Tatsächlich ist die Geschichte staatlicher Währungen die Geschichte der systematischen Geldwertreduktion zugunsten der Herausgeber. War früher die Münzverschlechterung das Mittel der Wahl (der Edelmetallanteil der Münzen wurde einfach reduziert), bietet das Papiergeldzeitalter noch billigere Möglichkeiten: Die Notenbanken drucken – zu minimalen Kosten – Geldscheine nach Belieben, oder man schöpft, völlig gratis, Geld im digitalen Raum. Die Folgen dieser Geldinflation sind durchwegs nachteilig: allgemeiner Preisauftrieb, Schuldenmachen wird attraktiv, Sparer werden bestraft, private Vorsorgen (Bargeldreserven und klassische Erlebensversicherungen) werden entwertet, Kurzfristdenken und Abhängigkeit von staatlichen Transferleistungen nehmen zu.

Private Kryptowährungen, die auf der Blockchaintechnologie basieren, bieten eine inflationsresistente Alternative zum staatlichen oder suprastaatlichen Schwundgeld. Der ihnen zugrundeliegende Algorithmus limitiert nämlich die Zahl emittierten Einheiten – bei Bitcoin zum Beispiel auf 21 Millionen (zum 20. 5. waren rund 90 Prozent davon, nämlich 19,05 Mio., bereits erzeugt). Der Kurs für ein Bitcoin lag am 20. 5. bei 33.200 Euro, nachdem er zuvor kurzfristig schon bei rund 54.000 Euro angelangt war. Eine kräftige Korrektur. Auch andere Kryprowährungen erlebten einen Absturz. Die hohe, zuletzt wohl durch Marktmanipulation und die Mitnahme von Spekulationsgewinnen bedingte Volatilität von Bitcoin & Co. mag viele Investoren abschrecken. Immerhin brauchen sie sich – anders als die Halter staatlichen Geldes – vor einer gewaltsamen Enteignung (vorerst) nicht zu fürchten. Davor schützt nämlich die Anonymität der Kryptowährungen. Diese Qualität teilen sie mit anonym gekauften Edelmetallen – allerdings mit dem Vorteil, dass Kryptos geradezu den Inbegriff eines transportablen Wertes darstellen. Wer 500.000 Euro in Gold mit auf die Reise nimmt, muß gegenwärtig etwa 10 Kilo schleppen. Bitcoins dagegen wiegen gar nichts. Die Kenntnis des Kryprocodes allein reicht aus, um darauf an jedem beliebigen Punkt der Welt zugreifen zu können. Kein Metalldetektor oder Polizeihund kann sie aufspüren. In Zeiten wachsender Begehrlichkeit des Fiskus macht sie das für viele Anleger interessant.

Jedes staatliche Fiatgeld findet ein Ende

Eine Frage bleibt: Wird sich im Fall der Fälle (nach Hyperinflation und Systemcrash) jemand finden, der bereit ist, Kryptos gegen Realwerte wie Lebensmittel, Bekleidung oder Treibstoffe, in Zahlung zu nehmen und, wenn ja, in welchem Verhältnis zur Ware? Die Probe aufs Exempel steht aus – anders als bei (Gold-)Münzen, die sich diesbezüglich über Jahrtausende bewährt haben: Ein komplettes Herrenoutfit war zur römischen Kaiserzeit für eine Unze Gold zu haben. Dabei ist es bis heute geblieben.

In dem Maße, in dem die Kapitalisierung der Kryptowährungen zunimmt, wächst die Eifersucht staatlicher Geldproduzenten. Die Argumente für eine Regulierung von Bitcoin & Co. sind dieselben, die bei der Einschränkung der Bargeldverwendung vorgeschoben werden: Kampf gegen Geldwäsche, Kriminalität und Steuerhinterziehung. Das sind indes Vorwände. Den Regulatoren geht es nur um die Bewahrung ihres Geldmonopols und um die Kontrolle jeder Geldbewegung. Dass im totalitär regierten China die Verwendung von Bitcoins inzwischen verboten wurde, spricht Bände.

Ob man zum Schutz vor einer galoppierenden Preisinflation auf Edelmetalle oder auf Kryptos setzt, ist Geschmackssache. Dass jedes staatliche Fiatgeld – eher früher als später – sein Ende findet, sollte indes jedermann klar sein. Wie formulierte es Voltaire schon vor einem Vierteljahrhundert: „Papiergeld kehrt irgendwann zu seinem inneren Wert zurück – Null“.

Andreas Tögel, geboren 1957, ist gelernter Maschinenbauer und ausübender Kaufmann. Tögel sieht sich als Libertären und im Hayekschen Sinne als „second hand dealer of ideas“.