
Andreas Tögel: Weiße Rappen, kleine Riesen und Steuergerechtigkeit
Barbara Blaha vom linken “Momentum-Institut” beklagt die vermeintlich zu geringe Besteuerung der Kapitalerträge. Das ist freilich eine alte Legende und näher besehen eine Halbwahrheit. Von ihrer Forderung nach mehr Steuergerechtigkeit profitieren am Ende nur jene Berufsgruppen, die von der Steuer leben, findet eXXpress-Kolumnist Andreas Tögel.
Manche Großstadtlegenden sterben nie: Das Vertrauen auf die Wirkung homöopathischer Arzneien etwa; die Bedeutung von Horoskopen; oder der Glaube an die segensreiche Wirkung des Sozialismus. Letzterer allerdings, der Sowjetdissident Igor Schafarewitsch bezeichnete den Sozialismus einst als „Anthropologische Konstante“ und als „Todestrieb in der Geschichte“, ist bedeutend gefährlicher als jeder andere Aberglaube.
Dass die Wiener Tageszeitung „Die Presse“, einst das publizistische Flaggschiff des liberalen und konservativen Bürgertums, neuerdings eine Plattform für Propagandisten dieser verderblichen Ideologie bietet, ist erstaunlich: Am 1. April (vielleicht als Aprilscherz gedacht?) erschien der Gastkommentar eines Ökonomen des „Momentum-Instituts“, einer von der ehemaligen VSStÖ-Aktivistin Barbara Blaha gegründeten Ideenfabrik, die sich dem antibourgeoisen Klassenkampf widmet.
Unter der Überschrift „Gleicher Lohn, gleiche Steuer?“ wird der Legende Vorschub geleistet, dass Kapitalerträge einer weitaus geringeren Besteuerung unterliegen als Arbeitseinkommen. Während nämlich die Steuerstufen aus Arbeitseinkommen bis 55 Prozent reichen (die höchste Stufe wird allerdings erst ab einer Million Euro Jahresbruttoeinkommen fällig), werden Kapitalerträge, ungeachtet ihrer Höhe, gleichbleibend mit „nur“ 27,5 Prozent besteuert. Eine für die Sozialisten in allen Parteien zum Himmel schreiende Ungerechtigkeit.
Das bestehende Steuerungleichgewicht reicht linken Ökonomen noch nicht
Nun ist allerdings die Verkündung einer Halbwahrheit nicht viel besser als eine glatte Lüge. Denn es darf ja nicht außer Acht gelassen werden, dass Kapitalgesellschaften (GmbH oder AG) ihre Gewinne der Körperschaftssteuer zu unterwerfen haben, die 25 Prozent beträgt und die auch auf nicht entnommene Gewinne fällig wird. Das heißt, dass die an die Gesellschafter oder Aktionäre fließenden Unternehmenserträge sich auf nur 75 Prozent des tatsächlich erwirtschafteten Überschusses belaufen. Inklusive der Kapitalertragssteuer sind also summa summarum 45,63 Prozent an den Fiskus abzuliefern. Das Vergnügen, derart hohe Steuern bezahlen zu dürfen, wird nur den wenigsten Arbeitnehmern zuteil.
Das bestehende Steuerungleichgewicht zu Lasten böser Kapitalisten reicht dem linken Ökonomen aber noch immer nicht. Seine Forderung geht dahin, die durch die KöSt. bereits um 25 Prozent verminderten Gewinne ebenfalls der Steuerprogression zu unterwerfen, wie sie für Arbeitseinkommen gilt. Ab einem Bruttojahreseinkommen von 90.000 Euro blieben dem Unternehmer/Kapitalisten dann noch ganze 37,5 Prozent übrig, während der Löwenanteil enteignet würde. Da lacht das Herz jedes Klassenkämpfers! Ein Arbeitnehmer mit gleich hohen Bezügen, liefert indes deutlich unter 50 Prozent an den Fiskus ab.
Wer selber von Steuern lebt, wünscht sich höhere Steuerquote
62,5 Prozent Steuern – das wäre ein wohl unschlagbar verlockender Anreiz, um sich im Land der Hämmer künftig unternehmerisch zu betätigen! Die Alpenrepublik könnte sich unter diesen Voraussetzungen vor lauter investitionswilligen Ausländern vermutlich gar nicht mehr retten.
Dass der Begriff „Steuergerechtigkeit“ ein Widerspruch in sich – ein Oxymoron – darstellt, liegt auf der Hand, weil der Steuerstaat ja zwei Klassen von Menschen schafft: Die einen, die sie bezahlen müssen, nämlich die in der Privatwirtschaft Tätigen, und die anderen, die davon leben, wie Politiker, öffentlich Bedienstete, Sozialhilfe- und Ausgleichszulagenbezieher. Dass letztere Gruppen an einer möglichst hohen Steuerquote interessiert sind, ist klar.
