Ökonomische Fehlentscheidungen hat die Amerikanerin in ihrem Buch ausgespart. Allerdings gibt aber gerade die von den meisten Obertanen in Wirtschaftsfragen gezeigte Kombination von Unvernunft und Hybris viel her. Der Wirtschaftsnobelpreisträger F. A. von Hayek spricht von einer „Anmaßung von Wissen“. Interventionismus ist das daraus resultierende Phänomen. Der einschlägige Eintrag Auf Wikipedia lautet: Interventionismus bezeichnet allgemein die Neigung oder Bereitschaft eines Staates, in die Vorgänge in einem fremden Bereich (etwa…in der Privatwirtschaft) aktiv mit politischen oder militärischen Maßnahmen einzugreifen. Weiter heißt es: Es geht dabei in erster Linie um Maßnahmen, die über die Gestaltung der gesetzlichen und ökonomischen Rahmenbedingungen des Wirtschaftens…hinausgehen und in die Wirtschaftsprozesse eingreifen. Im Klartext: Menschen, die ihr Lebtaglang nie einen Betrieb von innen gesehen, geschweige denn ein Unternehmen geführt oder gar gegründet haben, halten sich für qualifiziert, den Markt zu regulieren, Unternehmen und deren Kunden zu bevormunden, und ihrem Willen zu unterwerfen.

Jeder Marktteilnehmer trifft am freien Markt autonome Entscheidungen

Das ist problematisch. Auf einem freien Markt trifft jeder Marktteilnehmer autonome Entscheidungen, die ihrerseits Einfluss auf das Verhalten anderer Akteure nehmen. Die Präferenzen variieren: Einige sind bereit, das Risiko einer Unternehmensgründung auf sich zu nehmen und volatile Einkommen zu akzeptieren. Die meisten ziehen das feste Einkommen eines Angestellten vor. Manche sind bereit, für bestimmte Genussmittel viel Geld lockerzumachen und sparen dafür bei anderen Ausgaben. Wieder andere legen Wert auf schnelle Autos, verzichten dafür aber auf teure Urlaubsreisen. Einen Gleichschritt gibt es nicht. Allfällige Fehlentscheidungen, die eine wirtschaftlich prekäre Lage zur Folge haben, finden nicht gleichzeitig statt, da jeder Mensch sein Schicksal eigenständig gestaltet und verantwortet.

In einer Planwirtschaft dagegen, hält die Regierung sich für allwissend und trifft Entscheidungen, die alle Untertanen binden. Irrt die Regierung – und das tut sie bei der ersten sich bietenden Gelegenheit -, können die Folgen dramatisch sein. Ein gutes Beispiel ist die von der EU und einigen nationalen Regierungen betriebene Energieplanwirtschaft, die ohne Rücksicht auf Verluste (z. B. auf immer wahrscheinlicher werdende Blackouts) auf „erneuerbare Energien“ setzt und – trotz Strommangels – die Elektromobilität forciert. „Das Netz fungiert als Speicher – und das ist alles ausgerechnet“ (Annalena Baerbock). Die Regierung verschwendet keinen Gedanken daran, dass es derzeit keine großtechnische Speichermöglichkeit für Elektrizität gibt. Absehbares Ergebnis: Wo Wirtschafts- und Technikanalphabeten am großen Rad drehen, werden demnächst die Lichter ausgehen.  

Interventionen in Wirtschaftsabläufe hat sekundäre Konsequenzen

Die Lust der Regierung auf Interventionen in Wirtschaftsabläufe, hat auch sekundäre Konsequenzen. Der Begriff „Interventionskaskade“ stammt zwar aus dem Bereich der Medizin (er beschreibt, dass einer Intervention regelmäßig weitere Interventionen folgen müssen), passt aber ebenso in die Sphäre der Ökonomie. Aktuelles Beispiel: Die EU interveniert in einen außerhalb ihres Territoriums tobenden Krieg. In der Folge wird die Versorgung mit wichtigen Energieträgern problematisch und deren Preise explodieren. Die (so gut wie ausschließlich) am Verbleib im Amt interessierten Regierungen reagieren mit Zuschusszahlungen an dadurch notleidende Haushalte und Betriebe, was aufgrund der horrenden Kosten die Staatshaushalte in Schieflange bringt. Das wiederum fördert die Entstehung von Enteignungsphantasien, die in Forderungen nach konfiskatorischen Steuern auf Einkommen, Vermögen und Erbschaften gipfeln und zur Verstaatlichung von Schlüsselindustrien führen (Beispiel: Uniper).

"Übergewinne abschöpfen, Markt regulieren, Löhne rauf, Preise runter"

Die SPÖ Niederösterreich propagiert im aktuellen Landtagswahlkampf: „Übergewinne abschöpfen, Markt regulieren, Löhne rauf, Preise runter, OMV verstaatlichen“ und – wie könnte es anders sein – einen „Spritpreisdeckel“. Forderungen, die aus marxistischen Lehrbüchern stammen könnten. Sollte diesen nachgegeben werden, wäre prompt die nächste Interventionswelle fällig. Schließlich käme es zu serienweisen Firmenbankrotten (wie sollten die Betriebe wohl höhere Löhne bezahlen, wenn sie zugleich ihre Angebote verbilligen müssten?), was die Arbeitslosenzahlen nach oben treiben und das Sozialbudget zusätzlich belasten würde. Höhere Steuern wären die unausweichliche Folge, da die Schuldenlast endlich ist. Außerdem würde das Angebot an Treibstoffen drastisch zurückgehen, weil vom Draufzahlen schließlich niemand leben kann. Jeder hoheitlich oktroyierte Preisdeckel – gleich worauf – führt nämlich zum Angebotsmangel. Bürokratische, teure und ineffektive Spritbeschaffungs- und Verteilungsprogramme stünden am Ende dieser Interventionskaskade.

Dem Ökonomen Ludwig von Mises ist eine profunde Generalabrechnung mit den Segnungen des Sozialismus zu verdanken, die er in seinem Buch  „Kritik des Interventionismus“ zusammenfasst. Fazit: Wirtschaftsinterventionen bedeuten, die Büchse der Pandora zu öffnen. Denn der Staat hat für zwar den Ordnungsrahmen zu sorgen, sich aber direkter Eingriffe zu enthalten und keinesfalls selbst unternehmerisch tätig zu werden. Tut er es doch, heißt die Endstation Sozialismus. Mises formuliert es seinem Werk „Die Bürokratie“ so: „Wer seinen Mitmenschen zu dienen nicht in der Lage ist, der will sie beherrschen.“