Für Karl Marx waren Unternehmer eine aufgrund eines von ihm als gegeben erachteten Entwicklungsgesetzes der Geschichte, eine langfristig dem Untergang geweihte Klasse von Ausbeutern. Ein stetiger Konzentrationsprozess, so seine fixe Idee, würde die Zahl der Unternehmer immer weiter verringern und so das Zahlenverhältnis der ausgebeuteten und zunehmend verelendenden Proletarier zulasten der ersteren verschieben. Am Ende wäre eine Revolution unausbleiblich und der Kapitalismus somit lediglich eine Durchgangsstufe auf dem Weg vom Feudalismus zum Kommunismus. Dass die vorhergesagte Revolution anno 1917 im rückständigsten und am wenigsten kapitalistischen Staat Europas ausbrach, erlebte der phantasiebegabte Romancier nicht mehr.

Keine der von Marx aufgestellten Prophezeiungen ist jemals eingetreten. „Ausbeutung“ ist nichts weiter als ein polemischer Kampfbegriff, da Arbeitsverhältnisse in marktwirtschaftlich verfassten Gesellschaften durch beiderseitige Übereinkunft geschlossen werden und die Arbeitgeber – anders als in sozialistischen und faschistischen Gewaltsystemen – über keine Möglichkeit verfügen, Dienstnehmer gegen ihren Willen zur Arbeit zu zwingen. Eine „Verelendung“ der proletarischen Massen ist in keinem kapitalistischen Staat jemals eingetreten – ganz im Gegenteil: Einfache Arbeiter erfreuen sich seit mehr als 100 Jahren vielmehr verschiedener Errungenschaften und Annehmlichkeiten, von denen selbst gekrönte Häupter vor nicht allzu langer Zeit noch nicht einmal träumen konnten.

Materielle Werte entstehen durch Produktion

„Manche Leute sehen im Unternehmer einen räudigen Wolf, den man erschlagen muss. Andere sehen in ihm eine Kuh, die man ununterbrochen melken muss. Nur wenige erkennen in ihm das Pferd, das den Karren zieht.“

Winston Churchill (1874 – 1965)

Tatsächlich ist die von nicht wenigen Linken auch heute noch gepflegte Vorstellung, in einer Marktwirtschaft ginge der Nutzen der einen (der Unternehmer) zulasten der anderen (der werktätigen Massen), und jedes Wirtschaften wäre ein Nullsummenspiel, absoluter Nonsens. Die offensichtliche Tatsache, dass der Reichtum der Welt stetig wächst, nicht nur wenige Unternehmer davon profitieren, sondern sich die Mehrzahl der Menschen heute eines wesentlich höheren Wohlstandsniveaus erfreuen, als noch vor 100 Jahren, spricht Bände: Trotz zunehmender Weltpopulation nimmt die absolute Zahl jener Menschen ständig ab, die mit weniger als zwei Dollar pro Tag ihr Leben fristen müssen. Von einem Nullsummenspiel kann daher keine Rede sein.

Dass ein großer Teil der Vermögenswerte sich in verhältnismäßig wenigen Händen befindet, spielt keine Rolle, solange „pareto-optimale“ Zustände herrschen, der Wohlstandszuwachs der Reichen also nicht auf Kosten der breiten Masse erfolgt. Wo das aber dennoch der Fall ist – etwa, weil Otto Normalverbraucher sich kaum noch Immobilien in einigermaßen attraktiven Lagen leisten kann, ist das allein der frivolen Geld- und Finanzpolitik von Notenbanken und Regierungen, nicht aber dubiosen Machinationen geldgieriger Entrepreneure geschuldet.

Wie entstehen materielle Werte? Durch Produktion, nicht durch Umverteilung, wie erkenntnisresistente Linke behaupten. Ein Kuchen muss nämlich erst einmal gebacken werden, ehe man sich über seine Aufteilung Gedanken zu machen braucht. Was aber braucht es zur Produktion? Menschliche Arbeitskraft (und auf die allein konzentrierte sich Karl Marx in seiner von Eugen Böhm-Bawerk widerlegten „Arbeitswerttheorie“) und Kapital. Zwar ist es möglich, auch mit bloßen Händen und unter Einsatz primitivster Mittel Werte zu schaffen, aber zu mehr als einer ärmlichen Subsistenzwirtschaft wird es dadurch nicht reichen. Die Schaffung von Kapital (das sowohl aus Kenntnissen und technischen Fertigkeiten, als natürlich aus Maschinen und Anlagen besteht), bedarf unternehmerischen Geistes, der zukunftsfähige Ideen entwickelt, und das Risiko und die Kosten deren Entwicklung bis zum Zeitpunkt ihrer Profitabilität trägt.

Um Missverständnissen vorzubeugen: Selbstverständlich ist der Unternehmer auf fähige und loyale Mitarbeiter angewiesen, die seine Ideen umsetzen. Aber ohne seine alles entscheidenden Vorleistungen geht es eben nicht! Immerhin erhalten Arbeiter und Angestellte längst ihre Löhne, ehe das Unternehmen die ersten Fertigprodukte ausliefern kann und Gewinne einfährt. Man bedenke, wieviel Zeit und Geld allein Produktentwicklungen und die Errichtung von Produktionsanlagen kosten, ganz zu schweigen von der Organisation effizienter Vertriebsstrukturen.

Produktion die Grundlage allen gesellschaftlichen Wohlstands

„Die Wahrheit ist, dass die Unternehmer und Gründer mehr intellektuelle Fähigkeiten und Intuition entfalten müssen als der durchschnittliche Schriftsteller oder Maler.“

Ludwig Mises (1881 – 1973)

Dass Politiker und Gewerkschafter sich gerne als Erfinder und Bewahrer der Verteilungsgerechtigkeit hochleben lassen, darf nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Grundlage allen gesellschaftlichen Wohlstands die Produktion bildet. Und was den Systemvergleich von Plan- und Marktwirtschaft angeht, ist das Urteil der Geschichte längst gesprochen: Von Politikern und Bürokraten beherrschte Planwirtschaften sind aufgrund ihres dank des Fehlens unternehmerischen Privateigentums bestehenden Kalkulationsproblems zu Ressourcenvergeudung, Ineffizienz und chronischem Mangel verurteilt, während die Marktwirtschaft wie ein Wohlstandsgenerator arbeitet. Und zwar nicht nur im Interesse von Unternehmern und Kapitalisten, sondern auch in dem all ihrer Mitarbeiter und der Konsumenten.

Der französische Ökonom und Unternehmer Jean Babtiste Say, ein Kritiker von Adams Smiths Arbeitswerttheorie, brachte es auf den Punkt:

 “Der Unternehmer ist der einzige Schöpfer von Wohlstand, vorausgesetzt, der Staat hindert ihn nicht daran!“

Jean Babtiste Say (1767 – 1830)