Einen Tag nach dem Bahn-Chaos in Norddeutschland steht fest: Das war ein gezielter Angriff. “Wir haben einen Tatort in Berlin-Hohenschönhausen”, sagte ein Sprecher der Bundespolizeidirektion Berlin. “Ein weiterer befindet sich in Nordrhein-Westfalen.” Aus Sicherheitskreisen hieß es, es seien in Berlin und in Herne in NRW vorsätzlich so genannte Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen.

Sicherheitsexperte: "Von Profis durchgeführt"

Die Folge war eine Störung am Zugfunk-System. Die Funkzentrale konnte die Züge nicht mehr erreichen. Eine Kommunikation zwischen den Leitstellen, die den Zugverkehr steuern, war nicht mehr möglich, und damit konnte auch der Zugverkehr nicht mehr funktionieren. Das führte Samstagvormittag zu Chaos. Über Stunden stand der Bahnverkehr in Norddeutschland größtenteils still. Auch internationale Verbindungen waren betroffen.

Passagiere warten am 8. Oktober beim Berliner Hauptbahnhof auf einen Zug – doch er kommt nicht.APA/AFP/John MACDOUGALL

Schon am Samstag meldeten Bahnkreise: Für die Attacke sind bestimmte Kenntnisse erforderlich gewesen. Das sieht auch der deutsche Sicherheitsexperte Peter Neumann so: “Es waren wahrscheinlich nicht Amateure oder Einzeltäter, sondern es war etwas, das von Profis durchgeführt wurde”, sagt der Forscher dem Sender RTL. Es benötige erhebliches Wissen, um diese Knotenpunkte anzugreifen.

Keine offiziellen Informationen zu Tätern, aber Vermutungen

Zu den möglichen Tätern gibt es bisher keine offiziellen Informationen. Viele denken zurzeit an Sabotage. Neumann hält einen Angriff Russlands auf die kritische Infrastruktur in Deutschland für denkbar. “Russland hat schon ein Interesse daran, in Europa Panik zu verursachen und zu signalisieren, dass es ganz heftig das Leben lahmlegen kann”, sagte der Forscher dem Sender RTL.

Neumann gab jedoch zu Bedenken: “Es gibt aber natürlich keine eindeutigen Beweise. Deswegen muss man schon vorsichtig sein. Momentan ist es noch eine Theorie.”