Welches Kraut muss also jemand rauchen, um im Zusammenhang mit Steuern den Begriff der Gerechtigkeit überhaupt ins Spiel zu bringen? Übrigens wird die unübersehbare Ungerechtigkeit jeder Form der Besteuerung, durch progressive Tarife noch weiter gesteigert, da die einzelnen Stufen ja vollkommen willkürlich und zum Nachteil einer relativ kleinen Minderheit gestaltet sind.
Progressive Einkommenssteuer als Mittel zur Enteignung und Zerstörung der Bourgeoisie
Wes Geistes Kinder die Propagandisten progressiver Steuern sind, erhellt sich schlagartig, wenn man nach deren Erfindern fahndet: Keinen geringeren als den Herren Karl Marx und Friedrich Engels verdankt diese bösartige Idee ihre Geburt – nachzulesen in ihrem 1848 veröffentlichten „Manifest der Kommunistischen Partei“ (siehe hier) im Kapitel zwei. Die progressive Einkommenssteuer wurde von den beiden Kommunisten als Mittel zur Enteignung und Zerstörung der verhassten Bourgeoisie in die Welt gesetzt und hierzulande zügig umgesetzt.
Wie heißt es im „Manifest“: „Das Proletariat wird seine politische Herrschaft dazu benutzen, der Bourgeoisie nach und nach alles Kapital zu entreißen, alle Produktionsinstrumente in den Händen des Staats, d. h. des als herrschende Klasse organisierten Proletariats, zu zentralisieren…“
Bei mehr als 50 Prozent Staatsquote, einer innigen Symbiose von Big Government und Big Business und einer nie zuvor erlebten Regulierung und Fesselung mittelständischer Unternehmensinitiativen, dürfte dieses Ziel schon bald erreicht werden.
Kommentare
Wir sind im 3.weltkrieg nur spuehren wir es noch nicht die deutschen haben es am anfang auch nicht gespuehrt dieses mal nur Sozialisten ohne national
Das Momentum-Institut lebt zu einem erklecklichen Teil aus Zuwendungen der Arbeiterkammer, die sich wiederum über Zwangsbeiträge finanziert. Wenn man als Parasit von der Arbeit Anderer profitiert, lässt sich leicht Klassenkampf betreiben, nicht wahr, Frau Blaha?
Von nix kommt nix. Es ist nicht verwunderlich, dass linkes Gedankengut da und dort vermehrt auftaucht wenn sogar an der Wiener Wirtschaftsuni linke Professoren unterrichten und ein ehem. griechischer Finanzminister, Varoufakis, seines Zeichens Marxist, seinen linken Mist an die in den Schulen bereits indoktrinierten Studenten bringen durfte, man hatte ihn eingeladen. Frau R. Wagner reitet ja auch auf diesem Pferd und verlangt Vermögensabgaben.
Ich möchte den Schwachsinn dieser Steuer gar nicht erläutern, es hatte schon mehrer Gründe, dass der Genosse Lazina diese VermSt. in den 90iger Jahren abgeschafft hat, aber ich möchte darauf hinweisen, dass nicht die Zwangsumverteilungsgerechten, die, die immer nach höheren und nach neuen Steuern rufen und selbst am Versorgungstopf des Staates hängen, es sind die den Wohlstand des Staates schaffen, sondern die freien, eigenverantwortlichen Bürger, als Unternehmer und deren Mitarbeiter. Der Ökokommunismus der EZB, deren Geldmengen-und Zinspolitik reicht uns Bürgern schon um das Vermögen jedes einzelnen in der Eurozone zu vernichten. Schaut man in die Schweiz, sieht man reiche Bürger durch die Bank, Mitspracherecht des Bürgers in Form der direkten Demokratie, einen schlanken Staat und 29% Steuerquote. Genau 29%
chapeau, chapeau
Ein Hoch dem Exxpress, dass hier nicht die Linken vom Momentum-Institut ihre eigenartigen Thesen verbreiten dürfen – wie leider in der einstmals bürgerlich-konservativen “Die Presse”. Das Momentum-Institut übersieht auch (bewußt?), dass vor Kapitalerträgen erst einmal Kapital investiert werden muss, üblicherweise aus dem bereits versteuerten Einkommen des Anlegers oder seiner Vorfahren. Die KESt ist ohnedies schon eine Mehrfachbesteuerung.
Wer nun meint, es gehört eine Erbschaftsteuer her: Kann man diskutieren, aber zur Erinnerung: Diese wurde nach Höchstgerichtserkenntnis unter einem sozialdemokratischen Bundeskanzler abgeschafft, schon vergessen?
Es ist in Wirklichkeit viel mehr, weil die 45,63 Prozent ab dem ersten Cent anfallen, also keiner Progression unterliegen.
Daher werden in der Presse glatte Lügen veröffentlicht.
