42.000 Artikel über Corona und vor allem über die Maßnahmen der Politik wurden ausgewertet. Die Mehrheit davon fiel auffallend unkritisch aus. Die Schweizer Justizbehörden haben nun einen Sonderermittler eingesetzt. Er soll prüfen, ob das Medium “Blick” während der Corona-Zeit systematisch mit Insiderinformationen aus dem Gesundheitsministerium versorgt wurde – und sich im Gegenzug mit Kritik zurückhielt.

Arbeit einer Studentin mit der "NZZ"

Der Vorwurf ist nicht neu und wird auch bei uns immer wieder erhoben. Haben Medien in der Pandemie bewusst auf kritische Berichterstattung verzichtet – und gab es dafür Gegenleistungen der Politik? Unsere westlichen Nachbarn sind die ersten, die nun genauer hinsehen und dieser Frage auf den Grund gehen wollen. Allen voran geht eine Studentin aus Zürich. Für ihre Masterarbeit wertete Clara Goebel in Zusammenarbeit mit der “NZZ” die Berichte von 48 Zeitungen und Online-Plattformen ausgewertet.

Wurde er in der Berichtertstattung verschont? Der Schweizer Gesundheitsminister Alain Berset kam in der Corona-Pandemie gut weg

Staatsfunk bestreitet übertriebene Nähe

Im Zentrum ihrer Arbeit steht die Frage, wie einzelne Medienhäuser über die Politik während der Pandemie berichteten. Jeder Artikel wurde mittels Computeranalyse auf positive, neutrale und negative Wertungen geprüft, schreibt die “NZZ”. Goebels spannendes Fazit: Nur 6,8 Prozent der untersuchten Medienberichte waren negativ gefärbt – ein Wert, der auch in der zweiten Corona-Welle fast stabil blieb. Besonders wenige kritische Meldungen kamen von “SRG” und “Ringier” – jenen Medienhäusern also, die bereits während der Pandemie wegen gefühlter Staatsnähe in der Kritik standen.

Der Schweizer Staatsfunk “SRF” hat die Vorwürfe der übertriebenen Staatsnähe stets zurückgewiesen. Freilich auch wie die Redaktion des “Blicks”. Man machte stets die eigne Recherche-Arbeit für den Informationsvorsprung verantwortlich. Leaks aus Ministerien hätte es nie gegeben.