In der vergangenen Woche gab das in Washington D.C. ansässige Unternehmen Last Energy bekannt, dass es insgesamt 34 SMR-Kernspaltungsreaktoren für Großbritannien und Polen produzieren wird. Es handelt sich dabei um die kleinsten modularen Atomreaktoren mit einer Leistung von lediglich 20 MW.

Ihr Angebot ist ein kompakter 20-MW-Druckwasserreaktor mit einem einzigen Kreislauf, der auf einem Grundstück von einem halben Hektar stehen könnte. Er würde konventionellen Kernbrennstoff, 4,95 Prozent angereichertes Uran und Standardbrennstäbe verwenden.

Was die Kosten angeht, ist von 113 Millionen Euro pro 20-MW-Block die Rede. Last Energy konnte vorläufig Verträge mit vier Industriepartnern abschließen. In Polen arbeitet es mit der Sonderwirtschaftszone Katowice im Südwesten Polens zusammen. In Großbritannien hat es drei Industriepartnerschaften, bei denen es sich um einen Life-Science-Campus, einen Hersteller nachhaltiger Kraftstoffe und einen Entwickler von Hyperscale-Rechenzentren handelt.

SMR-Reaktoren bergen die Gefahr, dass sie zur Zielscheibe von Terroranschlägen werden könnten

Die Bauzeit eines solchen SMR-Reaktors soll nur 30 Monate betragen. Angesichts der modularen Bauweise der Mini-Kernkraftwerke wird die tatsächliche Bauzeit vor Ort jedoch auf nur drei Monate geschätzt. Der Brennstoffzyklus beträgt 72 Monate mit einem dreimonatigen Nachfüllintervall.

Last Energy beschreibt seinen Ansatz als “kundenorientiert”. Das Unternehmen sagt, dass “unsere Innovation einfach ist: Wir nutzen nur bewährte Nukleartechnologie, entwickeln ein Kraftwerk, das vervielfältigt werden kann und sind auf privates Kapital ausgelegt”. Die ersten Anlagen können laut dem Unternehmen schon 2025 oder 2026 in Betrieb genommen werden. Kein anderer SMR-Hersteller geht derart früh auf den Markt.

SMR-Kernkraftwerke sind in der Fachwelt äußerst umstritten. Kritiker führen ins Treffen, dass der Bau Tausender SMR-Anlagen notwendig sei, um herkömmliche Atomkraftwerke zu ersetzen. Bedenklich sei auch, dass unzählige kleine Atomreaktoren wohl eine willkommene Zielscheibe für Terroristen sein dürften. In diesem Fall würden sie sich mit einem Schlag in Mini-Atombomben verwandeln.

Small Modular Reactors (SMR, deutsch „kleine modulare Reaktoren“) sind Kernspaltungsreaktoren, die kleiner als herkömmliche Reaktoren sind und daher in einer Fabrik hergestellt und dann an einen Montageort gebracht werden können. Sie sollen einen geringeren Aufwand vor Ort, eine höhere Risiko-Eindämmungseffizienz und eine höhere Sicherheit der verwendeten Kernmaterialien ermöglichen. SMRs wurden auch vorgeschlagen, um Finanzierungsprobleme zu umgehen, von denen konventionelle Kernreaktoren mit größerer Leistung und um ein Vielfaches höheren Investitionskosten betroffen sind.

Für SMRs gibt es verschiedene Entwürfe, von verkleinerten Versionen bestehender Kernreaktordesigns bis hin zu völlig neuen Entwürfen der vierten Kernkraftwerks-Generation. Es wurden sowohl thermische Neutronenreaktoren als auch schnelle Neutronenreaktoren vorgeschlagen. Weltweit werden derzeit (2017) von verschiedensten Firmen rund 60 SMR-Konzepte entwickelt, wobei die ersten diesbezüglichen Ideen und Entwürfe auf die 1950er-Jahre zurückgehen. Dabei gehen optimistische Schätzungen davon aus, dass 2035 knapp zehn Prozent aller neu gebauten Kernkraftwerke SMR sein werden.

Sie sollen die Atomenergie  rehabilitieren und auch Kritiker überzeugen, indem sie als so sicher bezeichnet werden, dass im Falle eines Atomunfalls keine Evakuierungszonen mehr notwendig seien; außerdem seien sie eine perfekte Kombination mit den erneuerbaren Energien, da sie im Gegensatz zu großen (Kern-)Kraftwerken flexibel, nämlich im Falle von Produktions- und Nachfrageschwankungen schnell ab- oder zuschaltbar seien. Nach Analysen der OECD-Nuklearsparte soll ihr Potenzial in Stromnetzen mit einem hohen Anteil an Erneuerbaren sogar am größten sein. Auch ihre Demontage und Entsorgung könne problemlos in einer Fabrik durchgeführt werden.

Hat die Atomkraft eine Zukunft?