Die bunten Bildchen und spannungsverheißende Namen wie “Book of Dead” oder “Dragon Kingdom” sollen vor allem junge Menschen in diese Angebote locken. Wer bei diesen Buttons reinklickt, hat’s oft schwer, wieder ohne Geldverlust auszusteigen: Die Liste der durch illegales Online-Glücksspiel vernichteten Existenzen von jungen Menschen und Familienvätern ist auch in Österreich lang.

Jetzt haben Forensiker der Safer-Gaming-Plattform “Spieler-Info.at” festgestellt: Die Firma NetBet durfte mit ihrem riskanten Online-Glücksspiel jetzt auch auf der Website des Wiener Wochenblatts “Der Falter” werben. Der eu-infothek.com und dem eXXpress wurden die Screenshots zugespielt – und tatsächlich fand sich etwa auch am 10. Jänner 2022 eine eindeutige Bewerbung von NetBet auf der Website jener Firma, an der auch Florian Klenk und der Milliardär Hans-Michel Piech beteiligt sind. Der “Journalist des Jahres” Klenk hält als Chefredakteur bekanntlich 10 Prozent der “ST Verlagsbeteiligungsgesellschaft”, die den “Falter” betreibt.

Beleg: Das war am 10. Jänner 2022 auf der Seite von "Falter.at" zu sehen.

Weiß "Falter"-Miteigentümer Hans-Michel Piech von diesen Geschäften?

Ein Milliardär und ein “Falter”-Chefredakteur lassen also zu, dass auf der “Falter”-Website mit höchst dubiosen Glücksspiel-Angeboten Österreicher zum Geldausgeben verlockt werden – noch dazu von Firmen, die keine dafür nötige Glücksspiellizenz in Österreich besitzen. Interessant: Auch der Obermoralist der österreichischen Medienszene, Armin Thurnher, ist an der “ST Verlagsgesellschaft” über seine Stiftung beteiligt.

Die Bundesregierung hat schon in den vergangenen Jahren den Kampf gegen das illegale Online-Glücksspiel verstärkt: Verlagen, die auf ihren Online-Seiten Werbeplätze für diese Firmen freigeben, droht eine Strafe von bis zu 22.000 Euro pro Fall. Laut einem Informanten aus dem Finanzministerium soll auch bereits gegen “Falter.at” eine Anzeige eingebracht worden sein, das Landesverwaltungsgericht Wien müsste sich dann mit dem Fall befassen.

eu-infothek.com-Herausgeber Prof. Gert Schmidt, der seit langem gegen die illegale Glücksspiel-Branche recherchiert, sagt zu dem Fall: “Illegale Online-Glücksspiel-Anbieter sind Teil der organisierten Glücksspiel-Kriminalität. Sie und deren Beitragstäter zocken in Österreich mehr als eine Million Spieler – mehr als das legale Win2Day-Angebot als Kunden aufweist – durch unkontrollierte Programme ab. Dazu kommen noch nicht ausgezahlte Gewinne und oftmals Betrug sowie Geldwäsche.”

Außerdem würden die “kriminellen illegalen Anbieter, die zumeist von Malta oder anderen internationalen Destinationen aus arbeiten, die in Österreich gesetzlich vorgeschriebenen Glücksspiel-Steuern in Höhe von 50 Prozent des Erlöses hinterziehen”.

Der Anbieter der Online-Glücksspiele hat keine Lizenz in Österreich.

Image-Problem für die "Falter"-Führung

Neben den schmerzhaften Geldstrafen belastet diese Causa auch massiv das Image des “Falter”-Miteigentümers Florian Klenk: Eben erst kürzlich zum “Journalist des Jahres” gewählt, machte sich der Chefredakteur des kleinen Wiener Wochenblatts mit seinen bizarren Twitter-Postings direkt vor einer “Nightjet”-Toilette und einem Schnappschuss, der ihn ohne FFP2-Maske im Zug zeigt, lächerlich.

Darüber hinaus geriet Klenk massiv in Kritik, als er vertrauliche Aktenteile zu den aufsehenerregenden Hausdurchsuchungen im Inseraten-Korruptions-Fall einfach ungeschwärzt per WhatsApp verschickt hat.

Interessant wird nun, wie die Stadt Wien auf diese Anzeige gegen “Falter.at” reagieren wird: Immerhin zählt die Stadt seit Jahren zu den wichtigsten Inserenten des auflagenschwachen Wochenblatts. Da die Stadtregierung etwa auf der Jugend-Seite wien-extra  klar vor Online-Glücksspielen warnt, könnten diese anderen Kunden des “Falter.at” nicht ganz zur politischen Ausrichtung der Stadt Wien passen.

Ohne Maske im Zug: "Falter"-Miteigentümer Florian Klenk.
In den illegalen Online-Spiegeln werden hohe Gewinne versprochen, die labile Persönlichkeiten zum Geldausgeben verleiten.