Mit dem verheerenden Anschlag auf Nord Stream 1 und 2 dreht sich die Eskalationsspirale weiter, warnt Dr. Ralph Schöllhammer (Webster University). Denn nun sind Anschläge auf Europas Energie-Infrastruktur kein Tabu mehr. Die heimische Politik scheint das noch nicht realisiert zu haben. Auch andere Warnsignale dürften bei den Entscheidungsträgern noch nicht angekommen sein.

Wichtige Infrastruktur wird zum "legitimen Ziel"

Der Anschlag auf die Pipelines in der Ostsee war ein Sabotage-Akt. Wer auch immer der Urheber war – “polnische, amerikanische oder russische Aktion – alles ist möglich”, sagt Schöllhammer – eines stehe fest: Wer der Drahtzieher war, der weiß das auch, und ebenso weiß das auch jene Seite, die nicht hinter dem Anschlag steht. Doch genau diese Seite könnte nun aktiv werden: “Auch wer es nicht war, kann nun sagen: Wenn die andere Seite zu solchen Maßnahmen greift, dann können wir das auch machen”, sagt der Politikwissenschaftler.

Die Folge: Kritische Energieinfrastruktur in Europa ist auf einmal ein “legitimes Ziel”. Schon bald könnten auch LNG-Terminals, und ebenso Österreichs Gasspeicher oder die extrem wichtige Gaspumpstation in Baumgarten zu Anschlägszielen werden. Deshalb müsste man solche Orte auch besser überwachen. Hoffentlich realisiert das die Politik bald.

Auch das Energieproblem wird nun noch dramatischer, und die Politik – in Deutschland wie in Österreich – findet keine Antworten darauf.

Ohne billiges Gas sterben Industriezweige weg

Gas wird langfristig noch knapper werden. Sollte es tatsächlich nicht möglich sein, die beiden beschädigten Pipelines  zu reparieren, wären auch die Hoffnungen auf russisches Gas in sechs Monaten dahin. Damit wird der Rohstoff noch teurer, und das ist nicht das einzige Problem: Industriezweige wie Papier und Stahl, aber auch Düngemittel-Hersteller benötigen ganz einfach Gas – und nicht nur Strom. Ohne billiges Gas sind Österreich und Deutschland nicht mehr wettbewerbsfähig.

“Wenn man Schiefergas aus den USA über den Atlantik in LNG-Terminals transportiert, dann erzeugt das enorme Preise.” Gleichzeitig beträgt aber der Gaspreis in den USA ein Fünftel des Preises in Europa. Bald schon stünden Unternehmen vor der Wahl: “Entweder sperre ich hier zu, oder ich gehe dorthin, wo die Energie billig ist”, warnt Schöllhammer. Die Politik müsste endlich aufwachen, denn ihre bisherigen Konzepte greifen nicht.

Europa bleibt verletzbar

Europa – oder zumindest einzelne europäische Staaten – müssten sich selbst viel mehr um die Energieerzeugung kümmern, um weder von Russland, noch von USA oder auch vom Erdgas aus Afrika abhängig zu sein. “Ansonsten ist man einfach verletzbar.”

Zurzeit beschließen die Regierungen in Deutschland und Österreich gigantische Rettungspakete in Milliardenhöhe. “Das wird die Volkswirtschaft irgendwann nicht mehr schaffen”, sagt Schöllhammer. Darüber hinaus wird die Krise mit dem Winter nicht vorbei sein. Will man im deutschsprachige Raum industrielles Brachland werden?

Das Heizschwammerl-Verbot schadet dem Zusammenhalt

Ärgerlich sei auch der Energiepopulismus der österreichischen Regierung, siehe das Heizschwammerl-Verbot für die Gastronomie. So fördere man nur die Energiewächter und das Denunziantentum, warnt der Politologe. “Das ist für den Zusammenhalt der Gesellschaft schlecht.” Gerade jetzt täten Schanigärten der Volksseele gut.

Wenn Sie noch mehr erfahren wollen, etwa dass die britische Währung samt Vereinigtem Königreich beinahe kollabiert sind, was aber in den Medien untergegangen ist, warum Europa hauptsächlich selbst Schuld ist an der Krise – weder primär die USA noch Russland – und warum die Gas-Rationierung nichts Gutes erwarten lässt: Dann schauen Sie sich diesen spannenden Talk auf eXXpressTV an!