Die kürzlich ausverhandelte Erhöhung der Löhne und Gehälter für die Mitarbeiter der metallverarbeitenden Industrie, kann die Gewerkschaft als beachtlichen Erfolg verbuchen. 3,55 Prozent Plus können sich sehen lassen. Welcher – möglichweise negative – Beschäftigungseffekt von dem hohen Abschluss ausgehen wird, bleibt abzuwarten. Jedenfalls ist eine deutlich über dem langjährigen Durchschnitt liegende Bezugserhöhung – angesichts der gegenwärtig stark zunehmenden Geldentwertung – leicht zu begründen. Die Arbeitnehmer fordern zurecht einen Ausgleich für ihren Kaufkraftverlust.

Zweifellos wird dieser Abschluss Signalwirkung für andere Branchen haben. Zum Zeitpunkt, da diese Zeilen geschrieben werden, wird zum Beispiel gerade über die Lohnerhöhung im Handel gefeilscht. Auch hier ist mit einer stärkeren Erhöhung zu rechnen als in den Vorjahren. Dass Kaufkraftverluste, die der inflationistischen Geldpolitik der EZB geschuldet sind, durch hohe Lohnabschlüsse ausgeglichen werden, wird die allgemeine Teuerung indes noch weiter vorantreiben. Darüber freuen kann sich niemand anderer als der Fiskus – dazu später.

Ein hoher Lohnabschluss, der für Unternehmen A leicht zu verkraften ist, kann Unternehmen B schon in Bedrängnis bringen

Was bei allem Jubel über steigende Löhne und Gehälter nicht übersehen werden darf, ist die Tatsache, dass sich Kollektiventscheidungen für unterschiedliche Betriebe auch unterschiedlich auswirken. Ein hoher Lohnabschluss, der für Unternehmen A leicht zu verkraften ist, kann Unternehmen B schon in Bedrängnis bringen. Der betriebswirtschaftlichen Realität würde es daher eher entsprechen, Lohnverhandlungen auf Unternehmensebene zu führen und nicht branchenweit. Das würde einerseits die Bedeutung der Betriebsräte erhöhen und andererseits den Übermut der Gewerkschaften zügeln. Aber weil das so ist, werden letztere diesen ökonomisch zweckmäßigen Gedanken mit aller Macht – und am Ende erfolgreich – bekämpfen.

Was leicht übersehen wird: Der Finanzminister und die Sozialversicherungen sind bei jeder Gehaltsverhandlung als unsichtbare Teilnehmer mit dabei. Hauptprofiteur jeder Lohnerhöhung sind nämlich leider nicht die Dienstnehmer. Es vielmehr der Staat. Die liberale Denkfabrik Agenda Austria hat die Konsequenzen des rezenten Metallerabschlusses durchgerechnet: Im Durchschnitt darf sich jeder Arbeiter der Branche über ein Nettolohnplus von 70 Euro pro Monat freuen. Der Staat indes kassiert 100 Euro zusätzlich. Der Zugewinn für den Fiskus liegt damit um 43 Prozent über dem des Arbeitnehmers. Bei den Angestellten fällt das Missverhältnis noch krasser aus: Ihnen winkt ein Gehaltsbonus von 95 Euro, während der Staat 144 Euro (!) lukriert – das sind gar um satte 52 Prozent mehr.

Bei jeder Lohnrunde sitzt der Staat mit am Tisch

Es bedarf keiner Raketenwissenschaft, zu erkennen, dass für die Dienstgeber nicht die an ihre Mitarbeiter fließenden Nettobeträge zählen, sondern die Bruttolöhne, die in der betrieblichen Kalkulation einen wesentlichen (in einigen Branchen sogar den entscheidenden) Kostenfaktor bilden. Die durch hohe Abschlüsse bedingten, stark steigende Lohnkosten, kommen aber, wie das Beispiel der Metaller zeigt, gegenwärtig nur zu 41 Prozent (bei den Arbeitern) und zu 40 Prozent (bei den Angestellten) an. Den Löwenanteil kassiert Big Brother.

Nicht zu Unrecht wird daher seit Jahr und Tag – nicht nur von den Arbeitgebern – ein Ende der „kalten Progression“ gefordert, die den größten Beitrag zum oben dargestellten Problem liefert. Solange jede Lohnerhöhung automatisch einen Schritt weiter in eine höhere Steuerstufe bedeutet, verpufft nicht nur ein großer Teil deren Wirkung für die Arbeitnehmer, sondern belastet zudem die Dienstgeber mit vermeidbaren Extrakosten.

Daher ist es hoch an der Zeit, eine Valorisierung der Tarifstufen vorzunehmen, die sich an der Höhe der Geldentwertung orientiert. Dass der Finanzminister sich angesichts des gegenleistungsfreien Körberlgeldes die Hände reibt, das ihm jede Lohnrunde bringt, ist nämlich alles andere als ein Grund zur Freude.