Die längste Zeit war Armenien als Lieferant von Obst und Wein bekannt. Seit dem vergangenen Jahr ist das anders. Mittlerweile ist es ein “florierender Umschlagplatz für Hightech und Industriegüter aller Art geworden”, schreibt der “Spiegel”. Die Einfuhren aus dem Westen stiegen massiv. “Die Exporteinnahmen deutscher Firmen aus dem Armeniengeschäft lagen etwa im Dezember 287 Prozent über dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2020”, schreibt das deutsche Magazin.

Das ist freilich nicht die einzige Veränderung: Auch der Außenhandel mit Russland hat sich innerhalb von zwei Jahren vervierfacht auf 2,5 Milliarden Dollar. Weil es keine gemeinsame Grenze zu Russland gibt, durchqueren daher täglich viele  Lastwägen die mehr als 200 Kilometer lange Strecke durch Georgien.

Sämtliche Waren nach Russland finden auch einen Umweg über die Türkei.

Großer Exportanstieg auch nach Kasachstan und Kirgistan

Dabei ist Armenien nicht der einzige Abnehmer deutscher Waren. Die Exporteinnahmen deutscher Firmen nach Kasachstan sind etwa um 210 Prozent gestiegen im Vergleich zu 2018 bis 2020, das gilt besonders für deutsche Maschinenbauer, die ein Plus von 297 Prozent verzeichnen. Noch kräftiger ist der Anstieg bei Kirgistan: Es beträgt satte 1157 Prozent.

Ob die deutschen Exportwarten tatsächlich nach Russland weiterexportiert werden, lässt sich nur schwer nachweisen. Armenien und Kasachstan gehören der Eurasischen Zoll- und Wirtschaftsunion unter der Führung Moskaus an. Hier werden nur eingeschränkt Zollkontrollen an den Grenzen durchgeführt.

WIFO-Chef Gabriel Felbermayr: Russland-Sanktionen wirken viel schwächer als Embargos gegen Nordkorea oder Kuba.APA/HERBERT PFARRHOFER

"Viel zu viele Lücken im Sanktionsregime"

Hinzu kommt noch die Türkei: Während die EU den Export bestimmter Kugellager nach Russland verboten hat, sind die Lieferungen aus der Türkei um mehr als das Fünfzigfache gestiegen. Gleichzeitig hat das Land seine Kugellager-Einfuhren aus Deutschland merklich hochgefahren. Gleiches gilt für Schmieröle.

Fakt ist: “Es gibt einfach viel zu viele Lücken im Sanktionsregime”, sagt Wirtschaftsexperte Gabriel Felbermayr, Chef des WIFO-Instituts. Abseits der EU und der USA beteiligen sich kaum Staaten an den Strafmaßnahmen. Deshalb falle die Wirkung “viel geringer aus, als bei den umfassenden Embargos gegen Nordkorea oder Kuba”. Somit seien die Sanktionen “als Waffen stumpf”.