr hin, eine für jeden Staatsanbeter unbequeme Wahrheit zu verkünden: Jeder Cent, der am Finanzminister vorbei erwirtschaftet wird, bedeutet einen wertvollen Nettobeitrag zur Wertschöpfung im Lande. Zur Verdeutlichung: Hätte in der Wiederaufbau- und Wirtschaftswunderzeit nach dem Zweiten Weltkrieg der Pfusch nicht so prächtig geblüht, wäre ein guter Teil der Einfamilienhäuser im Lande nie gebaut worden. Denn ohne eine großangelegte „Nachbarschaftshilfe“ wäre es den meisten Bürgern nämlich unmöglich gewesen, ihren Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Der Wert des heimischen Immobilienbestands – und damit ein guter Teil der privaten Vermögen im Lande – läge weit unter dem Niveau, auf dem er sich heute befindet. Brutto-für-Netto-Geschäfte sind somit aus volkswirtschaftlicher Sicht durchaus positiv zu bewerten. Der Fiskus ist der Angeschmierte und bleibt als verhinderter Räuber übrig.

Staat greift gegenwärtig jeden zweiten im Lande erwirtschafteten Euro ab

Nennen wir das Kind beim Namen: Jeder Cent, der in den gierigen Fingern des Staates landet, trägt – wenn überhaupt etwas – herzlich wenig zum Wohlstand im Lande, dafür aber viel zur Schaffung falscher Systemanreize (Stichwort: Belohnung des Müßiggangs durch den allsorgenden Nanny-State) bei.

Gegenwärtig greift der Staat jeden zweiten im Lande erwirtschafteten Euro ab. Faktum ist allerdings, dass schon eine Steuerquote von 15 Prozent ausreichen würde, um die zentralen Staatsaufgaben zu erfüllen – also Sicherheit im Inneren und nach außen, sowie die Rechtsprechung sicherzustellen. Alles was darüber hinausgeht, dient der Finanzierung von Brot und Spielen, sorgt für wirtschaftliche Verzerrungen und die Schaffung falscher Anreize.

Dem österreichischen Ökonomen und Kurzzeitfinanzminister Josef Schumpeter, verdanken wir folgen Einsicht: Eher legt sich ein Hund einen Wurstvorrat an als eine demokratische Regierung eine Budgetreserve.“

Will heißen: Wie hoch auch immer die Staatseinnahmen ausfallen – heuer liegen sie auf einem Allzeitrekordniveau – es ist auf jeden Fall zu wenig. Diese Erkenntnis ist mittlerweile in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Abgabenschonend zu wirtschaften, erscheint daher vielen Zeitgenossen als einzig möglicher Ausweg.

Eines ist sicher: So lange die Lohnnebenkosten nicht drastisch gesenkt werden, wird der Fiskus mit diesem für ihn unerfreulichen Phänomen leben müssen.