Vielleicht können heimische Bildungspolitiker aus diesem bedenklichen Fall lernen, denn längst gibt es auch in Wien Volksschullehrerinnen, die sich kurz vor der Pensionierung noch an andere Schulen bewerben, weil nur noch ein oder zwei österreichische Kinder in ihrer Klasse saßen und kaum regulärer Unterricht möglich war. Vom Ärger mit aufgebrachten Vätern ganz zu schweigen.

Im deutschen Ludwigshafen ist gerade zu besichtigen, wo das Ganze hinführen kann: An der dortigen Gräfenauschule bleiben heuer 40 von 132 Schülern sitzen. In der 1. Klasse. Sie haben die Voraussetzungen für die Versetzung nicht geschafft. Ein Schuldrama, das sich seit Jahren abgezeichnet hat und wohl noch nicht einmal das Ende der Misere bedeutet: “Die extrem hohe Zahl ist erschreckend. Im vergangenen Jahr waren es 23 oder 24”, sagt Barbara Mächtle (47), die Direktorin der Volksschule.

"Schulen mit Zuwanderungspolitik überfordert"

Warum das so ist, weiß die erfahrene Pädagogin natürlich: “An meiner Schule hatten schon immer etwa 98 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund. Wer hier aufwächst, lernt nicht zwingend Deutsch, aber in der Schule brauchen es die Kinder halt”, sagt sie. Bei ihr sind Schulklassen mit nur einem deutschsprachigen Kind nicht die Ausnahme, an ihrer Volksschule ist es die Regel.

Josef Kraus (73), viele Jahre Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, bringt es auf den Punkt: “Schulen sind überfordert von der seit Jahren praktizierten Zuwanderungspolitik”, sagt er. In Österreich sieht das nicht viel besser aus.

Gräfenauschule in Ludwigshafen.