“Brauner Müll”, “Menschlicher Abfall”, “Faschine”, “Nazi-Schlampe” – das ist nur eine kleine Auswahl der Begriffe, mit denen ich in den vergangenen 48 Stunden in sozialen Medien bezeichnet worden bin. Ich bin das mittlerweile gewöhnt. Es liegt in der Natur der Sache von Kolumnisten im umkämpften Meinungsmarkt zu polarisieren. Besonders jene Frauen, die in der Öffentlichkeit stehen und dabei nicht in den linksgrünen Chor einstimmen, werden regelmäßig mit Hass-Botschaften überzogen. Ich kenne keine Kollegin, die nicht davon betroffen ist. Und auch Vertreterinnen bürgerlicher oder konservativer Politik, bisweilen auch liberale Frauen, können ein Lied davon singen. Manche verabschieden sich irgendwann aus sozialen Netzwerken, andere machen die Hass-Botschaften öffentlich, um zu sensibilisieren, wiederum andere gehen im Stillen erfolgreich juristisch dagegen vor.

Man muss keine Feministin sein, um wie eine zu handeln

Einen goldenen Weg gibt es in solchen Fällen nicht, doch während in Österreich und Deutschland regelmäßig über rechte Hetze im Netz breitenwirksam und subventioniert diskutiert wird, wird über linke Täter geschwiegen. Dabei stellen diese besonders oft für Frauen ein Problem dar, denn der von ihnen ach so gepriesene Feminismus verliert jegliche Gültigkeit, wenn die betroffene Frau nicht auf der vermeintlich richtigen Seite steht. Doch gerade diese Frauen sind in Wahrheit Musterbeispiele der Emanzipation.

Quoten-Frauen beeindrucken niemanden nachhaltig

Wer als Frau in Österreich oder Deutschland schnell politisch Karriere machen will, schließt sich am besten den Grünen an. Dort hat man im Prinzip die besten Chancen ohne großes Talent, ohne Leistung und möglicherweise sogar ohne fundierte Eignung via Quote in Spitzenpositionen gehievt zu werden. Solche Frauen sind aber in der Regel wenig nachhaltig beeindruckend, denn wer Karriere in erster Linie qua Geschlecht gemacht hat, ist im Endeffekt nicht mehr als ein politisches Instant-Produkt. Wirklich beeindruckend sind hingegen Frauen, die es in einem kaum feministischen Umfeld nach oben geschafft haben: Politikerinnen nicht dezidiert linker Parteien etwa. Spricht man mit einer von ihnen, weiß man in der Regel schon vorher, dass es ein beeindruckender Austausch wird. Nichts faziniert mich persönlich mehr, als erfolgreiche konservative Frauen, die die Macht-Spiele rechter Männer gekonnt ausgehebelt haben. Diese Frauen bezeichnen sich in der Regel nicht als Feministinnen und doch können sie auf beeindruckende Leistungsbilanzen blicken. Sie sind für viele Frauen ein Vorbild und dürfen es doch nicht sein. Denn sie werden selten auf die emanzipatorischen Bühnen und Podien gehievt, wo stattdessen lieben Frauen angehört werden, die einen kollektiven Opfer-Mythos beschwören. Fairerweise muss man aber dazu sagen, dass selbst linke Frauen zunehmend unter Druck geraten, weil ihre einstigen Förderer den Fokus in der Opfer-Olympiade längst auf das sogenannte “dritte Geschlecht” gelegt haben. Eine Trans-Frau ist in deren Augen einfach spannender, pardon: marginalisierter, als eine biologische Frau und da sollen Britta, Kathrin und Sabine auch bitte gefälligst entsprechend Platz machen auf der Landesliste, denn streng genommen sind sie ja auch gar keine Minderheit. Dumm gelaufen, Mädels.

Hass gegen Frauen ist kein rein rechtes Phänomen

Unterdessen haben es sich linke Männer zur Obsession gemacht, ihren Frauen-Hass an Bürgerlichen und Konservativen auszuleben. Die Angriffe laufen dabei meist nach dem gleichen Muster ab: Statt sich an den Argumenten einer solchen Frau abzuarbeiten, wie es in zivilisierten Debatten üblich ist, wird die Person in den Mittelpunkt gestellt. Wobei die vermeintliche “Kritik” nicht selten nur beleidigend, sondern auch von Frauenfeindlichkeit geprägt ist. Erschwerend kommt hinzu, dass Frauen schneller zum Ziel von Verleumdungen werden. Um jetzt falschen Vorwürfen gegen andere Frauen keinen Raum zu geben, zeige ich es an einem persönlichen Beispiel auf. Bisweilen wird vollkommen gegenstandslos in sozialen Medien etwa behauptet, ich sei eine Anhängerin der rechtspopulistischen AfD (Realität: nie gewählt) oder eine Schwurblerin (Realität: doppelt geimpft). Solche Vorwürfe werden nicht aus Unwissenheit erhoben, sondern mit einem perfiden Vorsatz: Jemanden aus der Debatte in der gesellschaftlichen Mitte nachhaltig auszuschließen. Da interessiert es schlicht nicht, dass keine einzige meiner politischen Positionen rechts der CSU steht – der übrigens mit Abstand stimmenstärksten Partei in meiner bayerischen Heimat.

Wer konservative Frauen unterschätzt, macht einen Fehler

Linke Frauen tragen Kopftücher, um sich zu solidarisieren. Die Solidarität nicht-linker Frauen gilt hingegen jenen Frauen, die um ihr Leben fürchten müssen, weil sie sich nicht verhüllen wollen. Linke Frauen wollen die Regeln für Abtreibungen lockern, nicht-linke Frauen setzen sich für eine Stärkung der Mütterrechte ein. Linke Frauen glauben, dass durch Gendern Gleichberechtigung erreicht wird, nicht-linke Frauen kennen den Unterschied zwischen Gleichberechtigung und Gleichmacherei. Linke Frauen wollen ihren Lebensentwurf anderen Frauen aufzwingen, nicht-linke Frauen verurteilen niemanden, der sich für Familie statt für Karriere entscheidet. Linke Frauen sind nicht selten durch die Hilfe linker Männer nach oben gekommen und zeigen sich daher bisweilen mit ihnen solidarisch. Nicht-Linke Frauen schaffen es eher aus eigener Kraft und schulden daher niemanden etwas.

Als ich mit Anfang 20 begonnen hatte, mich intensiver mit dem Feminismus zu beschäftigen, habe ich mich in vorwiegend linken Kreisen bewegt. Echte Solidarität unter Frauen, bedingungslose Unterstützung und ein stabiles Netzwerk habe ich aber erst erlebt, als ich Jahre später ins liberal-bürgerliche Lager gewechselt bin. Hier wird vielleicht nicht gegendert, aber es wird sich geholfen – und zwar ohne groß darüber zu sprechen. Dafür bin ich dankbar. Die Feministinnen könnten von diesen Frauen noch viel lernen.

Anna Dobler ist eine mehrfach ausgezeichnete, ausgebildete und studierte Journalistin und Kolumnistin. Nach beruflichen Stationen in Berlin, München, Italien und Salzburg, lebt und arbeitet sie mittlerweile in Wien. Auf Twitter setzt sich @Doblerin ein für freie Märkte und freie Meinung.