Am Dienstag ist der europäische Gaspreis Dutch TTF am Terminmarkt für Gas innerhalb von wenigen Minuten um fast 28 Euro oder 15 Prozent gestiegen, von 184 Euro auf 211,85 Euro in der Spitze. Dies liegt Bloomberg zufolge an einer Warnung von Gazprom vor dem Risiko, dass Moskau Sanktionen gegen die ukrainische Naftogaz verhängen könnte. Dann würden auch noch Russlands Gasflüsse über die Ukraine nach Europa einbrechen.

Streit zwischen Gazprom und Naftogaz droht zu eskalieren

Alles begann mit einer Beschwerde von Naftogaz bei einem Schiedsgericht, weil man von Gazprom keine Bezahlungen für Gas-Durchleitungsgebühren erhalte habe. Gazprom hat daraufhin die Forderungen des ukrainischen Energieunternehmens zurückgewiesen und mitgeteilt, dass Russland Sanktionen gegen Naftogaz verhängen könnte, wenn das ukrainische Unternehmen das Schiedsverfahren weiterverfolgen würde.

Sollte das Russland tatsächlich tun, wäre es dem russischen Konzern Gazprom untersagt, der Ukraine Transitgebühren zu zahlen. Das alles ist umso brisanter, als Gazprom die Lieferungen an Deutschland durch Nord Stream 1 Ende im August eingestellt hat. Zurzeit fließt noch Gas an und durch die Ukraine – pikanterweise also ausgerechnet an den den Kriegsgegner.

Der 27. September – ein katastrophaler Tag für Europa

“Da haben wir auf einmal ein neues Eskalations-Szenario”, kommentiert finanzmarktwelt.de. Dabei hatten sich gerade die Gasspeicher in Europa gefüllt. Damit beruhigte sich auch das Gas-Thema für Europa ein wenig. Der Gaspreis am Terminmarkt konnte sich binnen vier Wochen halbieren. An einem einzigen Tag hat sich das alles geändert: Lecks machen in den Ostsee-Pipelines auch künftig die Lieferung von russischem Gas unmöglich, und nun erfolgte die Warnung, den letzten Gasfluss über die Ukraine auch noch einzustellen. “Und zack, der Gaspreis springt wieder hoch wegen einer neuen Verknappungsangst. Dazu darf sich jeder Beobachter seinen Teil denken.”

Russisches Gas kam in der Vergangenheit durch drei verschiedene Pipelines nach Deutschland. Die bekannteste war Nord Stream 1. Abgesehen von der Pipeline durch die Ukraine gibt es auch noch die Yamal-Pipeline, die von Russland durch Weissrussland und Polen verläuft, und in Mallnow in Deutschland endet. Vor dem Krieg diente sie auch als Exportpipeline. Deutschland schickte auf diesem Weg Gas nach Polen. Aktuell fließt aber in keine Richtung Gas, da Russland Polen nicht mehr beliefert.