Jetzt bin ich auch noch unter Zeitdruck. Das Manifest hält fest:
Konfiskation des Eigentums aller Emigranten und Rebellen (Seite 40)
Unternehmer sind Philanthropen.
Bei dieser Verunglimpfung und Drangsalierung die bei uns herrscht, würde ich, hätte ich eine, die Firma zudrehen, alles verkaufen und mich auf einer Karibikinsel unwiederbringlich verkriechen.
es ist eigentlich lustig, dass Binsenweisheiten verwissenschaftlicht werden müssen. Jedes Kind müsste wissen, dass sich niemand für Gotteslohn anstrengt, sofern er nicht gerade ein legendärer (und idR weniger realer) biblischer Heiland ist (im Gegensatz dazu weiß die reale Kirche sehr wohl, dass Seelenheil kostet und Prunk Freude stiftet – vA beim Besitzer).
Eines der größten Probleme unserer Zeit ist weiters die Idee der “Gerechtigkeit”. Von der Krankenschwester bis zur Kassiererin beklagen sich diverse Mitbürger und -innen über den ungerechten Lohn und schimpft die Gewerkschaft (bzw deren Manager und Toprepräsentanten) über die Manager “in die gnagelten Schuach, die uns die Welt erklären” – und versucht uns damit die Welt zu erklären, zumindest ihre Version. Die Wahrheit ist: das Leben ist nicht “gerecht”! Von Beginn an nicht! Weder bei der Verteilung körperlicher Attribute, Gesundheit, …. Gott ist einfach kein Sozi. Wer also mehr Geld will, der soll einer entsprechenden Tätigkeit nachgehen, anstatt beim Supermarkt Wagerl zu sortieren und sich darüber aufzuregen, dass er so wenig hat und alles so ungerecht sei. Und wer das nicht kann, der hat eben weniger. Punkt.
Andererseits ist der Staat wohl die bisher höchste Organisationsform, die der Mensch geschaffen hat. Sie erfordert Gemeinsinn und Zusammenhalt – daher weiß auch jedes Kind: wenn jeder nur für sich arbeitet, wird man Großes nie bewegen können.
Die beiden obigen Erkenntnisse gilt es nun mit Augenmaß zu verbinden. Jede extreme Idee wird dabei scheitern. Weder Kommunismus noch Plutokratie werden funktionieren.
Eine nur zu wahre Analyse, die nicht oft genug wiederholt werden kann. Ich fürchte, bei den linken Betonköpfen kommt sie aber trotzdem nicht an. Die Frage ist, wie sehr sich die wählende Bevölkerung von diesem Unsinn beeinflussen lässt.
Das “Proletariat” ist den Kommunisten abhanden gekommen’, was erklärt warum sie die Migration als Mittel des Nachschubes für ihrer Klientelpolitik massiv einfordern.
Es gibt in Österreich eine große Gruppe von einflußreichen Meinungsmachern die ich als echte Kommunisten bezeichnen würde. Die Politik scheint in deren Machtbereich nur noch eine Statistenrolle zu spielen, sogar im Gegenteil, sie wird wie wir gerade beobachten können, mit allen Regeln linker Agitation vernichtet. Es ist daher die Anbiederung in weiten Teilen einst bürgerlicher Bereiche gut erklärbar wenn auch wenig verständlich.
Gäbe es einen Anti-Wirtschaftsnobelpreis, also einen Preis für die Errungenschaft auf wirtschaftlichem Gebiet, die der Menschheit am meisten geschadet hat, müsste man ihn Marx und Engels posthum verleihen.
Natürlich muss man einen Wert wie Gerechtigkeit bemühen, um Steuern Akzeptanz zu verschaffen. Sozialismus per se ist auch erfolgreich, das ist keine urban Legend, sondern Fakt. Da muss man nicht auf so unbedeutende Staaten wie China, Russland, Italien, Pakistan oder Nordkorea blicken, das zeigt jede Genossenschaft. Entscheidend ist, was man daraus macht, das zeigt auch die Geschichte des Faschismus und Nationalsozialismus – beide mit gemeinsamen Wurzeln und anfänglichen sozialen Erfolgen. Wer Sozialismus als Zusammenhalt definiert, sieht auch viele erfolgreiche Sekten – und hält auch die unzähligen erfolglosen. Das schließt den Bogen zu Mildtatigkeit, die als religiöse Steuer in jeder Glaubenslehre vorkommt.
Den Sozialismus in Nordkorea als Erfolg zu umzudeuten ist erstaunlich. Allerdings wenn man als Erfolg die völlige Unterdrückung und Überwachung der Bevölkerung wertet, stimmt es natürlich.
China hat erst wirtschaftliche Erfolge, seit man Kapitalismus zulässt. Es geht dadurch auch dem Mittelstand wesentlich besser. In der Mao-Ära war die Armut allgemein, heute müssen in Peking sogar schon die Zulassungen für Autos limitiert werden, da sich zu viele Arbeiter eines leisten können.