Jedes Mal, wenn Linke keine sinnvolle Lösung für ein Problem finden können, präsentieren sie den Kapitalismus als Schuldigen. Der Kapitalismus soll schuld sein am Patriarchat. Der Kapitalismus soll schuld sein an der Klimakrise. Der Kapitalismus soll schuld sein am Rassismus. Erst wenn wir ihn, den Kapitalismus, überwinden, so lautet die verheißungsvolle Botschaft vom politischen Rand, kann alles Übel beseitigt werden. Wer aber ein Problem mit der Systemfrage lösen möchte, beweist lediglich, dass er keine Ahnung hat. Wie etwa jüngst die Wiener Politikwissenschaftlerin und Antifa-Aktivistin Natascha Strobl, die ihren Anhängern auf dem Kurznachrichtendienst Twitter “ganz nüchtern” einzubläuen versuchte: “Ganz nüchtern werden wir uns zwischen Kapitalismus und dem Fortbestehen weiter Teile der Menschheit entscheiden müssen.” Kommunismus oder Tod. Da erscheint letzteres als das kleinere Übel.

Der Kapitalismus ist ein Segen

Tatsächlich nämlich ist der Kapitalismus ein Segen und Wohlstandsgarant. Zwar ist es zutreffend, dass es ein System ist, in dem es zwangsläufig Gewinner und Verlierer geben muss, aber gleichzeitig schafft der Kapitalismus alle Rahmenbedingungen, die eigene Position in dieser unausweichlichen Dualität aus eigener Kraft verändern zu können, Stichwort: vom Tellerwäscher zum Millionär.

Ein Blick in die Geschichtsbücher

Wenn man sich nicht nur auf Gefühle, sondern vor allem auf Fakten verlässt, liefert die Menschheitsgeschichte unzählige Beispiele, die zeigen, dass ein Maximum an Freiheit Wohlstand und Glück beflügelt, während staatliche Unterdrückung und Kollektivismus nicht selten Stillstand bis Elend verursacht haben. Ein weniger bekanntes, aber sehr anschauliches Exempel ist die Entwicklung und Verbreitung der frühen Telekommunikation. Etwa zeitgleich haben ein deutscher Lehrer und ein US-amerikanischer Tüftler vor über 150 Jahren das Telefon erfunden. Während in Deutschland das Monopol über den Vertrieb und den Ausbau des Telefonnetzes die staatliche Post inne hatte, gründete der Amerikaner ein eigenes Unternehmen und sah sich nach kurzer Zeit in einem harten Konkurrenzkampf mit zahlreichen weiteren Anbietern. Die Folge: Der Preise wurden immer günstiger, der Ausbau forciert, um neue Kunden zu gewinnen, die Qualität laufend verbessert. Schon nach kurzer Zeit waren selbst entlegene Gegenden an das Telefonnetz angeschlossen. Der Wettbewerb beflügelte die Innovation, während in Deutschland die Telefonie vorerst ein Privileg weniger wohlhabender Stadtbewohner blieb. Der Staat hatte weder Druck noch Anreiz zur Beschleunigung und Verbesserung, so dass die Revolution in der Telekommunikation in Deutschland erst deutlich verspätet eingesetzt hat.

Im Grunde wird es der Kapitalismus sein, der eben jene Antworten erst ermöglichen wird

Wenn Linke in der heutigen Zeit entweder in Unkenntnis oder in Ignoranz der Geschichte den Kapitalismus zum Sündenbock machen wollen, dann vor allem deshalb, weil sie selbst keine Lösungskonzepte zur Hand haben. Die Klimakrise ist ein Fakt, den wir wohl oder übel akzeptieren müssen. Wie so oft in der Menschheitsgeschichte wird auch hier der Fortschritt den Ausweg weisen. Nicht heute. Und auch noch nicht morgen. Aber im Grunde wird es der Kapitalismus sein, der eben jene Antworten erst ermöglichen wird. Schaffen wir ihn ab, wie es manche Öko-Marxisten gerne fordern, verbauen wir uns jede Chance. Wer ein Morgen will, aber mit Konzepten von gestern argumentiert, wird unausweichlich im Moment verharren. Glauben Sie also keinem, der Ihnen einreden will, die Lösung für ein Problem liegt darin, Ihnen Ihre hart errungene Freiheit zu nehmen. Dass das kein erfolgreiches Konzept ist, hat jüngst erst wieder die Corona-Krise gezeigt. Der Lockdown war nicht die Lösung, erst die Entwicklung eines Impfstoffes hat den lang erhofften Durchbruch geschafft. Innovation, Investition, freies Unternehmertum, Forschergeist und Wissenschaft waren der Schlüssel. Glücklicherweise hatte der Staat hier kein Monopol auf die Entwicklung eines Vakzines, sonst wären wir vermutlich noch ein paar Jahre im Lockdown gesessen…

Anna Dobler ist eine mehrfach ausgezeichnete, ausgebildete und studierte Journalistin und Kolumnistin. Nach beruflichen Stationen in Berlin, München, Italien und Salzburg, lebt und arbeitet sie mittlerweile in Wien. Auf Twitter setzt sich @Doblerin ein für freie Märkte und freie Meinung.